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"Aufbruch im Widerstand" - 70 Jahre Theologische Kurse

(23.09.2010) Über die Gründung und Entwicklung der Theologischen Kurse sprechen prominente Wegbegleiter wie Weihbischof Krätzl, Annemarie Fenzl und Otto Muck bei einem Festakt am Dienstag in Wien. Anschließend wird zum Gottesdienst mit Weihbischof Turnovszky in den Stephansdom eingeladen.

"Aufbruch im Widerstand" ist das Motto der Jubiläumsveranstaltung der Theologischen Kurse am Dienstag, 28. September 2010. Das Motto erinnere an die Gründungszeit mitten im Zweiten Weltkrieg, sagt der Leiter der Theologischen Kurse, Erhard Lesacher: "Sich in der Bedrängnis nicht klein machen, nicht zusammenzucken, sondern aufbrechen und gegen den Widerstand aufstehen - das ist den Kursen in die Wiege gelegt."

 

Ein Theologisches Laienjahr

Im Kriegsjahr 1940 wurde die 26-jährige promovierte Innsbrucker Philosophin Margarete Schmid mit dem Aufbau eines Theologischen Kurses, dem "Laienjahr", betraut - angesiedelt im Wiener Seelsorgeamt, außerhalb dessen die Nationalsozialisten keine kirchliche Aktivität erlaubten. Maßgeblich an der Gründung beteiligt war Domkapitular Karl Rudolph - "ein weitsichtiger und kluger Mann", so Lesacher, er habe gezeigt, wie die Kirche in der antikirchlichen Situation des Nationalsozialismus wirken könne. "Der Kurs sollte glaubende Männer und Frauen stärken und sie befähigen, ihren Glauben in der glaubensfeindlichen Gesellschaft zu vertreten und zu verteidigen."

 

"Ein Hauch von Subversion"

Im ersten Kursjahr nahmen 40 Menschen am Kurs in Wien teil, heute sind es jährlich etwa 120 Teilnehmende. "Damals waren das natürlich handverlesene, von den Pfarrern gemeldete Personen. Die Kurse wurden in dieser Zeit nicht offen beworben, alles hatte einen Hauch von Subversion - sowohl die Kurse zu gründen als auch Leute hinzuschicken", sagt Lesacher.

Im Theologischen Fernkurs, der ab 1950 Österreichweit und darüber hinaus angeboten wurde, waren anfangs 450 Personen eingeschrieben. "Ein richtiger Ansturm an Teilnehmenden - bis zu zwei Drittel - war aus Deutschland zu verzeichnen", so Lesacher.

 

Internationale Ableger und neue Konzepte

Nachdem 1970 das Würzburger Modell "Theologie im Fernkurs" gegründet wurde - bereits 1954 eröffneten in Zürich Absolventen des Wiener Kurses den Schweizer Verein "Theologiekurse für Laien" - wurden in Wien Kapazitäten frei und man begann neue Kurskonzepte zu entwickeln: Etwa den Kurs "Glaubend älter werden" oder den "Glaubenskurs 70", bei dem "der theologische Ansatz, den das Zweite Vatikanische Konzil vorgegeben hat, nämlich der heilsgeschichtliche Ansatz erstmals in einem Kurs umgesetzt wurde", erzählt Lesacher. Bis heute werden immer neue Kursmodelle entwickelt, so habe man in den letzten Jahren Kurse zu speziellen Themen - Judentum, Islam, Ostkirchen - angeboten, im kommenden Jahr gibt es Spezialkurse zur "Kulturgeschichte Europas", zu "Abendländischer Spiritualität", "Byzanthinischer Orthodoxie" und zu den "Festen im Kirchenjahr".

 

Prominente Referenten

In den ersten Jahren waren bedeutende Theologen aus Innsbruck in Wien, da die Innsbrucker Jesuiten-Fakultät aufgelöst wurde. So zählten etwa Karl Rahner und Erich Przywara zu den Referenten der Kurse. Unter den ersten Referenten des Fernkurses war der spätere Kardinal Franz König. 1951 schreibt er in der Zeitschrift "Die Furche": "Je mehr Nichttheologen sich ein umfassendes religiöses Wissen erwerben, desto besser ist das nicht nur für den Stand des Laien und die Erfüllung seiner Missionsaufgabe, sondern auch für den Priester, den Seelsorger und das religiöse kirchliche Leben selber."

 

Im Geist des Konzils

Das Zweite Vatikanische Konzil fällt in die ereignisreiche 70-jährige Geschichte der Theologischen Kurse, betont Lesacher: "Das Konzil wurde von den Theologischen Kursen sehr rasch aufgegriffen, sofort wurden die Konzilsdokumente übersetzt, vervielfältigt und in den Lehrveranstaltungen diskutiert." Auch die Skripten mussten umgeschrieben werden - ein Prozess, der heftige Diskussionen im Lehrkörper ausgelöst habe, denn nicht alle Dozenten wären bereit gewesen, die Entwicklung mitzumachen, erzählt Lesacher: "Es dauerte einige Zeit bis es die Lehrmaterialien gab, die auf dem Stand der konziliaren Theologie waren." Doch seither ist den Theologischen Kursen - wie es im Leitbild heißt - "ein verantwortetes und dialogfähiges Christsein im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils" ein zentrales Anliegen.

 

Gespräch mit Zeitzeugen

Anlässlich des Jubiläums wird zum Podiumsgespräch mit "Zeitzeugen" eingeladen - unter ihnen Weihbischof Helmut Krätzl, der Wiener Dogmatikprofessor und ehemalige Leiter der Kurse, Josef Weismayer, Annemarie Fenzl vom Diözesanarchiv und der Innsbrucker Jesuit Otto Muck, der seit 1959 Referent des Theologischen Fernkurses ist.

"Aufbruch im Widerstand"
70 Jahre Wiener Theologische Kurse

Dienstag, 28. September 2010

17.00 Uhr: Podiumsgespräch, 1010 Wien, Stephansplatz 3, Stefanisaal,
19.00 Uhr: Festgottesdienst mit Weihbischof Stephan Turnovszky im Stephansdom,
anschließend Agape in den Kursräumlichkeiten Stephansplatz 3, 3. Stock.

Anmeldung unter: 01/51552-3701 oder wienerkurs@theologischekurse.at

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