Der katholische Publizist und langjährige ORF-Mitarbeiter Paul Schulmeister ist in der Nacht auf Samstag, 5. November 2011, nach längerer schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren in Wien verstorben. Schulmeister war lange Jahre als ORF-Deutschlandkorrespondent in Bonn und Berlin tätig und war auch in der katholischen Kirche vielfach engagiert. Noch im Juni diesen Jahres war Schulmeister von Kardinal Christoph Schönborn mit dem päpstlichen Gregoriusorden geehrt worden. Paul Schulmeister war auch Träger hoher staatlicher Auszeichnungen, darunter das Große sowie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Paul Schulmeister wurde am 17. September 1942 in Wien geboren. Als promovierter Jurist begann der Sohn des langjährigen Chefredakteurs und Herausgebers der Tageszeitung "Die Presse", Otto Schulmeister, seine journalistische Laufbahn 1968 bei der deutschen Tageszeitung "Die Welt". Von 1972 bis 2004 arbeitete er für den ORF: von 1979 bis 1984 als Deutschland-Korrespondent in Bonn, mitzuständig für die EWG-Berichterstattung aus Brüssel; ab 1984 im ORF-Fernsehen als Leiter der Auslandsredaktion, Moderator und ständiger Kommentator und seit 1991 auch als Chefredakteur-Stellvertreter; von 1995 bis 2004 abermals als Deutschland-Korrespondent in Bonn und Berlin.
Von 1985 bis 1988 war Schulmeister Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) und von 2005 bis 2008 Präsident des Katholischen Akademikerverbandes Österreichs. Er erwarb sich große Verdienste im christlich-jüdische Dialog und gründete 2005 die "Plattform Christen und Muslime". Seit seiner Pensionierung 2004 war Schulmeister als freier Journalist aktiv und verfasste zahlreiche Gastkommentare, unter anderem für "Die Presse" und die "Europäische Rundschau". Darin mahnte er mehrmals die Solidarität mit jenen Christen ein, die in ihrer Heimat zur verfolgten Minderheit geworden sind.
Bei der Überreichung des Gregoriusordens im Juni 2011 würdigte Kardinal Schönborn das "weite Feld" der Tätigkeiten und Verdienste Schulmeisters. Dieser habe die gesellschaftliche Verantwortung der Kirche gesehen und wahrgenommen und sei in der Öffentlichkeit für christliche Werte eingestanden. In dieser Haltung habe er sich auch für Verständigung zwischen den Kirchen und Religionen eingesetzt, so Schönborn damals.
Die ehemalige KAÖ-Generalsekretärin Ruth Steiner würdigte in der Laudatio, dass Schulmeister angesichts der erschreckenden antisemitischen Tendenzen, die im Zuge der "Causa Waldheim" 1986 in Österreich sichtbar wurden, nicht nur öffentlich sondern auch innerkirchlich thematisiert und damit einen wichtigen Prozess des Umdenkens und des Dialogs in Gang gesetzt habe.
KAÖ-Präsidentin Luitgard Derschmidt sagte, Schulmeister habe die Sensibilität als Basis des interreligiösen Dialogs auch beim weltweit losgebrochenen Streit über die Mohammed-Karikaturen unter Beweis gestellt. Die von ihm damals mitbegründete "Plattform Christen und Muslime" habe nichts an Aktualität verloren.
Paul Schulmeister wird am Mittwoch, 16. November 2011, auf dem Neustifter Friedhof, Wien 18, Pötzleinsdorfer Höhe 2 bestattet. Die Begräbnisfeier beginnt um 13.00 Uhr in der Halle 2. Die Einsegnung wird der Generalvikar der Diözese Graz-Seckau, Heinrich Schnuderl, leiten. Schulmeister war Schnuderl seit Jahren verbunden: Als Schulmeister in den 1980er Jahren Präsident der Katholischen Aktion Österreich war, war Schnuderl deren Geistlicher Assistent
Dem Requiem für den Verstorbenen um 16.00 Uhr in der Schottenkirche, Wien 1, Freyung 6, steht der alttestamentliche Bibelwissenschaftler und Benediktinerpater Georg Braulik vor.
