In Wien-Aspern ist ein neuartiges gemeinschaftliches Wohnprojekt im Entstehen, das Menschen verschiedener Religionen und Kulturen zusammenführen soll. Das geplante Wohnheim wird 35 Wohneinheiten umfassen. Es werden aber auch Gemeinschaftsräume zur Verfügung stehen. Wie genau das Wohnheim gestaltet wird, bleibt den Mitgliedern der Gemeinschaft selbst überlassen. Bis Ende 2013 soll das Wohnheim in der Seestadt Aspern beziehbar und von Christen, Muslimen, Juden und Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften getragen werden. Durch das gemeinschaftliche Wohnen soll der interreligiöse und interkulturelle Dialog eine Selbstverständlichkeit in der alltäglichen Lebensführung werden, so Helmuth Schattovits, einer der Initiatoren des integrativen Wohnprojektes.
Vorbild für die neue Initiative ist das Konzept der Gemeinschaft "B.R.O.T." ("Beten", "Reden", "Offensein" und "Teilen"), das in zwei Wohnprojekten in Wien-Hernals und Kalksburg bereits gelebt wird. Die Gemeinschaft B.R.O.T. ist 1987 als gemeinnütziger Verein gegründet worden. Auf einem Pfarrgrund in Hernals errichtete der Verein in den Jahren 1988 bis 1990 ein Wohnheim für etwa 60 Personen. Ziel des Projektes ist es, auf der Basis der christlichen Spiritualität gemeinschaftliches Wohnen zu ermöglichen und damit soziale Dienste strukturell zu unterstützen. Seit 2010 lebt eine zweite "B.R.O.T."-Gemeinschaft in Kalksburg.
Die Gemeinschaft ist rechtlich als Verein organisiert, der nun auch für das Projekt in Aspern verantwortlich zeichnet. Während die bisherigen Wohngemeinschaften aber dezidiert christlich geprägt sind, stehe nun der interreligiöse Aspekt im Vordergrund, so Schattovits.
Schattovits sieht im gemeinschaftlichen Wohnen eine "Antwort auf die Herausforderung des gesellschaftlichen Wandels". Gemeinsam mit Angela Adrigan hat er einen Sammelband mit Beiträgen aus der Theorie und Praxis von Projekten gemeinsamen Wohnens herausgegeben: "Heimat finden. Gemeinschaftliches Wohnen zwischen Sehnsucht und Gelingen." Das Buch soll das Scheitern von Initiativen und Gruppen verhindern. Es bietet unter anderem auch Aufklärung in Fragen der rechtlichen Gestaltung, der Finanzierung und behördlichen Voraussetzungen sowie Erfahrungsberichte.