Mit alten einfachen Hauen bearbeiten die Frauen im Dorf Pissila die aufgesprungene, rote Erde. Auf einem kleinen Acker vor dem Haus wollen sie Mais anbauen, vorrausgesetzt es regnet genug. Pissila liegt im Nordosten von Burkina Faso, in der Sahelzone. Oft muss das Wasser von weit entfernten Brunnen in Kanistern oder Tonkrügen herbeigeschafft werden. Das Wasserholen ist Aufgabe der Frauen. 95 Prozent von ihnen arbeiten in der Subsistenzlandwirtschaft, um sich und ihre Familien zu versorgen. Frauen erarbeiten mehr als die Hälfte des Familieneinkommens. Entscheidungsträger sind jedoch ausschließlich Männer. Obwohl die Frauen eine enorm hohe Arbeitslast tragen, haben sie gleichzeitig wenige oder gar keine Rechte.
Marie Sawadogo stammt vom Volk der Mossi. Auch sie wurde vor einigen Jahren aus ihrem Dorf verstoßen, in die Unterkunft der Caritas kam sie auf Umwegen: "Als ich verstoßen wurde, wusste ich zuerst nicht wohin ich gehen sollte. Dann bin ich zurück gegangen in das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Meine Familie war nicht glücklich, als ich zu ihnen kam, sie hatten Angst Schwierigkeiten zu bekommen. Deshalb wollten sie, dass ich hier in dieses Haus komme. Jetzt kommen sie mich hier manchmal besuchen."
In Pissila haben die Frauen ein neues Zuhause gefunden. In geschütztem Raum können sie einander stützen. Keine der Frauen, die hier in Pissila im Haus für verstoßene Frauen leben, ist je in ihr Dorf zurückgekehrt. Wären sie trotzdem zurückgekehrt, hätte man ihnen etwas angetan, sind sich die Frauen sicher.
Den Caritasmitarbeitern aus Burkina Faso ist es wichtig, die Frauen zu begleiten. In schwierigen Phasen brauchen sie Beistand von außen, erzählt der Pfarrer von Pissila, Abbé Bruno Ouedraogo: "Meine Aufgabe ist es die Frauen zu besuchen und ihnen Mut zu zusprechen."
Neben der Begleitung der Frauen ist die Aufklärungsarbeit in den Dörfern wesentlich. "Wir haben mit der Aufklärungsarbeit begonnen, indem wir Ausbildungen für die Führungspersonen in den Dörfern angeboten haben. Dabei halfen uns Mitarbeiter von staatlicher Seite, denn sie können auch genau sagen, welche Gesetze es gibt. Jetzt haben wir einen neuen Anlauf genommen, um in den Pfarren der Diözese alle Verantwortungsträger zu erreichen. Pastoren, Priester und Verantwortliche in Frauenvereinen. Sie sollen weitergeben, dass es nicht Recht ist, andere so auszuschließen", erklärt Abbé Bruno Ouédraogo.