Die Beisetzung des Herzens von Otto Habsburg in der Benediktinerabtei Pannonhalma am 17. Juli gründet auf seiner mehr als 80-jährigen Verbindung mit den Mönchen. Wie ungarische Medien berichten, besteht in der Nähe des Benediktinerklosters ein Gymnasium, in dessen Vorgängerbau auch Otto von Habsburg einige Monate lang von Benediktinern unterrichtet wurde.
Kaiserin Zita war 1922 kurz nach dem Tod ihres Mannes Karl I. mit ihren sieben Kindern von Madeira nach Lequeitio (Spanien) übersiedelt, wo Otto 1930 die Matura mit Auszeichnung ablegte. Zita bestand jedoch darauf, dass Otto als ungarischer Thronprätendent auch eine entsprechende Ausbildung erhielt. Während der Zeit in Lequeitio verbesserte der Kaisersohn durch Privatunterricht von Patres aus Ungarn seine Ungarischkenntnisse. Danach, 1930, ging Otto zum Studium nach Löwen (Belgien). Gleich nach der "Wende", anfang 1990, absolvierte Otto Habsburg seinen ersten Privatbesuch in der Abtei Pannonhalma nach 1945. In der Folge wurde er in einem Festakt als Mitglied der Benediktinischen Studentenverbindung Pannonhalma aufgenommen.
Wenig später traf Otto Habsburg die Verfügung über die Bestattung seines Herzens. Die Herzgruft in der Krypta der Abtei Pannonhalma ließ Erzherzog Michael von Habsburg-Lothringen, Präsident der Kardinal-Mindszenty-Stiftung, vor zwei Jahren anlegen, so Medienberichte aus Budapest.
Das Begräbniszeremoniell für Angehörige der Habsburger hat eine lange Tradition. Zunächst wird der Leichnam einbalsamiert, das Herz wird entnommen und getrennt an einem Ort bestattet, der dem Verstorbenen besonders wertvoll war.
Während der Monarchie wurden die Herzen in der Loretokapelle der an die Wiener Hofburg angrenzenden Augustinerkirche beigesetzt. In der Kapelle befindet sich die "Herzgruft", in der seit dem 17. Jahrhundert die Herzen von 54 Habsburgern in kupfernen Urnen bestattet wurden.
Die Herzurne der 2010 verstorbenen Regina Habsburg wird in der Familiengruft der Sachsen-Meiningen auf der Heldburg in Südthüringen verbleiben. Das Herz von Otto Habsburg wird einen Tag nach der eigentlichen Beisetzung in der Wiener Kapuzinergruft in der ungarischen Benediktinerabtei von Pannonhalma bestattet.
Die Benediktinerabtei Pannonhalma (Martinsberg), in der die Urne mit dem Herzen Otto Habsburgs beigesetzt werden soll, befindet sich in der pannonischen Tiefebene rund 30 Kilometer südlich der ungarische Stadt Györ (Raab). Das Kloster Pannonhalma wurde 996 gegründet, 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und gilt als das älteste und bedeutendste Kloster Ungarns. Die tausendjährige Benediktinerabtei gilt als eine Keimzelle der Christianisierung Ungarns.
Die Gründung des Klosters geht in die Zeit des Fürsten Geza (940-997) zurück. Unter Stephan dem Heiligen (997-1038) wurde das Kloster zur Erzabtei und gilt seitdem als das Zentrum des Benediktinerordens in Ungarn. In der Stiftungsurkunde von 1001 hatte König Stephan dem Kloster weitreichende Privilegien gewährt. Von den ursprünglichen romanischen Gebäuden, die selbst den Tatarensturm von 1242 widerstanden, ist heute nichts mehr zu sehen. Die ältesten Teile der heute weitgehend klassizistisch geprägten Anlage sind die Krypta und der gotische Kreuzgang aus dem 14. Jahrhundert. Schutzheiliger der Abtei ist der Bischof von Tours, der heilige Martin, der unweit des Klosters geboren worden sein soll und auch dem Hügel, auf dem sich die Abtei befindet, den Namen gab.
Die drei Schiffe der mächtigen 1225 erbauten Stiftskirche sind durch Arkadengänge miteinander verbunden. Porta Speciosa, das Prunkportal aus rotem Marmor, zählt zu den bedeutendsten spätromantischen Baudenkmälern Ungarns. Als besonders kostbar gilt der Prunksaal der 360.000 Bände umfassenden klassizistischen Bibliothek. Die wertvollen Handschriften sowie das älteste erhaltene Zeugnis der ungarischen Sprache machen die Klosterbibliothek zu einer der wichtigsten in ganz Europa.