Mittwoch 18. September 2024
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Kirchenübergabe - ein starkes Zeichen für die Ökumene

(20.10.2010) Mit Juni 2011 wird die Kirche Neulerchenfeld der serbisch-orthodoxen Kirche übergeben. "Die kirchliche Landschaft in Wien hat sich gewandelt", erklärt Bischofsvikar Karl Rühringer.

Die Entscheidung, der serbisch-orthodoxen Kirche in Wien ein Gotteshaus zu übergeben, habe eine längere Vorgeschichte, wie der Bischofsvikar des Vikariates Wien-Stadt, Karl Rühringer, im Gespräch mit Erzdiözese-Wien.at am Mittwoch, 20. Oktober 2010, erklärt: "Seit Jahren fragt die orthodoxe Kirche nach, ob wir nicht ein Gotteshaus hätten, das wir ihnen überlassen können. Aber nicht nur von der serbisch-orthodoxen auch von der koptischen und der syrisch-orthodoxen Kirche bekommen wir immer wieder Anfragen. Der zweite Grund ist, dass wir feststellen müssen, dass wir unseren Baubestand nicht halten können. Auf Grund der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen werden wir nicht alles Geld in Bauwerke stecken können."

 

Mutter- und Tochterpfarre

Zuerst sei die Kirche "Maria vom Siege" im Gespräch gewesen, hier habe aber das Bundesdenkmalamt erklärt, dass die nötigen Veränderungen nicht möglich seien. "Im Dekanat 15 und 16 sind die demographischen Veränderungen am stärksten zu erkennen. Es gibt einen ganz starken Rückgang der Katholikenzahlen in den Gemeinden", so Bischofsvikar Rühringer. Es habe sich die Entscheidung dann auf die Pfarren Neulerchenfeld und Maria Namen fokussiert. Bei beiden Pfarren gebe es das Bundesdenkmalamt betreffend keine besonderen Probleme. "Die Pfarren haben früher einmal zusammengehört. Es sind Mutter- und Tochterpfarre", erklärt Rühringer.

"Neulerchenfeld hat dazu ein eigenes Pfarrzentrum in der Grundsteingasse. Die Überlegung ist, dass das pfarrliche Leben, also Gruppen wie Jungschar, Jugend oder Senioren im Pfarrzentrum weiter bestehen können. Dort kann man eine Wochentagskapelle, einen Andachtsraum einrichten. Der Sonntagsgottesdienst wird in Maria Namen mit der Nachbargemeinde zusammen gefeiert", so der Bischofsvikar.

 

Begleitung und Unterstützung

Das Ganze sei natürlich mit Trauerarbeit, mit Enttäuschung und Wut verbunden, "wer gibt schon gerne seine Kirche her", sagt Rühringer. Auch die polnische Gemeinde, die mit 400 bis 600 Gottesdienstbesuchern jeden Sonntag in Neulerchenfeld Messe feiert, kann 300 Meter weiter in "Maria Namen" feiern. Identifikationsobjekte aus der Pfarrkirche Neulerchenfeld können in das Pfarrzentrum mitgenommen werden. "Der Pfarrgemeinderat von Neulerchenfeld und Maria Namen werden zunächst miteinander arbeiten. In Zukunft ist gedacht, dass es von Neulerchenfeld aus einen Gemeinderat geben wird, wie es in Diözesanversammlung sehr klar auch ausgedrückt wurde, der dann Vertreter in den Pfarrgemeinderat von Maria Namen schickt."

Wichtig ist Bischofsvikar Rühringer, dass die Gemeinde in Neulerchenfeld auf diesem Weg unterstützt und begleitet wird. "Wir dürfen sie auf diesem Weg nicht alleine lassen. Die Pfarre selbst wird sagen, welche Hilfen sie braucht. Ich fühle mit den Menschen. Aber manche Wege müssen auf Grund der realen Entwicklung gegangen werden. Gemeinsam sind wir stärker. Auch die finanzielle Situation der beiden Gemeinden ist nicht so rosig. Zusammen werden sie das Gotteshaus und Räumlichkeiten für die Pastoral leichter erhalten können."

 

Übergabe Juni 2011

"Das Bauamt, die Rechtabteilung, die Personalabteilung, alle involvierten Dienstellen haben den Auftrag, sich anzuschauen, wie die Übergabe ablaufen wird", erklärt Rühringer. Der Plan sei, die Kirche bis Juni 2011 zu übergeben. Umbauarbeiten, die die serbisch-orthodoxe Kirche haben möchte, müssten natürlich mit dem Bundesdenkmalamt abgesprochen werden. "Mit der Übergabe gehen alle Rechte und alle Pflichten auf die serbisch-orthodoxe Kirche über. Sie bekommen auch den Pfarrhof, damit sie die Möglichkeit zu einem Gemeindeleben haben."

Spekulationen in den Medien über Kirchenübergaben im 2., 3. und 17. Bezirk weist der Bischofsvikar entschieden als Zeitungsente zurück: "Genau das sind die Dekanate, die momentan überhaupt nicht in Frage kommen."

 

150.000 serbisch-orthodoxe Christen in Wien

"In und um Wien leben 150.000 serbisch-orthodoxe Christen, die gerade drei Gottesdienststätten haben. Sie sind auf uns zugekommen und haben gesagt 'uns laufen die Jungen schon davon, weil wir keine Kirchen haben'. Die Diözesanleitung ist der Meinung, dass wir nicht unbeteiligt zuschauen können, sondern ihnen entgegenkommen müssen", so Rühringer. Auch der serbisch-orthodoxe Patriarch habe bei seinem Besuch in Wien Kardinal Christoph Schönborn sehr intensiv um ein Gotteshaus gebeten. In den Dekanaten 14 bis 17 leben etwa 50.000 Serben.

Die kirchliche Landschaft in Wien haben sich gewandelt, was man zur Kenntnis nehmen müsse, erklärt Bischofsvikar Rühringer: "Die orthodoxen Christen sind Brüder und Schwestern. Das ist auch ein starkes Zeichen für die Ökumene."

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