Mittwoch 18. September 2024
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Katholisch-Orthodoxer Dialog: Lernbereitschaft der Kirchen

(24.09.2010) Bischof Koch, Metropolit Ioannis und Kardinal Schönborn zogen eine positive Zwischenbilanz zur katholisch-orthodoxen Dialog-Tagung. Es gebe große gegenseitige Lernbereitschaft unter den Kirchen, aber die katholische Kirche habe bei Synodalität Nachholbedarf, sagte Bischof Koch.

Eine positive Zwischenbilanz zogen die Teilnehmer der zwölften Dialogtagung der katholischen und der orthodoxen Kirche in Wien bei einer Pressekonferenz am Freitag, 24. September 2010, mit Kardinal Christoph Schönborn, Bischof Kurt Koch, der den erkrankten Leiter der katholischen Kommission, Kardinal Walter Kasper, vertritt, sowie dem Leiter der orthodoxen Delegation, Metropolit Ioannis (Zizoulas) von Pergamon.

 

Die dreißigköpfige "Kommission für den theologischen Dialog zwischen der katholischen und orthodoxen Kirche" tagt noch bis Sonntag im Kardinal König-Haus und berät die Frage, wie der Primat des Bischofs von Rom im ersten Jahrtausend, also vor der Trennung von orthodoxer und katholischer Kirche, gelebt wurde.

 

Historische Vorrangstellung des Bischofs von Rom

Auch wenn es noch keine konkret fassbaren Ergebnisse gebe, so habe das Studium der historischen Quellen bereits gezeigt, dass es in der Praxis tatsächlich eine gelebte Vorrangstellung Roms unter den fünf klassischen Sitzen (Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem) im ersten Jahrtausend gegeben habe, wie dies das Dokument von Ravenna (2007) bereits festgehalten habe.

 

Nachholbedarf bei Synodalität

Bischof Koch und Metropolit Ioannis unterstrichen, dass die Gespräche die unbedingte Zuordnung von Synodalität und dem Primat sichtbar gemacht haben. "Es gibt keinen Ersten (protos) ohne das Prinzip der Synodalität und keine Synodalität ohne den Ersten", so Ioannis. Das Quellenstudium habe gezeigt, dass dieses Prinzip der "Wechselseitigkeit von Primat und Synodalität" tatsächlich gelebt wurde. Bischof Koch räumte ein: "Ich gebe zu, dass die katholische Kirche bei der Synodalität Nachholbedarf hat." Ökumene bedeute jedoch immer ein gegenseitiges Voneinander-Lernen.

 

Kulturelle Unterschiede als Bereicherung

Als wesentliche "Zukunftsfrage" bezeichnete Koch die Frage nach dem Modell der angestrebten kirchlichen Einheit. Dazu seien noch weitere Klärungen gerade auf Seiten der zahlreichen autokephalen Kirchen notwendig. "Wir werden einander offen sagen müssen, was wir uns für ein Modell an Kircheneinheit vorstellen". Dies könne jedoch nicht ein monolithisches Einheitsmodell sein, das über bestehende kulturelle Unterschiede einfach hinwegsieht. Diese gelte es auch zukünftig zu pflegen und als Bereicherung der Kirche zu verstehen, waren sich Bischof Koch und Metropolit Ioannis einig.

 

Problem der nationalistischen Aspekte

Metropolit Ioannis räumte ein, dass die Autokephalie bei der Suche nach einem gemeinsamen Einheitsverständnis tatsächlich ein Problem darstelle - "insbesondere, wenn die Autokephalie mit nationalistischen Aspekten einhergeht". Zuversichtlich zeigte er sich in der Frage nach einem gemeinsamen panorthodoxen Konzil. "Ich bin froh, sagen zu können, dass wir gute Fortschritte in Richtung eines solchen Konzils machen, und ich hoffe, dass wir sehr bald in der Lage sein werden, ein solches einzuberufen."

 

Wien als "Brücke zwischen Ost und West"

Durch den Tagungsort Wien werde ein Zeichen einer neuen Lernbereitschaft zwischen den Kirchen gesetzt, so Bischof Koch. "Wir lernen neu, als Christen in Europa mit zwei Lungenflügeln zu atmen." In diesem Zusammenhang könne man die Studientagung auch als "gemeinsame Atemübung" verstehen. Die Suche nach einer neuen Einheit nach einem Jahrtausend der Trennung sei ein Gebot Jesu Christi: "Wir müssen gemeinsam Zeugnis abgeben in dieser Welt - das geht nur, wenn wir selbst friedvoll in Gemeinschaft leben", so Bischof Koch.

 

Zur Fortsetzung des Dialogs sagte Metropolit Ioannis, dass man vermutlich als nächstes den Fokus wieder stärker auf theologische Fragen legen werde. Er hoffe, dass die nächste Vollversammlung der Kommission in zwei Jahren stattfinden wird. Dies hänge jedoch nicht zuletzt von den Fortschritten und Ergebnissen der laufenden Tagung ab. Ein abschließendes Dokument werde es voraussichtlich nicht geben, jedoch ein gemeinsames Kommunique.

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