Dienstag 17. September 2024
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New Yorker Rabbiner Greenberg zu Gast beim "dies facultatis"

(07.10.2010) Mit dem jüdisch-christlichen Verhältnis im interreligiösen Dialog sowie auf politischer Ebene befasst sich der diesjährige "dies facultatis".

Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien hat den New Yorker jüdischen Gelehrten und Professor für Jüdische Studien an der City University of New York, Rabbi Yizchak Greenberg, als Festredner zum diesjährigen "dies facultatis" am Freitag, 14. Oktober 2010, eingeladen. Sein Vortrag, der um 18.00 Uhr im Großen Festsaal der Universität Wien stattfindet, steht unter dem Titel "Judaism and Christianity: A Time for Partnership?"

 

Brisantes Thema

Das Thema sei von einer hohen universitären wie auch politischen Brisanz, sagt der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Martin Jäggle, gegenüber "Kathpress". So zeige bereits ein Blick in die Geschichte der Wiener Fakultät ihre "ideelle", aber auch praktische Verstrickung in mittelalterliche Judenpogrome. "Auch in späteren Zeiten gab es dann und wann wenigstens verdeckte Sympathien für antisemitische Agitationen seitens mancher Theologen an der Wiener Fakultät", so Jäggle. Zugleich habe diese Einstellung auch immer in Gesellschaft und Politik ausgestrahlt.

 

Verantwortung für die Geschichte

Wenn sich die Fakultät daher diesem Thema widme, so zeuge dies auch von der "sichtbar vollzogenen Verantwortung", die die Fakultät ihrer Geschichte gegenüber übernehme. Die Einladung Greenbergs sei "ein Meilenstein in den geschichtlichen Verflechtungen der Fakultät", außerdem sei es das erste Mal, dass ein jüdischer Rabbiner den Hauptvortrag bei einem "dies facultatis" halten werde.

 

Mit dem Fakultätstag wolle man den Dialog zwischen Christentum und Judentum auf universitärer Ebene "offensiv und ohne Vorbehalte" fortführen. Gleichzeitig wolle man sich den kritischen Fragen stets unter Beachtung der "ethisch-praktischen" Konsequenzen nähern: Der Blick auf die eigene Geschichte solle in ein gemeinsames Engagement etwa gegen eine immer stärker gefährdete Menschenwürde münden, erklärte Jäggle.

 

Bildung gegen Fanatismus

Auch die "innerchristliche Wahrnehmung" des Judentums und seiner Verflechtungen mit dem Christentum solle geschärft werden, so Jäggle. In religiösen Gemeinschaften sei eine "Abgrenzung gegen andere religiöse Bekenntnisse" zu beobachten, daher sei es notwendig, anhand der jüdisch-christlichen Geschichte darauf hinzuweisen, dass politischer Fanatismus "oft aus religiösem Fanatismus aufkeimt".

 

Schließlich wolle man zeigen, dass "die Arbeit der Katholisch-Theologischen Fakultät, ihrer Forschung und ihrer Lehre unmittelbar politisch relevant ist im Sinn eines friedlichen und toleranten Zusammenlebens unterschiedlicher Glaubensformen und Weltanschauungen" - denn Toleranz bedeute gerade kein "anything goes", sondern vielmehr einen "ethischen Imperativ", der zur Achtung der Würde und Rechte aller Menschen verpflichte, so Jäggle.

 

Programm

Der "dies facultatis" beginnt am Donnerstag, 14. Oktober, mit einem Besuch Rabbi Greenbergs bei Gerhard Kubik, Bezirksvorsteher des 2. Wiener Bezirks - den New Yorker Stadtteil Brooklyn und die Wiener Leopoldstadt verbindet eine Städtepartnerschaft. Ab 18.00 Uhr folgt im Großen Festsaal der Universität Wien die Festveranstaltung. Nach der Eröffnung durch Dekan Jäggle wird Karl-Heinz Steinmetz vom Institut für Spiritualität einen Einblick in das Forschungsprojekt "Die Wiener Fakultät und die Wiener Gesera 1421" (die planmäßige Vernichtung der jüdischen Gemeinden Österreichs auf Befehl Herzog Albrechts V.) geben, über die "Bedeutung des Judentums für das Studium Katholischer Theologie" wird der Fundamentaltheologe Wolfgang Treitler informieren. Der Festvortrag von Rabbi Greenberg steht unter dem Titel: "Judaism and Christianity: A Time for Partnership?"

 

Am 15. Oktober wird Greenberg außerdem dem Rabbinat der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien einen Besuch abstatten und an einem in Kooperation der Katholischen und der Evangelischen Fakultät sowie dem Institut für Judaistik veranstalteten Forschungskolloquium teilnehmen.

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