Dienstag 17. September 2024
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Wohlstand in Österreich verpflichtet zu Solidarität

(31.08.2010) Caritas-Präsident Franz Küberl referierte beim Kardinal-König-Gespräch im Pielachtal über Frage "Wer ist mein Nächster?" und regte neue Denkwerkstätten und Dialogschienen der katholischen Kirche in Österreich für den christlich-muslimischen Dialog an.

Wer in einem Land wie Österreich lebt, ist "auf die Butterseite gefallen": Dies ist nach den Worten von Caritas-Präsident Franz Küberl ein Auftrag, "unser Wohlergehen mit anderen Menschen zu teilen, denen es nicht gut geht". In seinem Referat beim Kardinal-König-Gespräch, am Samstag, 28. August 2010, im Pielachtal über Frage "Wer ist mein Nächster?" wies Küberl darauf hin, dass der "Brückenbau zum Nächsten" immer auch neue Ideen und Zugänge brauche.

 

Denkwerkstätten und Dialogschienen

Der Caritas-Präsident präsentierte drei Vorschläge: Er regte neue Formen von Schulpartnerschaften zwischen Privatschulen beziehungsweise Schulen aus "nobleren" Bezirken mit Schulen in schwierigeren Schulzonen an, die die schon etablierten grenzüberschreitenden Partnerschaften ergänzen sollten. Auch auf kirchlicher Ebene sollte es mehr Partnerschaften österreichischer Pfarren mit solchen in strukturschwache Ländern geben.

Ebenfalls regte Küberl neue Denkwerkstätten und Dialogschienen an, die die katholische Kirche in Österreich für den christlich-muslimischen Dialog aufbauen sollte. Er wies auf das Vorbild der von Kardinal König initiierten Stiftung Pro Oriente hin, die jetzt eine ökumenische "Ernte" im Dialog mit der Orthodoxie und den altorientalischen Kirchen einbringe, für die 40 Jahre lang gearbeitet worden sei. "Unsere Enkel und Urenkel werden es uns danken, wenn wir in unserer Generation damit beginnen, das Verhältnis zu den Muslimen klug zu ordnen", so Küberl.

 

"Insel der Seligen"

In seinen Ausführungen wies Küberl auch darauf hin, dass es in Österreich seit 65 Jahren keinen Krieg und keine Diktatur gebe, das Land nicht von Hungersnöten oder Seuchen heimgesucht werde. "Das berühmte Wort von Papst Paul VI., dass Österreich eine Insel der Seligen sei, ist immer zu ironisch verstanden worden", merkte der Caritas-Präsident an: "In Wirklichkeit ist es ein Geschenk." Dieses verpflichte zur Bereitschaft zum Teilen von Lebenschancen "Solidarität ist nicht etwas, was man einmal abgehakt hat, was man quasi als erledigt betrachten kann, sei es individuell oder als staatliche Gemeinschaft", so Küberl. Zu einer besseren Welt trage nur bei, wer "selbst jetzt das Gute tut, mit aller Leidenschaft und wo immer die Möglichkeit besteht".

 

Nächstenliebe unabhängig von Parteien und Ideologien

Gerade für Christen müsse ihre tätige Nächstenliebe unabhängig von Parteien und Ideologien sein, so der Caritas-Präsident. Sie sei kein "Mittel ideologisch gesteuerter Weltveränderung", stehe nicht im Dienst weltlicher Strategien und müsse auch frei sein von jeglichem Missionierungsanspruch oder Proselytismus. Die Caritas bekenne sich grundsätzlich zu einer Hilfe ohne Anschauung von Herkunft, Geschlecht oder Religion. Auch die Vereinten Nationen würden sich prinzipiell so verhalten. Es wäre wichtig, wenn dieses Verhalten ein gemeinsames Gut der Religionsgemeinschaften würde, so Küberl.

 

Mehr Gerechtigkeit einfordern

Nicht aus dem Blick geraten dürfe dabei das Einfordern von mehr Gerechtigkeit. Hier sei die Zivilgesellschaft ebenso gefordert wie die Politik. Auch im Bereich von Wirtschaftsunternehmungen und großen Konzernen gebe es "eine Bewegung gegen die reine Profitgier, auch wenn sie noch ein sehr zartes und kleines Pflänzchen ist", wie Küberl anmerkte. Ziel der Weltwirtschaft müsse es sein, allen Menschen Zugang zu lebenswichtigen Gütern, zu medizinischer Versorgung und menschengerechten Lebensbedingungen zu verschaffen.

Die Heimatgemeinde von Kardinal König - Rabenstein an der Pielach - war Schauplatz des 3. "Kardinal-König-Gesprächs". Seit 2008 sind die Pielachtal-Gemeinden Rabenstein und Kirchberg abwechselnd Ort des Treffens.

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