Norbert Höslinger, der mehr als 30 Jahre lang das Österreichische Katholische Bibelwerk geleitet hat, ist am Freitag, 1. April 2011, im 81. Lebensjahr gestorben. Mit Höslinger verliere das Stift Klosterneuburg, das Österreichische Katholische Bibelwerk, überhaupt die Kirche in Österreich und "die ganze Welt der Bibel und Liturgie" einen "ernsten und zugleich humorvollen, einen ordnungs- und zugleich freiheitsliebenden, einen meinungsstarken und zugleich die Ansichten anderer schätzenden, einen wertetreuen und zugleich neuen und modernen Entwicklungen aufgeschlossenen, einen sich von Kunst, Kultur, Geschichte und Religion der Menschheit berühren lassenden Geist", heißt es in einer Parte des Augustiner Chorherrenstifts Klosterneuburg.
Norbert Wolfgang Höslinger wurde am 25. Dezember 1930 in Wien geboren. Er legte 1948 die Matura am Gymnasium in Klosterneuburg ab und wurde im selben Jahr im Stift Klosterneuburg eingekleidet. 1954 wurde er in der Stiftskirche Klosterneuburg zum Priester geweiht. In seinen Kaplansjahren von 1954 bis 1965 zuerst in Floridsdorf, dann in der Stiftspfarre Klosterneuburg "verstand er es, vor allem die Jugend anzusprechen und für den Glauben zu begeistern". Von 1968 bis 1975 war er Pfarrer der Gemeinde St. Martin in Klosterneuburg.
Sein Lehrer war Pius Parsch
Höslingers Lebenswerk wurde das Vermächtnis seines großen Lehrers und Vorbilds Pius Parsch in Bibel und Liturgie: 1957 übernahm er die Leitung des "Volksliturgischen Apostolats", das später in "Pius Parsch Institut" umbenannt wurde, und die Schriftleitung der Zeitschrift "Bibel und Liturgie". 1957 wurde er auch Leiter des "Klosterneuburger Bibelapostolats".
Die Bibel und ihre jüdischen Wurzeln
Als das Österreichische Katholische Bibelwerk als Werk der Österreichischen Bischofskonferenz 1966 durch Kardinal Franz König begründet wurde, übernahm Höslinger die Leitung. Von Klosterneuburg aus unterstützte Höslinger tatkräftig die schwierige Bibelarbeit in den damals noch kommunistisch beherrschten Ländern.
Kirchliche Bibelarbeit ohne Besinnung auf die jüdischen Wurzeln - und der daraus resultierende jüdisch-christliche Dialog - waren für Höslinger unvorstellbar. Als Mitglied des Kuratoriums des Österreichischen Hospizes in Jerusalem war er dessen Leitung in den schwierigen Jahren seit der Wiedereröffnung im Jahr 1988 ein solidarischer Förderer und Freund.
Im Jahr 1999 ging Höslinger als Direktor des Österreichischen Katholischen Bibelwerks in Pension. Die Zukunft des Bibelwerks und der Fortbestand des Parsch-Erbes lagen ihm aber bis zuletzt am Herzen. Von 2001 bis 2004 übernahm Höslinger die Pfarre Heiligenstadt im 19. Wiener Gemeindebezirk. Ein Schlaganfall im Vorjahr fesselte Höslinger schließlich ans Bett.
Requiem und Beisetzung
Im Kreuzgang des Stiftes Klosterneuburg wird der Leichnam aufgebahrt, die Möglichkeit, von ihm Abschied zu nehmen, besteht täglich von 10.00 bis 12.00 Uhr und von 14.00 bis 17.00 Uhr.
Im Kreuzgang des Stiftes Klosterneuburg findet am Freitag, dem 15. April, um 15.00 Uhr die erste Einsegnung statt. Anschließend feiern die Mitbrüder in der Stiftskirche das Requiem. Danach folgt die Beisetzung in der Pfarrergruft der Pfarre Klosterneuburg St. Martin am Unteren Stadtfriedhof.