Dienstag 17. September 2024
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"Wachsender Migrationsdruck als Folge kurzsichtiger Politik"

(10.09.2010) Kardinal Christoph Schönborn traf eine hochrangige Delegation der panafrikanischen Bischofskonferenz. Im Anschluss an die Gespräche übte der Wiener Erzbischof Kritik an einer kurzsichtigen Politik, die letztlich zu einem wachsenden Migrationsdruck führe.

Kardinal Christoph Schönborn übte am Donnerstag, 9. September 2010, scharfe Kritik an jeder kurzsichtigen Politik, die langfristige Ziele zugunsten einer kurzfristigen Budgetsanierung über Bord werfe. Der Wiener Erzbischof empfing eine Delegation der panafrikanischen Bischofskonferenz.

Eine Folge einer solchen Politik sei letztlich auch der wachsende Migrationsdruck aus den Entwicklungsländern auf Europa. Die Menschen drängten vermehrt nach Europa, weil Europa den Ländern zu wenige helfe, die eigenen Standards zu verbessern und den Menschen eine Perspektive in ihren jeweiligen Heimatländern zu geben. Ein Ausbau der Entwicklungszusammenarbeit und ein Einhalten der Millenniumsziele sei daher ein Akt langfristiger Vernunft.

 

Größere Weitsichtigkeit

Ein konkretes Beispiel kurzsichtiger Politik sei etwa die Kürzung bei Stipendien für Studierende aus Entwicklungsländern. Dabei übersehe man, dass gerade diese Studierenden - einmal in ihre Heimatländer zurückgekehrt - die besten Partner auch für unsere Wirtschaft sein können, "ganz abgesehen von den kulturellen, religiösen und menschlichen Brücken, die so in die Partnerländer entstehen können", betont Kardinal Schönborn.

Die Kirche stelle in dieser Situation für die Politik wie auch für die in der Entwicklungszusammenarbeit tätigen Organisationen einen idealen Partner dar, da sie über ein Netzwerk bis zu den Wurzeln der Gesellschaft verfüge. So könne die Kirche - im Gegensatz zu manch anderer Organisation - gerade im von Korruption gebeutelten Afrika garantieren, dass Hilfe direkt vor Ort ankommt. "Ich habe die Hoffnung, dass in der Politik die Weitsichtigkeit größer ist als die zweifellos vorhandenen Notwendigkeiten des Sparens. Sparen, ja, aber auf der richtigen Seite - und nicht dort, wo es um die Sicherung langfristiger Perspektiven geht", so Kardinal Schönborn.

 

Mitteln für Entwicklungszusammenarbeit müssen steigen

Auch der Geschäftsführer der "Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission" (KOO), Heinz Hödl, der die SECAM-Delegation in Österreich begleitet, unterstrich, dass Österreich "als eines der reichsten Länder der Welt die Finanzkrise nicht als Ausrede benutzen darf, den Ärmsten der Armen die Hilfe zu versagen". Ziel des Besuchs der afrikanischen Bischofsdelegation sei es daher auch, auf die Einhaltung der Zusagen durch Österreich zu drängen.


Angesichts der aktuell beschlossenen Budgetkürzungen bei den Mitteln für die Entwicklungszusammenarbeit müsse Österreich in den nächsten fünf Jahren kräftig anziehen, um die zugesagten Ziele doch noch zu erreichen, so Hödl. Die Gespräche der afrikanischen Bischofsdelegation mit den politischen Verantwortungsträgern seien bislang erfolgreich verlaufen.

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