Dienstag 17. September 2024
Artikel aus dem Archiv

Hohes Lob für Österreich

(14.09.2010) Seine Hoffnung auf eine Wiederherstellung der Einheit zwischen orthodoxer und katholischer Kirche, äußerte der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej bei einer Pressekonferenz. Für den Kosovo wünsche er sich eine gerechte Lösung für Albaner und Serben.

Hohes Lob für Österreich spendete der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej am Ende seines Besuchs, am Dienstag, 14. September 2010, bei einer Pressekonferenz in Wien. Er nehme den Eindruck mit, dass die serbischen Immigranten in Österreich sehr gut aufgenommen wurden. Auf diese Weise könnten die Immigranten eine Brücke zwischen Serbien und dem österreichischen Volk bilden. An seine Begegnungen mit Bundespräsident Heinz Fischer und Bürgermeister Michael Häupl habe er eine sehr gute Erinnerung; insbesondere sei er aber von Kardinal Christoph Schönborn beeindruckt, der die Haltung der vom Evangelium inspirierten Nächstenliebe auch dem serbischen Volk und der serbischen Kirche zuteil werden lasse.

 

Atmosphäre des Vertrauens

Zwischen den getrennten Kirchen müsse eine Atmosphäre des Vertrauens aufgebaut werden, betonte der Patriarch. Das Ziel dabei sei es, in der Zukunft die Einheit der Kirche wiederherzustellen. Zunächst gehe es darum, sich auf das zu stützen, was den Kirchen gemeinsam sei. Orthodoxe und Katholiken seien etwa durch die Marienverehrung eng verbunden.

Zur Frage des Papstamtes sagte Irinej I., im ersten Jahrtausend sei der Bischof von Rom im Osten genauso wie im Westen als "der Erste" respektiert worden. Inzwischen hätten sich einige dogmatische Probleme ergeben, etwa die Frage der päpstlichen Unfehlbarkeit. Als eine dringende Notwendigkeit bezeichnete der Patriarch einen Konsens aller christlichen Kirchen über einen gemeinsamen Ostertermin. Gerade in Serbien seien dafür wichtige wissenschaftliche Vorarbeiten geleistet worden.

 

Kosovo-Frage

Ausführlich nahm Irinej I. zur Kosovo-Frage Stellung. Es müsse eine gerechte Lösung für Albaner und Serben geben. Diese Lösung könne nur im Dialog erzielt werden. Sonst werde das Land stets ein Zankapfel und ein Ort des Missverständnisses zwischen Serben und Albanern bleiben. Am wichtigsten sei jetzt, dass die serbischen Heiligtümer bewahrt blieben, und dass die serbischen Flüchtlinge zurückkehren können.

 

Irinej I., der selbst  lange Zeit in Prizren gewirkt hat, zeichnete ein düsteres Bild der Entwicklung im Kosovo und in der Metochie (das "Klosterland" im Westen des Gebiets). "Für die Serben ist der Kosovo nicht nur ein geografischer Begriff, sondern das heiligste Land, die Wiege der serbischen Geistigkeit und Geschichte.  In den letzten 800 Jahren sind in diesem Gebiet mehr als 1.300 serbisch-orthodoxe Kirchen und Klöster entstanden", so Irinej.

 

Jahrhunderte der Vertreibung

Unter osmanischer Herrschaft hätten sich die Albaner im Kosovo etabliert. Seit der Gründung der Liga von Prizren 1878 sei die Vertreibung der Serben das Programm des albanischen Nationalismus. Im Zweiten Weltkrieg seien während der Besetzung durch Italien, dann durch NS-Deutschland mehr als 200.000 Serben aus dem Kosovo vertrieben worden. Die Kommunisten hätten nach 1945 die Rückkehr dieser Vertriebenen verhindert und zugleich die Grenze nach Albanien geöffnet. Bei der Tragödie von 1999 seien neuerlich 250.000 Serben aus dem Kosovo vertrieben worden. Vertriebene, die zurück wollen, seien auch heute vielen Schikanen ausgesetzt.

Zerstörte Klöster und Kirchen

Unter den Augen der NATO-Truppen seien 2004 mehr als 50 serbische Kirchen und Klöster zerstört worden, kein serbischer Friedhof im Kosovo sei intakt. Die großen Klöster wie Decani oder Gracanica, auch das Patriarchenkloster in Pec müssten sich mit Betonmauern umgeben, um sicher zu sein.

Sichtlich betroffen schilderte Irinej I. die Situation in Prizren, wo er viele Jahre als Professor und Rektor am dortigen Priesterseminar und der Theologischen Hochschule gewirkt hatte. Früher hätten 18.000 Serben in der Stadt gelebt, heute gebe es gerade noch 37 serbische Bewohner. Das Priesterseminar und die Theologische Hochschule, die 140 Jahre bestanden, seien jetzt nur mehr Ruinen.

 

Weitere Artikel:
Gottesdienste
Finden Sie Gottesdienste in Ihrer Umgebung
Radio Vatikan
ERZDIÖZESE WIEN
Wollzeile 2
1010 Wien
Tel.: +43 1 51552 - 0

webredaktion@edw.or.at

Impressum
Datenschutzerklärung
Cookie-Einstellungen
https://www.erzdioezese-wien.at/
Darstellung: Desktop - Mobil