Dienstag 17. September 2024
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Kirche protestiert gegen Mega-Kraftwerk im Amazonas-Gebiet

(27.08.2010) Heftige Kritik wird von kirchlicher Seite, angesichts der Bewilligung des Staudammprojekts Belo Monte in Brasilien laut. Kardinal Christoph Schönborn bat Außenminister Spindelegger um Unterstützung. Seit vielen Jahren ist Bischof Erwin Kräutler gegen das Großprojekt engagiert.

Mit heftiger Kritik reagiert die Kirche in Österreich auf die Bewilligung des Mega-Wasserkraftwerkes Belo Monte im Amazonasgebiet. "Wir lehnen das Projekt Belo Monte grundsätzlich ab", so Bischof Ludwig Schwarz, der Vorsitzende der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission (KOO). "Wir werden das Projekt weiterhin genau beobachten und die betroffenen Menschen bei ihren legitimen Anliegen in Brasilien unterstützen", so Bischof Schwarz in einer Stellungnahme am Freitag, 27. August 2010.

 

Massive Proteste

Trotz massiver Proteste von Umweltschützern, Menschenrechtsaktivisten und Kirchenvertretern hatte Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva grünes Licht für das im Amazonas-Gebiet geplante drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt gegeben. Er unterzeichnete am Donnerstag einen Konzessionsvertrag mit dem Konsortium Norte Energia SA, das für 35 Jahre die Nutzungsrechte an dem Kraftwerk Belo Monte am Xingu-Fluss im Bundesstaat Pa hat.

An der Spitze des Widerstandes am Mega-Staudammprojekt steht seit Jahren der aus Österreich stammende Bischof Dom Erwin Kräutler. Als Bischof der Diözese Xingu und als Präsident des Indianer-Missionsrates (CIMI) Brasiliens hat er immer davor gewarnt, dass das Projekt zu einem "sozialen und ökologischen Chaos" führen werde.

 

Kardinal Schönborn wandte sich an Außenminister

Breite Unterstützung für Bischof Kräutler und die Kritiker des Staudammprojektes kam immer wieder aus der Kirche in Österreich. Kardinal Christoph Schönborn hatte sich im Juni direkt an Außenminister Spindelegger gewandt und diesen gebeten, alles Mögliche seitens der Republik und der Europäischen Union zu unternehmen, die brasilianische Staatsführung von dem Projekt abzubringen. Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz wies dabei auf die - weit über Brasilien hinaus - spürbaren Auswirkungen des Projektes hin, vor allem die zu befürchtenden Umsiedlungen von indigenen Völkern sowie die ökologischen Auswirkungen auf die für das Weltklima wichtige und sensible Amazonasregion.

 

Langer Kampf

Bereits im Februar 2010 hatten die KOO und die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar in einem Protestbrief auch die österreichische Politik und Wirtschaft vom zweifelhaften Projekt informiert. Durch die Errichtung des Staudamms werden etwa 500 Quadratkilometer Urwald überschwemmt, darunter Teile eines Indio-Reservates. Deshalb kämpfen Ureinwohner und Umweltschutzgruppen bereits seit den 1970er Jahren gegen das Projekt. Mindestens 17.000 Menschen müssen dafür umgesiedelt werden. Zudem bezweifeln die Kritiker den wirtschaftlichen Nutzen der Anlage. Laut Plänen der Regierung soll das angeschlossene Kraftwerk ab 2015 bis zu 11.200 Megawatt Strom liefern. Damit wäre es Brasiliens zweitgrößtes Wasserkraftwerk und das drittgrößte weltweit.

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