Samstag 19. Oktober 2024
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Viele Jubiläen für die Wiener Ursulinen

(19.10.2010) Seit 475 Jahren gibt es den Orden der Ursulinen. In Wien sind sie seit 350 Jahren und seit 50 Jahren vermittelt die Schule St. Ursula in Wien-Mauer umfassende und zukunftsorientierte Ausbildung.

"475 Jahre ist es her, dass Angela Merici in Brescia ein kleines, unscheinbares, aber doch sehr kräftiges Pflänzchen eingesetzt hat, indem sie die 'Gesellschaft der heiligen Ursula' gründete", erzählt Schwester Maria Elisabeth Göttlicher, die Obfrau des Schulvereins St. Ursula in Österreich. Es sei eine Gemeinschaft von jungen Frauen gewesen, denen sie ermöglichte, ein Leben ganz in der Hingabe zu Gott zu führen, ohne in ein Kloster eintreten zu müssen. Diese Gründung war eine kleine Revolution für die Stellung der Frau im 16. Jahrhundert. Die Folgen dieser Gründung waren weitreichend, besonders im Blick auf den Bildungsstandard der Frauen.

 

Wechselhafte Geschichte der Ursulinen in Österreich

Die österreichische Kaiserin Leonore rief 1660 die Ursulinen nach Wien, wo ihre erste Bleibe in der Dorotheergasse war. Dieses Haus wurde wegen des großen Andranges bald zu klein. In der Folge bekamen sie ein Haus in der Johannesgasse und mit dem Bau der Kirche und einem neuen Schulhaus wurde begonnen, später kam auch ein Haus in der Gentzgasse hinzu.

Bildung für Kinder aus ärmeren und wohlhabenderen Schichten stellt bei den Wiener Ursulinen seit jeher einen Schwerpunkt dar. Schwester Maria Elisabeth Göttlicher verweist auch darauf, dass "die Ursulinen im 17. Jahrhundert hier in Wien einen Weingarten hatten, den sie an sechs Weinbauern verkauften." Harte Zeiten blieben jedoch nicht aus. So bewahrte während des Josephinismus nur der persönliche Schutz durch Kaiserin Maria Theresia die Ordensgemeinschaft vor der Schließung ihres Hauses. Während des Zweiten Weltkriegs trotzten die Ursulinen dem NS-Regime. Sie betrieben ihre so genannte "heimliche Schule". Unter Lebensgefahr unterrichteten sie Kinder, deren Eltern im Konzentrationslager, als Ausländer unerwünscht oder jüdischer Abstammung waren. 1945 wurde die Schule offiziell wieder eröffnet. 1960 bezogen die Schwestern den Neubau am Stadtrand von Wien, in Mauer.

 

Zeitgemäße, fundierte, umfassende und zukunftsorientierte Ausbildung garantieren die Schulen der Ursulinen, die es in Klagenfurt, Salzburg und Wien-Mauer gibt, auch im 21. Jahrhundert. Vor zehn Jahren wurde deshalb der "Schulverein St. Ursula in Österreich" gegründet: "Der Schwesternmangel wurde in allen Klöstern spürbar, daher entschloss sich der Provinzrat die Schulen zusammenzufassen", erläutert Schwester Maria Elisabeth Göttlicher.

 

Förderung sozialer Kompetenz der Schüler

975 Mädchen und Knaben werden in St. Ursula in Wien-Mauer derzeit von rund 100 Lehrkräften unterrichtet. Volksschule, Kooperative Mittelschule und Gymnasium und Oberstufenrealgymnasium mit den Zweigen Musik und Darstellende Geometrie umfasst das Schulangebot. 90 Lehrkräfte unterrichten, 16 Erzieher und Erzieherinnen stehen für die Nachmittagsbetreuung der Kinder zur Verfügung. Das Schulgebäude umfasst rund 10.000 Quadratmeter Nutzfläche. Die Schwerpunkte liegen "im Fördern und Unterstützen der Talente, der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen", freut sich Schwester Göttlicher.

 

Ein herausragendes soziales Projekt stellt das fächerübergreifende "Compassion-Projekt" dar. Dabei lernen die Schüler der 7. Klassen soziale Verantwortung. Die Bandbreite ist groß: Hilfe für alte Menschen, Kranke, Behinderte oder Flüchtlinge. Betreuungspersonen in den Sozialeinrichtungen nehmen die Mithilfe der Schüler gerne in Anspruch, die Schüler und Schülerinnen machen wertvolle Erfahrungen und die Lehrkräfte lernen ihre Schüler in einer oft völlig neuen Art und Weise kennen.

St. Ursula ist auch eine Pilgrimschule, das bedeutet ökologische und nachhaltige Schwerpunkte werden gesetzt, wie Mülltrennung, ein wöchentlicher Fair-Trade-Verkauf, die Teilnahme an Jugend-Umwelttagen sowie regionale Produkte in der Speisen- und Getränkeauswahl. Bekannte Absolventinnen der Schule St. Ursula in Wien-Mauer sind die Filmregisseurin Jessica Hausner oder Bank- und Börse-Expertin Doris Wohlschlägl-Aschberger.

 

Römische Gründungserinnerung und Wiener Feierakzente

Zum Gründungsjubiläum und den speziellen Wiener Jubiläen kommt noch ein weiterer runder 'Geburtstag' hinzu, denn seit 110 Jahren gibt es den internationalen Zusammenschluss zur "Römischen Union". Im November 1900 fanden sich Vertreterinnen von 71 Ursulinenkommunitäten zum ersten Generalkapitel in Rom ein. Papst Leo XIII. bestätigte die Gründung zur Römischen Union. Heute sind Ursulinen der Römischen Union in 28 Provinzen in 36 Ländern auf allen Erdteilen präsent. 

 

Die "Ursulinen der Römischen Union", tragen im Wappen den Lorbeerbaum "Laurus", dessen Buchstaben das Wort URSULA bilden. Die heilige Angela wählte die heilige Ursula als Patronin für ihre Gesellschaft und gab dieser damit ein Vorbild als Vermächtnis mit: Ursula, die Bärin, eine Frau, und "bärenstark" im Glauben.

 

Die Ursulinen in Wien begehen die Feierlichkeiten mit einer Festwoche von 15. bis  21. Oktober 2010. Tage der Offenen Tür luden zur Besichtigung der einzelnen Schuleinrichtungen, eine Aufführung des Musicals "Joseph and the amazing Technicolor dreamcoat" der Bühnenspielgruppe und des Chors von St. Ursula gehören dazu ebenfalls, wie Projekttage und als Höhepunkt ein Festgottesdienst im Wiener Stephansdom. Am Donnerstag, 21. Oktober 2010, um 18.00 Uhr feiert diesen der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl, mit Schülern, Lehrern, Eltern und Ehemaligen der Schule St. Ursula.

 

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