Montag 16. September 2024
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Pflegerisiko solidarisch absichern

(03.09.2010) Den Pflegefonds endlich umsetzen, das Pflegegeldsystem reformieren und österreichweit einheitliche Standards schaffen, das fordern Caritaspräsident Franz Küberl und der Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, Michael Landau.

"Unglaublich viele Probleme rund um die Pflege sind noch zu wenig diskutiert und bei weitem nicht gelöst. 'Vieles ist offen, nix ist fix' könnte man auf gut österreichisch sagen", kritisiert Caritas-Präsident Franz Küberl anlässlich des Starts der Caritas-Pflegekampagne 2010, am Freitag, 3. September 2010.

Die Rahmenbedingungen im Bereich der Pflege und Betreuung müssten deutlich verbessert werden, fordern Küberl und Michael Landau, Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien. "Die Herausforderungen der nächsten Jahre sind gewaltig, es wird einen großen Zuwachs an hochbetagten Menschen geben und wir müssen jetzt die strukturellen, qualitativen und finanziellen Fragen lösen", so Küberl.

 

Umsetzung eines Pflegefonds

"Bei der Umsetzung des Pflegefonds müssen die Verantwortlichen von Bund, Ländern, aber auch Sozialversicherungsträgern endlich handeln und zwar jetzt und nicht irgendwann", erklärt Landau. Die Caritas fordere einen neuen Finanzierungs- und Ordnungsrahmen für die Pflege. "Wir sehen in einem Pflegefonds ein geeignetes Instrument, der die solidarische Absicherung des Risikos Pflege einführt, der den Menschen Rechtsansprüche auf die Pflege und Betreuungsleistungen, die sie benötigen, gewährt und der österreichweit einheitliche Selbstbehalte vorsieht", so Küberl. Neben einer noch zu schaffenden Vermögenszuwachssteuer oder einer reformierten, zweckgebundenen Erbschaftssteuer müssten in diesen Fonds jene Mittel einfließen, die derzeit in der Pflege zur Verfügung stehen.

 

Keiner hat den Überblick

Welche Hilfe und Unterstützung jemand durch Sachleistungen oder finanziell bekommt, hänge heute sehr stark davon ab, in welchem Bundesland er wohne, kritisieren die Caritasvertreter. Auch die derzeitige Pflegefinanzierung sei massiv zersplittert. Bund, Länder, Sozialversicherungen und Gemeinden, alle würden mitmischen, aber keiner habe den Überblick und speziell die Gemeinden seien finanziell mit den Herausforderungen in der Pflege überfordert.

 

Entlastungsoffensive für pflegende Angehörige

Es müsse eine grundsätzliche Reform der Pflegegeldeinstufung geben, so die Caritas. Das betreffe einheitliche Schulungs- und Qualitätsstandards für Gutachter, verpflichtende Weiterbildungen, einheitliche Begutachtungsformulare für alle Pflegegeldträger und eine bedarfsgerechte Pflegegeldeinstufung, vor allem für Menschen mit Demenz.

Experten schätzen, dass die Zahl der Demenzkranken von derzeit rund 100.000 in Österreich auf 270.000 bis 290.000 im Jahr 2050 steigen wird. Angesichts der Prognosen sei die Politik dringend gefordert, die Weichen für die Zukunft zu stellen. "Erforderlich ist eine Entlastungsoffensive für pflegende Angehörige durch die flächendeckende Schaffung vielfältiger Unterstützungsangebote wie stundenweiser Pflege, Kurzzeitpflege oder Tageszentren, durch Pflegeberatung und -anleitung durch eine diplomierte Pflegeperson vor Ort, psychosoziale Beratungsangebote und nicht zuletzt durch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und der Pflege von Angehörigen, etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle", so Landau.

 

Pflege-Kampagne "Caritas & Ich"

Im September macht die Caritas in ganz Österreich mit ihrer Kampagne "Caritas & Ich" auf Pflegethemen aufmerksam. Die breite Angebotspalette der Caritas im Bereich der Betreuung und Pflege alter Menschen reicht von Beratung über Besuchsdienste, Hauskrankenpflege, Unterstützung pflegender Angehöriger, betreutes Wohnen bis hin zu Senioren - und Pflegehäusern und Hospizbegleitung.

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