Wie moderne Künstler eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur - Dantes "Göttliche Komödie" - in Bilder umsetzen, zeigt das Wiener Dommuseum in seiner diesjährigen Sonderausstellung.
"La Divina Commedia" des Florentiners Dante Alighieri (1265-1321) diente als Vorlage für eine reiche und vielfältige Kunstproduktion von der Frührenaissance bis in die Gegenwart, so Dommuseumsdirektor Bernhard Böhler und nennt berühmte Namen wie William Blake, Gustave Doré, Salvador Dali oder Robert Rauschenberg. Einer der ersten und bedeutendsten Rezipienten, Sandro Botticelli (1445-1510, ebenfalls Florenz), ist in der Wiener Schau mit drei Faksimiles vertreten. Der Hauptakzent im Dommuseum liegt aber auf Bearbeitungen des Dante-Stoffes aus dem 20. und 21. Jahrhundert.
Weitere künstlerische Arbeiten stammen vom Südtiroler Markus Vallazza (*1936), dessen meisterhafte Radierungen einen der umfassendsten Illustrationszyklen zum Thema darstellen, vom russischen Künstler und Kinematographen Valery Kharitonov (*1939) mit abstrakten, mystisch-spirituellen Bildern, sowie vom amerikanischen Künstler und Menschenrechtsaktivisten Roger Roberts (*1952). Dieser steht für eine völlig neuartige Kunstauffassung, die die "Göttliche Komödie" mit buddhistischen, pazifischen und afrikanischen Elementen kombiniert.
Schließlich wird mit dem Bilderzyklus der "Sieben Todsünden des 20. Jahrhunderts" des österreichischen Malers und Zeichners Robert Hammerstiel (*1933) auf den ersten der drei Abschnitte der "Göttlichen Komödie" Bezug genommen, auf die "Hölle": Die eindrucksvollen Schwarzweiß-Graphiken Hammerstiels mit vielschichtigen Szenen zu Themen wie Krieg, Holocaust und Menschenrechtsverletzungen zeigen die erschreckende Aktualität des mittelalterlichen Stoffes auch in der heutigen Welt.
Die Ausstellung des Dommuseums bietet einen Zugang zu Dantes literarischem Werk. Unter den Buchausgaben aus den fünf Herkunftsländern der ausgestellten Künstler findet sich eine nur sechs Zentimeter große Mini-Ausgabe der "Komödie" mit vollständigem Inhalt.
Das Leitmotiv der "Göttlichen Komödie" lässt sich laut dem Kuratorenteam - Bernhard Böhler, Carola Schreiner-Walter und Laila Theresa Dandachi - umschreiben mit: "des Menschen langer Weg zu Gott - der Weg des sündigen Menschen zum ewigen Heil". Die statt des damals üblichen Latein in Italienisch gehaltene Versdichtung erzählt die Geschichte der visionären Wanderung Dantes durch die drei Reiche des Jenseits im mittelalterlich-christlichen Kosmos: Inferno, Purgatorio, Paradiso. Der Dichter trat diese Reise an, weil, - so Dante - "ich den rechten Weg verloren hatte".
Dantes Führer in der Hölle und auf dem Läuterungsberg ist der Dichter Vergil, der diese Aufgabe im irdischen Paradies schließlich an die engelsgleiche Frauengestalt Beatrice überträgt, die Dantes früh verstorbene Jugendliebe war. Mit ihr durchschwebt er das himmlische Paradies. Den Höhepunkt und Abschluss der Reise Dantes bildet dessen Schau des dreieinigen Gottes.
Die Sonderausstellung "Dantes Vision. Durch die Hölle zum Licht" ist ab Mittwoch, 8. Juni 2011 bis 28. Jänner 2012, zugänglich. Die Öffnungszeiten sind dienstags von 10.00 bis 20.00 Uhr, Mittwoch bis Samstag von 10.00 bis 18.00 Uhr.