Die jüngst bekannt gewordenen Bildungsdefizite von Lehrstellensuchenden sind ein weiterer guter Grund dafür, eine völlige Neuorientierung im österreichischen Schulwesen anzustreben, erklärte die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Luitgard Derschmidt, am Freitag, 20. August 2010.
Laut der KAÖ-Präsidentin soll eine bundesweit einheitliche Reform eine "gerechtere Schule" schaffen, in der hochbegabte Kinder ebenso bestmöglich gefördert werden wie durchschnittlich begabte oder solche, "die es aus verschiedenen Gründen schwerer haben". Am besten könne dies in einer gemeinsamen Schule der sechs- bis 15-Jährigen nach dem Modell einer "inklusiven Schule" geschehen, so die KAÖ-Präsidentin.
Zuletzt hatten sich Meldungen gehäuft, wonach nicht so sehr der Mangel an Lehrstellen, sondern die unzureichende Schulbildung der Stellensuchenden schuld daran sei, dass junge Menschen keine Lehrstelle bekommen. Derschmidt nannte dies ein alarmierendes Signal und sieht sich in der Forderung der Katholischen Aktion nach einem "Umdenken im österreichischen Bildungssystem" bestätigt.
Derzeit gebe es zu wenig Chancengerechtigkeit im Bildungssystem. Kinder aus einem finanziell bessergestellten Umfeld oder aus Familien mit höherer Bildung hätten ungleich bessere Startbedingungen als jene mit einer sozial schlechter gestellten Herkunft.
"Kleine kosmetische Umstrukturierungen" im derzeitigen Schulsystem Österreichs reichten da nicht aus, meinte Derschmidt. Es bedürfe einer "vollkommenen Neuorientierung jenseits ideologischer Grenzen" und jenseits des "üblichen Parteienhickhacks". Im Visier einer Reform müsse das Schulthema ebenso stehen wie Fragen der Lehrerausbildung, des Besoldungssystems und des Berufsbildes von Pädagoginnen und Pädagogen. Auch gezielte Maßnahmen zur Elternbildung seien erforderlich, da die "grundlegende Bildungsmotivation schon im Kleinkindalter gefördert oder behindert wird", erklärt Derschmidt.