Mittwoch 18. September 2024
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"Familien machen Gesellschaft und Staat reicher"

(21.10.2010) Bei eine Enquete des Katholischen Familienverbands in Wien sprachen sich Experten für mehr Wertschätzung von Familien auf allen Ebenen aus.

Für mehr Wertschätzung von Familien haben sich die Teilnehmer der Enquete "Macht Familie arm? ... und/oder reich?" des Katholischen Familienverbands Österreich (KFÖ) am Dienstag, 19. Oktober 2010, in Wien ausgesprochen. Familien machten Staat und Gesellschaft "jedenfalls sozioökonomisch reicher", meinte etwa Familienforscher und KFÖ-Experte Helmuth Schattovits. KFÖ-Präsident Clemens Steindl kritisierte die angedrohten Budgetkürzungen im Familienbereich und die "Geheimniskrämerei" um die Budgetplanungen.

Die Lebensbedingungen für Familien, insbesondere mit mehreren Kindern, würden schwieriger und die Gefahr der Armut relativ zu kinderlosen Frauen und Männern zunehmend größer, erklärte Schattovits. Dies erschwere den Familien die "Erfüllung ihrer grundlegenden, nur schwer ersetzbaren Aufgaben in der alltäglichen Lebensführung".

 

Aufwertung auf allen Ebenen

KFÖ-Präsident Steindl kam auf geplante budgetäre Einsparungen zu sprechen: "Wird dadurch nicht sehr sinnfällig, welchen Stellenwert die Familie im Denken und Handeln der verantwortliche Politiker hat?" fragte er. Familien seien auf dreifacher Weise bedrängt: "durch die drohenden Kürzungen, die grassierende Inflation und die verweigerte Valorisierung". Es gehe nicht nur um den Kampf gegen materielle Armut, sondern um eine immaterielle Aufwertung der Familie, eine durch Kinder erreichte Erhöhung der Lebensqualität sowie "die breite gesellschaftliche Anerkennung der Familie als Lebensform, die die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft sichert", so Steindl.

 

Kampf der Kinderarmut

Kinder und Jugendliche in armutsgefährdeten Haushalten hätten ungünstigere Entwicklungsbedingungen und damit weniger Ressourcen, um schwierigen Situationen zu begegnen, hob Caritas-Präsident Franz Küberl hervor. Weiters wären diese Kinder oft durch mangelnde soziale Beziehungen und wenig Zuneigung der Eltern belastet. "Der Kampf gegen Kinderarmut ist auch ein Kampf gegen Elternarmut", sagte der Caritas-Präsident und forderte "ein gerechtes und existenzsicherndes Einkommen" als wichtigen Faktor zur Armutsvermeidung. Weiters wäre die Hälfte der Ein-Eltern-Haushalte ohne Transferleistungen armutsgefährdet, sagte Küberl. Er kritisierte auch die Vererbbarkeit von Armut durch das herrschende Bildungssystem: "Die Schule braucht eine umfassende Reform", so der Caritas-Präsident.

 

Wertschätzung für unbezahlte Arbeit

Die Psychotherapeutin und Erziehungsexpertin Martina Leibovici-Mühlberger erklärte, die Familie stehe für Schutz und sei Ort der Kulturalisierung und Humanisierung; in ihr würde "das gesellschaftliche Betriebssystem" entwickelt "und in die nächste Generation eingespielt": "Dieser Prozess kann nicht institutionell ausgelagert werden", so die Psychotherapeutin. Das hätte fatale Folgen.

Kinder zu haben, sei beglückend. Aber es sei auch aufwendig, intensiv und mit Mühen und Selbstverzicht verbunden. Daher bleibe die Frage, warum die Gesellschaft für jede Produktionshandlung zahle, aber die wesentliche Arbeit der Kindererziehung als das Fundament der Gesellschaft nicht ausreichend wertschätzen und besichern würde. Man erlebe heutzutage vielmehr eine Politik, "die nicht mehr auf die Bedürfnisse von Familien, sondern auf jene des Markts und des Einzelindividuums ausgerichtet ist", kritisierte Leibovici-Mühlberger. Sie sei überzeugt, dass " die tiefgreifende mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung von Familie auch die Basis für einen reduzierten Kinderwunsch ist".

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