Sonntag 15. September 2024
Artikel aus dem Archiv

Kirche sollte im Klimaschutz aktiver sein

() Die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb wünscht sich die Kirchen als starke Verbündete in der Klimapolitik. Die christliche Botschaft enthalte auch aus klimapolitischer Perspektive wichtige Grundhaltungen wie Bescheidenheit, Solidarität, Gerechtigkeit und die Achtung der Schöpfung.

Einen Appell an die Kirchen in Sachen Klimaschutz hat die Wiener Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb formuliert: "Ich würde mir die Kirchen als starke Verbündete in der Klimapolitik wünschen - und als Vorbild, wie man es machen kann", sagt die Forscherin im Interview mit den westösterreichischen Kirchenzeitungen.

Die christliche Botschaft enthalte auch aus klimapolitischer Perspektive wichtige Grundhaltungen wie Bescheidenheit, Solidarität, Gerechtigkeit, Gemeinwohl und die Achtung der Schöpfung, so Kromp-Kolb. Derzeit blieben die Kirchen hinter diesem Anspruch allerdings noch zurück; sie müssten im Klimaschutz "um ein gutes Stück aktiver sein", meint die Wissenschaftlerin.

 

Kirchliches Engagement von hoher Bedeutung

Insgesamt ortet sie in den Pfarren und kirchlichen Gemeinschaften ein hohes Maß an Bereitschaft, sich für den Klimaschutz einzusetzen. Problematisch seien laut Kromp-Kolb indes die höheren Entscheidungsebenen: "Je weiter es in der Hierarchie hinaufgeht, desto dünner wird dieses Engagement", kritisierte die Wissenschaftlerin. Dabei sei das kirchliche Engagement gerade in einer Zeit einer klimapolitisch schwächelnden Politik von hoher Bedeutung.

Dem privaten und zivilgesellschaftlich organisierten Engagement für den Klimaschutz könne die Funktion als "Motor für Veränderungen" zukommen: "Wenn sich nur 15 bis 20 Prozent der Bürger wirklich dafür engagieren, dann entsteht ein Sog, der andere mitzieht."

 

Zeit für klimapolitische Wende

Es sei höchste Zeit für eine klimapolitische Wende: "Wenn wir nicht rasch und entschieden gegensteuern, dann müssen wir noch in diesem Jahrhundert mit einer dramatischen Zunahme der Erderwärmung um drei bis vier Grad rechnen." Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, müsste der weltweite Ausstoß von Klimagasen bis 2050 um 50 Prozent gegenüber dem Wert von 1990 gesenkt werden. Für die Industrieländer bedeute dies eine Senkung des CO2-Ausstoßes um 80 Prozent.
 

Natur und Mensch

Nachdrücklich warnte die Forscherin davor, aktuelle Umwelt-Katastrophen wie die Flutkatastrophe in Pakistan oder die Feuerkatastrophe in Russland einseitig auf den Klimawandel zurückzuführen. "Zu einer Katastrophe gehören immer zwei Sachen: ein Naturereignis und die Menschen, die es betrifft", so Kromp-Kolb. So müsse man etwa im Falle Russlands auch bedenken, dass den Bränden langjährige Trockenlegungen von Sümpfen und Mooren vorausgegangen seien, die nun zur Brandbeschleunigung beigetragen haben. Außerdem gebe es große Hitzeperioden statistisch gesehen in Russland alle 30 bis 40 Jahre. "Damit will ich sagen: Von Katastrophen allein kann man nicht automatisch auf einen Klimawandel schließen."
 
Weitere Artikel:
Gottesdienste
Finden Sie Gottesdienste in Ihrer Umgebung
Radio Vatikan
ERZDIÖZESE WIEN
Wollzeile 2
1010 Wien
Tel.: +43 1 51552 - 0

webredaktion@edw.or.at

Impressum
Datenschutzerklärung
Cookie-Einstellungen
https://www.erzdioezese-wien.at/
Darstellung: Desktop - Mobil