Gegen einen "Wahlkampf-Stil, der ausgrenzt", haben sich anlässlich der Wiener Gemeinderatswahl am Sonntag, 10. Oktober 2010, Jugendvertreter der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften ausgesprochen.
Unter dem Motto "Jugend stimmt!" fordern katholische, evangelische und muslimische Jugendorganisationen von Politikern einen "respektvollen und toleranten Umgang mit den religiösen Überzeugungen anderer", den ihre Mitglieder bereits ganz alltäglich leben, so eine gemeinsame Erklärung der konfessions- und religionsübergreifenden Initiative: "Wir rufen die wahlberechtigten Jugendlichen aller Religionsgemeinschaften auf, ihr Wahlrecht verantwortungsvoll wahrzunehmen und mit ihrer Stimme Politiker zu unterstützen, die sich für Toleranz und gegenseitige Achtung einsetzen."
Auch im laufenden Wahlkampf hätten Parteien den Weg der Ausgrenzung gewählt: "Anders denkende, glaubende und aussehende Menschen werden in primitiver Weise als 'zu viel Fremdes' diffamiert und zu einem Feindbild stilisiert", kritisierten die Organisationen. Gregor Jansen, der Jugendseelsorger der Katholischen Jugend der Erzdiözese Wien, nannte in diesem Zusammenhang unter anderem die FPÖ-Slogans "Daham statt Islam" anlässlich der Nationalratswahl 2006 und den aktuellen "Mehr Mut für unser Wiener Blut" als Beispiele: Immer wiederkehrende, ja sogar "ärger" werdende Kampagnen solcher Art würden auf eine "Spirale der Eskalation" hinweisen. Bereits vor dem aktuellen Wahlkampf habe man sich gegensteuernde Maßnahmen überlegt, so Jansen.
Wien lebe seit Jahrhunderten als eine "Metropole der Vielfalt und Buntheit": "Im religiösen Bereich leben unsere Organisationen den gegenseitigen Respekt und den toleranten Umgang miteinander seit Jahren vor", so die Jugendvertreter. Trotz der bestehenden Unterschiede im Glauben und in der Kultur pflege man gute Kontakte und arbeite in verschiedenen Aktionen zusammen, wie bei der Ende Oktober stattfindenden Sozialaktion "72 Stunden ohne Kompromiss".
"Wir wehren uns gegen Versuche der Ausgrenzung und Hetze in der politischen Auseinandersetzung, denn wir stehen für die große Mehrheit Wiener Jugendlicher, die im alltäglichen Miteinander die kulturelle und religiöse Vielfalt als Bereicherung erleben und für die der respektvolle und tolerante Umgang selbstverständlich ist", heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Formuliert wurde die Erklärung von der Evangelischen Jugend Wien, der Katholischen Jugend Vikariat Wien-Stadt, der Muslimischen Jugend Wien, dem Kinder- und Jugendwerk der Evangelisch-methodistischen Kirche Österreichs, der Katholischen Jungschar der Erzdiözese Wien, der Katholischen Hochschuljugend Wien, dem Kinder- und Jugendwerk der Baptisten in Österreich sowie der Evangelische Hochschulgemeinde Wien.