Dienstag 17. September 2024
Artikel aus dem Archiv

Ort der Erinnerung für verwaiste Eltern

(05.10.2010) In der evangelischen Kapelle im Allgemeinen Krankenhaus Wien gibt es nun einen Ort der Erinnerung für Eltern, deren Kind sehr früh verstorben ist.

Das Allgemeine Krankenhaus (AKH) der Stadt Wien ist das größte Krankenhaus Ostösterreichs mit rund 1.000 Betten und um die 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Im AKH treffen jedes Jahr tausende Menschen verschiedener Herkunft, Religion, Kultur, sozialer Schicht aufeinander. Die evangelische Kirche hat, wie die katholische auch, im AKH eine eigene Kapelle zur Verfügung.

Im Dezember letzten Jahres begann die Umgestaltung der evangelischen Kapelle. Am Dienstag, 5. Oktober 2010, wurde ein "Ort der Erinnerung" eröffnet. Es ist ein Platz an dem Eltern ihrer verstorbenen Kinder gedenken können.

 

Keine Chance zum Leben

Die fünf Abteilungen der Universitätsklinik für Frauenheilkunde sind besonders mit der Behandlung und Betreuung von problematischen Schwangerschaften beschäftigt. Das AKH Wien ist ein Zentrum für die Behandlung von Risiko- und Problemschwangerschaften. Dennoch müssen Ärzte und Hebammen immer wieder auch die Grenzen ihres Könnens erfahren. "Menschliches Leben ist ein Fragment. Kaum jemand erlebt dies so schmerzlich wie Eltern, die ein Kind verlieren. Die Hoffnung, die sich mit der Schwangerschaft verbindet, wird jäh abgerissen. Was bleibt? Es ist gut, dass es einen 'Ort der Erinnerung' gibt", erklärt der evangelische Bischof Michael Bünker bei der Präsentation des Raums. Gerade wenn Kinder sehr früh versterben, bleibt kein Bild, kein Grabstein, kein Ort der Erinnerung. Dem will man im AKH entgegen wirken.

Dass der Tod eines neu- oder ungeborenen Lebens für die Betroffenen oft schwer zu realisieren sei, unterstrich die katholische Krankenhausseelsorgerin Jeannette Yaman-Rehm. Der neue Ort der Erinnerung helfe, "das Geschehene greifbar zu machen".

 

Erinnerung an das Leben

Im Raum, der nun "Ort der Erinnerung" ist, findet sich die Bildinstallation der finnischen Künstlerin Päivi Vähälä, die von einer Fachjury ausgewählt wurde. In dem Bild stehen Blüten, Knospen und Blätter für das zarte Leben und symbolisieren die Einmaligkeit jeden Lebens. Die interaktive Wandgestaltung neben dem Bild führt die Blütenmotive mit Tonperlen fort. Für jedes verlorene Kind können dort Trauernde, unabhängig von ihrer Konfession oder Religionszugehörigkeit, eine unverwechselbare Keramikperle befestigen.

"Bei der Umsetzung ist es mir auf einmal ganz deutlich geworden, dass ich das Bild für die Kinder gemalt habe. Und die Perlen aus Keramik sind noch viel schöner geworden, als ich es mir vorgestellt habe", so die Künstlerin. Ihre Bildinstallation verzichtet bewusst auf christliche Symbolik.

 

Erinnern gehört zum biblischen Glauben

"Erinnern gehört zum biblischen Glauben dazu. Auch wenn es schmerzhaft ist. Denn wer dem Schmerz ein Gedächtnis gibt, gibt der Zeit ein Ziel. So bringt das Erinnern die Würde des Menschen zum Ausdruck. Menschen sind nicht austauschbar, sie sind - jede und jeder - Geschöpfe Gottes, wertvoll und einmalig, wie eine Perle", so Bischof Bünker.

Das AKH Wien hat die Initiative der Seelsorgerinnen und Seelsorger am AKH unterstützt und sich an den Kosten für Kunstwerk und Umgestaltung der Kapelle beteiligt. Der Ort der Erinnerung wird von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der katholischen und evangelischen Krankenhausseelsorge, des islamischen Besuchs- und Sozialdienstes sowie von der Betreuung jüdischer Patienten getragen.

Gottesdienste
Finden Sie Gottesdienste in Ihrer Umgebung
Radio Vatikan
ERZDIÖZESE WIEN
Wollzeile 2
1010 Wien
Tel.: +43 1 51552 - 0

webredaktion@edw.or.at

Impressum
Datenschutzerklärung
Cookie-Einstellungen
https://www.erzdioezese-wien.at/
Darstellung: Desktop - Mobil