Mittwoch 18. September 2024
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"Mehaye hametim": Gedenken an die Novemberpogrome

(6.10.2010) Eine "Bedenkwoche" mit Zeitzeugen, einer Vortragsreihe über judenfeindliche Prediger und einem ökumenischen Gedenkgottesdienst.

Das Bibelwort "Mehaye hametim" ist ein Bekenntnis zu "Gott, der die Toten auferweckt" und programmatisch für die "Bedenkwoche im Gedenken an die Novemberpogrome von 1938", erklärt Markus Himmelbauer vom Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Das Wort "Mehaye hametim" drücke die Hoffnung für die in der Shoa ermordeten Jüdinnen und Juden aus, dass sie bei Gott lebendig sind. Im übertragenen Sinn sei es ein Hinweis auf die totgemeinten, doch heute äußerst lebendigen jüdischen Gemeinden in Österreich: "Wenn wir heute auf das jüdische Leben in Wien schauen, so sehen wir eine große Vielfalt. Das Judentum tritt sehr selbstbewusst und lebendig an die Öffentlichkeit", sagt Markus Himmelbauer.

 

Die Erneuerung des christlich-jüdischen Verhältnisses habe einerseits einen theologischen Aspekt - Christen sollen ihre Wurzel im Judentum schätzen lernen, andererseits sei es wichtig, das heutige "Volk des Bundes" positiv wahrzunehmen und "sich zu freuen, dass es blüht und gedeiht und seinen Glauben in hoffentlich immer größerer Treue zu Gott leben kann", so Himmelbauer.

 

Zum 72. Jahrestag der Novemberpogrome

Vor und nach dem 9. November, dem 72. Jahrestag der Pogrome von 1938, bedenken Veranstaltungen mehrerer christlicher Organisationen das christlich-jüdische Verhältnis. Im Mittelpunkt steht der Ökumenische Gedenkgottesdienst in der Ruprechtskirche am Dienstag, 9. November 2010, um 19.00 Uhr, mit Superintendent Hansjörg Lein, dem Jesuitenprovinzial Gernot Wisser und dem Dekan der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät, Martin Jäggle. Nach dem Gottesdienst findet ein Schweigegang zum Mahnmal auf dem Judenplatz statt.

In die christlich-jüdische Gartenausstellung "Aufbruch Zueinander" im Stift Altenburg führt eine Exkursion am 26. Oktober; eine weitere Exkursion erkundet am Sonntag, 7. November, in die Wiener Leopoldstadt zu den Orten der zerstörten Synagogen im zweiten Bezirk.

 

Die Last der Geschichte annehmen

Persönlichkeiten der katholischen Kirche, die in Wien zur Verbreitung von Judenfeindschaft beigetragen haben, werden in einer Vortragsreihe im Jüdischen Institut für Erwachsenenbildung (1020 Wien, Praterstraße 1) in den Blick genommen: mit dem heiligen Johannes Capistranus (1386-1456), Abraham a Sancta Clara (1644-1709), dem Jesuitenpater Heinrich Abel (1843-1926) und den beiden Wiener Pfarrer Johann Arnezhofer (1640-1679) und Joseph Deckert (1843-1901). Die vierteilige Reihe (Beginn am Dienstag, 2. November) steht unter dem Motto: "Die Last der Geschichte annehmen" und erinnert an ein Dokument der deutschsprachigen Bischöfe von 1988. "Darin haben die Bischöfe gesagt, wir müssen uns als Christinnen und Christen dieser Geschichte stellen und ein ehrliches Wahrnehmen dieser unheilvollen Beziehung der Kirche zum Judentum ist ein erster Schritt zur Umkehr und zur Erneuerung", erklärt Himmelbauer.

 

Begegnungen mit Zeitzeugen

Auch Begegnungen mit Zeitzeugen bietet die diesjährige Bedenkwoche "Mechaye Hametim": Marko Feingold, 1913 in Ungarn geboren, ist Überlebender mehrerer Konzentrationslager und seit 1946 Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Am Donnerstag, 5. November ist er zu Gast im Kardinal König Haus. Über das Leben im Lager Theresienstadt erzählt am Mittwoch, 10. November, die Zeitzeugin Helga Kinsky. Und die Missionierung sowie die Sozialarbeit an und für Juden durch die "Schwedische Evangelische Kirche" während der Kriegszeit stellt ein "Lesetheater" am Donnerstag, 18. November, in der Seegasse 16 vor.

 

Den Schöpfungstag aus jüdischer und christlicher Perspektive beleuchtet ein Vortrag der Theologischen Kurse am Mittwoch, 10. November. Referent ist der Innsbrucker Liturgiewissenschaftler Reinhard Meßner.

 

Das gesamte Programm des "Mehaye hametim" sowie weiterer Veranstaltungen zum christlich-jüdischen Dialog dokumentiert die Homepage des Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

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