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Herz-Jesu-Krankenhaus baut "Pflege für die Seele" aus

(31.08.2010) Ein in Österreich einzigartiges "psychobiografisches Pflegemodell" im Wiener Herz-Jesu-Krankenhaus geht auf Lebensgeschichte und Gefühle geriatrischer Patienten ein. Gerade bei demenzkranken Personen sei die Kommunikation oft schwierig, mit dem neuen Pflegemodell soll sie erleichtert werden.

Das Wiener Herz-Jesu-Krankenhaus baut seine "Pflege für die Seele" aus: Das der "Vinzenz Gruppe", einem Verbund von Ordenskrankenhäusern, angehörende Spital setzt nunmehr als einziges österreichisches Akutspital das "psychobiografische Pflegemodell" ein, das die Lebensgeschichte und die daraus erklärbare Gefühlswelt geriatrischer Patienten besonders berücksichtigt.

Das berufsübergreifendes Team des Hauses - bestehend aus Pflegepersonen, Ärzten, Physiotherapeuten, einer Sozialarbeiterin, einem Psychologen, einer Diätologin und anderen Spezialisten - hat eine Spezialausbildung absolviert. Nun würden die Erkenntnisse erfolgreich umgesetzt, wie die Seele von Kranken in der Altersgruppe 65+ berührt werden könne.

 

Wissen über die Lebensgeschichte

Auf der Abteilung für Akutgeriatrie und Remobilisation werde mit alten Menschen gearbeitet, deren Demenz-Symptome oft die zwischenmenschliche Kommunikation erschweren. "Deshalb ist es wichtig, die geriatrischen Patienten zuerst als Person zu erreichen, um sie auch somatisch gut behandeln zu können", betonte Abteilungsleiter Wolfgang Reisinger. Viele Betroffene würden bei Krankheit oder Überforderung bestimmte Verhaltensmuster aus der Vergangenheit einsetzen, um ein Problem bewältigen zu können. Das psychobiografische Pflegemodell soll den Mitarbeitern helfen, diese Patienten besser zu erreichen und zu verstehen. "Durch mehr Wissen von der Lebensgeschichte kann man besser auf die individuellen Bedürfnisse eingehen und den Patienten dort abholen, wo er gerade steht", erklärt Reisinger.

 

Kranken- und Lebensgeschichte

In der Praxis bedeutet das, dass nach der stationären Erstaufnahme des Patienten eine umfangreiche Krankengeschichte sowohl mit medizinischen Fakten als auch mit einer so genannten psychobiografischen Anamnese angelegt wird. Im Blickpunkt ist dabei das soziale Milieu des Patienten, der bisherige Lebensverlauf - oder auch, was ihm oder ihr große Freude bereitet.

"Man muss zuerst die Seele beleben, bevor sich die Beine bewegen", erklärt Pflegedirektorin Brigitte Lagler. Wenn man beispielsweise wisse, warum ein Patient wieder gesund werden will, falle es leichter, ihn zu motivieren. Es gehe dabei nicht um eine psychologische Behandlung, sondern darum, aus der Lebensgeschichte zu interpretieren, was für den Patienten wichtig ist. "Oft braucht es zum Wohlfühlen nur Kleinigkeiten, wie etwa eine bestimmte Bodylotion", weiß der Klinische Psychologe Markus Breier zu berichten.

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