Dabei warnte der Papst vor "aggressiveren Formen des Säkularismus" und Intoleranz in der gegenwärtigen Gesellschaft. Zu den Lehren aus dem atheistischen Extremismus des 20. Jahrhunderts gehöre, dass ein Ausschluss von Gott und Religion aus dem öffentlichen Leben zu einer "herabwürdigenden Sicht des Menschen" führe. Trotz des Bestrebens, eine multikulturelle Gesellschaft zu sein, müsse Großbritannien Respekt vor traditionellen Werten bewahren, betonte Benedikt XVI. Die britischen Medien mahnte der Papst, ihrer Aufgabe für Verständigung und Förderung der Menschenrechte gerecht zu werden. Aufgrund ihrer Verbreitung hätten sie "eine größere Verantwortung als die meisten anderen Medien".
Benedikt XVI. verwies weiters auf die Rolle Großbritanniens bei der Schaffung einer internationalen Friedensordnung nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Land habe damit zu einer bislang ungekannten Phase des Friedens und des Wohlstands in Europa beigetragen. Nach wie vor sei das Vereinigte Königreich "politisch und wirtschaftlich eine Schlüsselfigur auf der internationalen Bühne".
Königin Elizabeth II. hatte das katholische Oberhaupt zuvor mit militärischen Ehren in ihrem schottischen Amtssitz Holyroodhouse in Edinburgh empfangen. Gemeinsam mit hohen Vertretern aus Politik und katholischer Kirche nahm auch der Primas der anglikanischen Church of England, Erzbischof Rowan Williams, an der Zeremonie teil. Anschließend hielten Papst und Queen im "Morningroom" eine private Unterredung.
Benedikt XVI. war am Morgen von Rom zu dem viertägigen Staatsbesuch aufgebrochen. Anders als bei der letzten Papstvisite durch Johannes Paul II. 1982 ist der Aufenthalt nicht als Pastoralreise, sondern als Staatsbesuch deklariert. Neben Prinz Philip, dem Herzog von Edinburgh, erwartete den Papst bei seiner Ankunft auch Kardinal Keith O'Brien, Erzbischof von Saint Andrews und Edinburgh und zugleich Vorsitzender der Schottischen Bischofskonferenz. Weiter standen der Vorsitzende der Bischofskonferenz von England und Wales, Erzbischof Vincent Nichols, und sein Vorgänger Kardinal Cormac Murphy-O'Connor an der Treppe.