22.440 Messen wurden im Jahr 1760 in der Pfarrkirche Mariahilf gelesen, das sind im Schnitt 55 Gottesdienste pro Tag. "Ich wurde schon mehrmals gefragt, ob ich mich in der Festschrift zum Jubiläum verschrieben hätte", berichtet Pater Kasimir Tomaszewski schmunzelnd. "Im 17. Jahrhundert pilgerten Scharen nach Mariahilf. Vor den neun Altären hielt jede Pilgergruppe mit ihrem Priester eine eigene Messe ab", so Pater Kasimir, er ist der Kaplan der Pfarre Mariahilf.
Ziel der Pilger war und ist das Mariahilfer Gnadenbild, auch wenn es sich nur um eine Kopie des Originals handelt. Das Original wurde vermutlich 1517 von Lukas Cranach dem Älteren gemalt und befindet sich heute in der Innsbrucker Pfarrkirche St. Jakob. Zusammen mit einem Team aus der Pfarre hat Pater Kasimir eine Festschrift zum 350-Jahrjubiläum des Gnadenbilds in Mariahilf erstellt, die auch die Geschichte der Pfarre und der in ihr tätigen Orden erzählt.
Eine Kopie des Original Gnadenbild gelangte nach Wien und wurde 1660 in der vor den Toren Wiens von den Barnabiten errichteten Friedhofskapelle "Maria im Schöff" zur Verehrung ausgestellt. Bald darauf begannen die Menschen zum Bild zu pilgern und bereits 1669 wurde die hölzerne Kirche durch einen Bau aus Stein ersetzt. Während der Türkenbelagerung von Wien wurde die Kirche zerstört, zuvor war es gelungen das Bild hinter den Stadtmauern in Sicherheit zu bringen.
Nach dem Sieg über die Türken wurde das Bild in einer feierlichen Prozession am 14. August 1689 in die neuerrichtete Mariahilfer Kirche getragen. In diesem Jahr wurde auch die erste Wallfahrt von St. Stephan nach Mariahilf durchgeführt. Kopien des Gnadenbilds gibt es alleine in Deutschland über 500, die in verschiedenen Kirchen verehrt werden. Auch in Österreich sind zahlreiche weitere Kopien bekannt.
Die Pfarre Mariahilf wurde zuerst von den Barnabiten betreut, ihnen folgen die Salvatorianer und heute sind die Michaeliten in der Pfarre, seit 1998 im Pfarrverband mit St. Josef ob der Laimgrube. Es ist der erste in der Erzdiözese Wien errichtete Pfarrverband. Ziel war und ist es die pastorale Arbeit in vielen Bereichen gemeinsam durchzuführen, besonders in der Kinder- und Jugendpastoral.
Zeitgerecht zum Jubiläum 350 Jahre Gnadenbild in Mariahilf wurde von 2008 bis 2010 die der Pfarrkirche renoviert. "Es war die zwölfte Restauration und hat insgesamt 1,5 Millionen Euro gekostet", berichtet Pater Kasimir.
Zum Jubiläum ist neben der Festschrift, die gegen eine Spende von 19.50 Euro in der Pfarrkanzlei und während der Jubiläumswoche nach den Gottesdiensten erworben werden kann, auch eine Sonderbriefmarke mit dem Gnadenbild im Wert von 55 Cent erschienen.
Jubiläumswoche:
Sonntag, 10. Oktober 2010, 10.00 Uhr
Firmung mit Weihbischof Stephan Turnovszky, musikalische Gestaltung durch die Band des Pfarrverbandes Mariahilf.
Montag, 11. Oktober 2010, 15.00 Uhr
Kirchenführung nicht nur für Senioren mit Eva Maria Gärtner (Bundesdenkmalamt).
Dienstag, 12. Oktober 2010, 19.30 Uhr
Konzert in der Kirche: Salve Regina: Vokal- und Instrumentalmusik von Bach, Fux, Händel, Mozart und Schubert: Lisa Rombach (Sopran), Streicherquartett, Martin Nowak (Orgel).
Mittwoch, 13. Oktober 2010, 18.00 Uhr
Wallfahrtstag: Rosenkranz mit Lichterprozession und hl. Messe mit Predigt von Bischofsvikar Karl Rühringer. Es singt das Vokalensemble Mariahilf.
Freitag, 15. Oktober 2010, 19.30 Uhr
Konzert in der Kirche mit dem VetMedChor.
Samstag, 16. Oktober 2010, 17.00 Uhr
Wallfahrt von St. Stephan zur Mariahilfer Kirche, anschließend um cirka 18.30 Uhr Messe mit Generalvikar Franz Schuster. Das Vokalensemble Mariahilf mit Orchester singt die Spatzenmesse von W. A. Mozart, Leitung: Jury Everhartz.
Sonntag, 17. Oktober 2010, 10.00 Uhr
Festmesse mit Kardinal Christoph Schönborn; Mariahilfer Kirchenchor mit Orchester, Krönungsmesse von W. A. Mozart, Leitung: François-Pierre Descamps.
