Dienstag 17. September 2024
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Wiener Arzt "heilt" antisemitische Vorurteile

(16.09.2010) Über die religiösen Wurzeln der Judenfeindschaft schreibt der Arzt und Präsident der jüdischen Reformgemeinde, Theodor Much, in seinem neuen Buch "Wer killte Rabbi Jesus?". Es gebe keinen schlüssigen theologischen Grund, warum die Juden Jesus ermordet haben sollten, dennoch halte sich das Vorurteil hartnäckig, so Much.

Um die Widerlegung der Gottesmordlegende, die in der Geschichte des Antisemitismus eine wesentliche Rolle spielt, geht es dem Wiener Arzt und Präsidenten der jüdischen Reformgemeinde Or Chadasch ("Neues Licht"), Theodor Much, in seinem neuen Buch "Wer killte Rabbi Jesus? Religiöse Wurzeln der Judenfeindschaft", das am Mittwoch, 15. September 2010, in Wien präsentiert wurde. Im Gespräch mit dem katholischen Publizisten Hubert Feichtlbauer stellte der Autor seine Neuerscheinung vor.

 

Es gebe keinen schlüssigen theologischen Grund, warum die Juden Jesus ermordet haben sollten. "Dennoch hält sich das Vorurteil hartnäckig", so Much. Dieses mit stichhaltigen Argumenten abzubauen sei sein Anliegen.

 

Antijüdischen Klischees bereits in den Evangelien

Theodor Much weist in seinem Buch nach, dass die meisten antijüdischen Klischees mit den Berichten der Evangelisten und mit der erst im 20. Jahrhundert beendeten feindlichen Einstellung der Kirche dem Judentum gegenüber untrennbar verbunden sind. Much geht der Frage nach, ob es einen "jüdischen" Prozess gegen Jesus von Nazareth wirklich gegeben hat. "Konnten seine Worte und Handlungen, die den Lehren und Traditionen des damaligen Judentums keinesfalls widersprachen, nach jüdischem Recht überhaupt geahndet werden?" Much stellt auch die Frage nach dem "Cui bono", also nach den Nutznießern der Ermordung Jesu - und beleuchtet dabei den Umstand, dass die Kirchenväter die Schuld an der Kreuzigung Jesu allein "den Juden" in die Schuhe geschoben "und die Römer von jeder Verantwortung freigesprochen" hätten.

 

Aktiv im interreligiösen Dialog

Der Autor Theodor Much wurde 1942 in Tel Aviv geboren, studierte Medizin in Wien und Zürich und war Leiter der Hautambulanz im Wiener Hanusch-Krankenhaus. Seit 1990 beteiligt er sich als Präsident von Or Chadasch aktiv am interreligiösen Dialog. In Veröffentlichungen und Vorträgen griff er unter anderem die Fragen zum Status der Frau in der Religion und zum religiösen Fundamentalismus auf.

 

Das Buch "Wer killte Rabbi Jesus? Religiöse Wurzeln der Judenfeindschaft" ist im Verlag Kremayr & Scheriau erschienen und kostet 16,90 Euro.

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