Die Caritas und das ehrenamtliche karitative Engagement sind ein wesentlicher Aspekt des pfarrlichen Angebots. Dies ergab eine aktuelle Umfrage unter den Pfarren der Erzdiözese Wien, die am Donnerstag, 16. September 2010, von Kardinal Christoph Schönborn und dem Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien Michael Landau präsentiert wurde. Demnach werden in 87 Prozent der 660 Pfarren der Erzdiözese Wien gezielte karitative Maßnahmen gesetzt und Projekte für Bedürftige durchgeführt. 6.200 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pfarrgemeinden setzen sich für Menschen in Not ein, insgesamt wurden im vergangenen Jahr 3.400 Aktionen verwirklicht.
Diese Zahlen und das dahinterstehende Engagement seien beachtlich und beeindruckend, betonte Kardinal Schönborn. Die Pfarrgemeinden seien ein "ganz wichtiges Element des sozialen Netzes in Österreich". Über die karitative Tätigkeit in den Pfarren würden zudem zahlreiche Menschen einen neuen Bezug zum Glauben und eine neue Beheimatung in der Kirche finden.
Caritasdirektor Michael Landau bezeichnete die Pfarrgemeinden als "Kraftwerke der Nächstenliebe und Solidarität" und wies auf einige zentrale Arbeitsfelder der Caritas in den Pfarren hin: Ein wichtiger Rettungsanker für hilfesuchende Menschen seien etwa die Caritas-Sprechstunden. 2009 seien rund 31.000 Beratungsgespräche geführt worden. Allein in Wien gebe es in jeder zweiten Pfarre solche Sprechstunden. "Hier wird Kontakt zu Ämtern hergestellt, die Menschen werden bei der Schuldenregulierung unterstützt und in Härtefällen werden auch Rechnungen übernommen", so Landau. Ziel sei es immer, gemeinsam mit den Betroffenen Wege aus der Not aufzuzeigen.
Die Pfarren würden auch mit warmen Mahlzeiten und Kleidung helfen, berichtete Landau weiter: Insgesamt hätten im Vorjahr 31 Pfarren rund 6.500 Mahlzeiten an sozial Bedürftige ausgegeben. Das Angebot der Pfarren reiche von regelmäßigen Mittagstischen für Obdachlose bis zu Weihnachtsfeiern für einsame Menschen. In 91 Pfarren würden gebrauchte Kleidungsstücke gesammelt und an Bedürftige weitergegeben.
Zu einer Erfolgsgeschichte habe sich innerhalb weniger Monate auch das Projekt "LeO" (Lebensmittel und Orientierung) entwickelt. Für den symbolischen Beitrag von einem Euro bekommen Bedürftige in Lebensmittel-Ausgabestellen einmal pro Woche Obst, Gemüse, Mehl, Zucker, Teigwaren oder Konservendosen. Gleichzeitig soll das Angebot einer Caritas-Sozialberatung die akute Not der Menschen, die ins "LeO" kommen, auch nachhaltig lindern. 31 Pfarren würden sich inzwischen an der Aktion beteiligen, in elf Ausgabestellen seien insgesamt 400 ehrenamtliche Mitarbeiter tätig. "Pro Woche verteilen wird mehr als drei Tonnen Lebensmittel. Insgesamt werden mehr als 2.800 bedürftige Familien, Alleinerzieherinnen und Alleinstehende regelmäßig unterstützt", so Landau.
Ein wichtiges Projekt gegen Einsamkeit und soziale Isolation seien schließlich die Besuchsdienste: Rund 1.400 Personen in den Pfarren würden regelmäßig solche Dienste übernehmen und vor allem ältere Menschen zu Hause oder in Heimen aufsuchen. "Unser Land wäre um vieles ärmer und kälter, ohne diesen Dienst der Pfarrgemeinden", erklärt Landau.
Insgesamt sei das pfarrliche Caritas-Engagement in den vergangenen Jahren stark gewachsen, sagte Landau unter Verweis auf eine ähnliche Erhebung im Jahr 2001. Damals wurden 5.900 ehrenamtliche Mitarbeiter erhoben, nun sind es 6.200. 2001 wurden bei Pfarr-Sammlungen für Menschen in Not im In- und Ausland insgesamt 2,3 Millionen Euro gesammelt, im Vorjahr waren es 2,9 Millionen Euro.
