Papst Benedikt XVI. dankte dem anglikanischen Primas Rowan Williams für die "herzliche Freundschaft", die in 40 Jahren bilateraler Gespräche gewachsen sei. Neben einem beachtlichen Fortschritt seien auf dem Weg der Ökumene aber auch Schwierigkeiten entstanden, sagte er, ohne Beispiele zu nennen: "Diese Probleme sind allen hier bekannt." Die "Einheit, die Christus für seine Jünger wollte", könne "nur als Antwort auf das Gebet geschehen". Auch Primas Williams äußerte die Einschätzung, die Hindernisse auf dem Weg zur Kircheneinheit seien "nicht schnell zu überwinden". Aber nichts hindere Christen beider Konfessionen, durch gemeinsame Gottesdienste und engere Freundschaft einander im Glauben zu stärken. Ziel sei weder eine strategische Zusammenarbeit zur politischen Einflussnahme noch eine "Dominanz des christlichen Glaubens im öffentlichen Raum", so der Erzbischof von Canterbury.
Der anglikanisch Primas lobte in seiner Rede die Arbeit früherer Päpste und Erzbischöfe für die Einheit der Christen, besonders das Engagement von Johannes Paul II. (1978-2005) und jenes von Papst Benedikt XVI. selbst. Mit Blick auf die Gefahr einer zunehmenden Säkularisierung betonte Williams, es sei wichtig, "Trends in der Gesellschaft entgegenzutreten, die Religion als eine Beleidigung des Intellekts" verstünden. Papst Benedikt XVI. verwies erneut auf die multikulturelle Situation Großbritanniens. Dies sei für Christen eine Chance, gemeinsam mit Anhängern anderer Religionen auf die "transzendente Dimension des Menschen" hinzuweisen. Dabei sei ökumenische Zusammenarbeit "unbedingt notwendig".
Als Geschenk erhielt Papst Benedikt XVI. die Faksimiles von zwei ganzseitigen Malereien der sogenannten Lambeth-Bibel. Die Bibelhandschrift aus dem 12. Jahrhundert zählt zu den größten Kostbarkeiten der Bibliothek, die in diesem Jahr ihr 400-jähriges Bestehen feierte. Der Papst revanchierte sich mit einer Ausgabe des "Codex Pauli", einer aufwendig gestalteten Sonderausgabe der Paulusbriefe.