Montag 16. September 2024
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Auf Sankt Wolfgangs Spuren

(06.09.2010) Am Nordufer des Wolfgangsees folgt der Falkensteinpilgerweg den Spuren des heiligen Wolfgang von Regensburg und lässt christianisierte Kultstätten entdecken. Wolfgangibett, Durchkriechstein, Wunschglocke, eine heilkräftige Quelle und sonderbare Zeichen im Stein sind Stationen der alten Wallfahrtsstraße.

"Es ist ein uralter Pilgerweg, mehr als 1000 Jahre alt", berichtet Hans Wieser, Geschäftsführer der Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft. "Im Mittelalter war es eine der meistbegangenen Wallfahrtsstraßen der Christenheit, mit bis zu 80.000 Pilgern pro Jahr." Einige der Stätten, die an den heiligen Wolfgang erinnern, galten schon in vorchristlicher Zeit den Bewohnern der Region als Kultplätze. Wolfgang suchte im Jahr 976 Zuflucht vor politischen Wirrnissen in seiner Heimat und lebte der Legende nach einige Jahre als Einsiedler beim Wolfgangsee, damals noch Abersee.

 

Steine schleppen

Ausgangspunkt des Falkensteinpilgerwegs, der letzten Etappe der Wallfahrtsstraße von Regensburg nach St. Wolfgang, bildet Fürberg am Ufer des Wolfgangsees. Wer sich auf den Weg über den Falkenstein macht, nimmt traditionellerweise einen Stein mit. Der Stein steht für eine Last, von der man durch die Wallfahrt befreit werden möchte. Durch Wald führt der Pfad zunächst steil bergauf. Nach mehreren Kurven hat man die erste Kapelle, mit einer Darstellung der Kreuzigung Jesu, erreicht. Hier legt man seinen Stein ab – wie es schon ungezählte Pilger getan haben; zu beiden Seiten der Kapelle türmt sich kleines und großes Gestein.

 

Durchkriechstein und Wunschglocke

Nach einem weiteren Wegstück erreicht man eine Lichtung, die auf einer Seite von einer hoch aufragenden Felswand begrenzt wird. Ein weiß getünchtes Kirchlein schmiegt sich an den Felsen. Die Falkensteinkirche wurde im Jahr 1626 über jener Stelle errichtet, an welcher der heilige Wolfgang der Legende nach als Einsiedler gelebt hatte. Markante Einbuchtungen im Stein erinnern unter der Bezeichnung "Wolfgangibett" daran.

 

In einer Ecke des Kirchenraumes baumelt ein Seil mit mehreren Knoten von der Decke. Wer an dem Seil zieht, betätigt die Wunschglocke. Sie erfüllt, so heißt es, jenen Pilgern Wünsche, denen es gelingt, ihr mit nur einem Zug genau drei Schläge zu entlocken.

Eine Seitenwand der Kapelle wird von der Felswand gebildet. Hier führt eine enge Spalte einige Schritte in die Felswand hinein und kurz darauf wieder in den Kirchenraum. "Durchkriechstein" wird der Spalt genannt. Die glatt geschliffenen Wände zeugen von vielen Menschen, die sich durch ihn hindurch gezwängt haben, im Glauben, Übel und Belastungen von sich abzustreifen.

 

Hacklwurf und Zeichen im Stein

Am Ende der Lichtung waschen die Pilger ihre Augen an der heilkräftigen Quelle, die einst der heilige Wolfgang selbst geschlagen haben soll. Bergauf und bergab geht es weiter zu einem Ort, an dem der Teufel versucht haben soll, den Heiligen mit einem Felsen zu zerdrücken. Wolfgang soll sich mit ausgespannten Armen gegen den Stein gestemmt haben, wovon Abdrücke seines Hauptes und seiner Händen im Fels zeugen.

 

Nur wenige Meter weiter soll sich eine weitere wichtige Episode im Leben des heiligen Wolfgang zugetragen haben. "Hier hat er seine Hacke geworfen und versprochen, wo er sie wiederfindet, eine Kirche zu bauen", erzählt Geschäftsführer Hans Wieser von der Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft. Vier Kilometer weit hat er sie geworfen, bis ins heutige St. Wolfgang.

In der an die Begebenheit erinnernden Beilwurfkapelle liegen zwei etwa gleich große Steinbrocken übereinander. Auch um diesen "Drehstein" rankt sich eine verheißungsvolle Legende: Eine Frau, die es schafft, den Drehstein dreimal herumzudrehen, wird mit einem guten Mann belohnt.

Von der Beilwurfkapelle bietet sich den Wallfahrern ein herrlicher Blick auf den Wolfgangsee - und erstmals auf St. Wolfgang, das Ziel ihrer beschwerlichen Reise. 

 

Kunstschätze am Pilgerziel

Die kleine Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Wolfgang ist mit Arkaden umsäumt. Durch die Bögen leuchtet das Blaugrün des Wolfgangsees. Der gotische Bau beherbergt außergewöhnliche Schätze der sakralen Kunst. Etwa eine Kanzel des Barockbildhauers Meinrad Guggenbichler, einen prachtvollen Barockaltar, mit Reliquien des heiligen Wolfgang, von Thomas Schwanthaler und allen voran den beeindruckenden gotischen Flügelaltar von Michael Pacher.

Viele Pilger standen im Laufe der Zeit vor diesen Kostbarkeiten, am Ende einer oft entbehrungsreichen Reise, am Ziel ihrer Wallfahrt – und an einem erhofften Neubeginn ihres Lebens.

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