Sonntag 15. September 2024
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"Bildung ist Schlüssel zum Wiederaufbau in Haiti"

(02.08.2010) Caritas-Präsident Franz Küberl hat einen fünftägigen Besuch in Haiti absolviert und sich ein Bild von den Wiederaufbauarbeiten gemacht. Wichtig sei es, endlich Rechtssicherheit im Land zu schaffen und die Menschen auszubilden, so Küberl.

Bildung stellt laut Caritas-Präsident Franz Küberl den entscheidenden "Schlüssel zum Wiederaufbau in Haiti" dar. Nur durch ein umfassendes Bildungsprogramm, das von schulischer Bildung bis hin zur praktischen Facharbeiterausbildung reicht, werde es gelingen, den Wiederaufbau Haitis nachhaltig zu gestalten. "Ziel muss es sein, dass Haiti - ein Land mit einer Analphabetenquote von 80 Prozent - nach dem Beben besser da steht als zuvor. Dazu müssen möglichst viele Menschen geschult, ausgebildet und aktiv am Wiederaufbau beteiligt werden", forderte der Caritas-Präsident, der von einem fünftägigen Lokalaugenschein in Haiti zurückgekehrt ist.

 

Mangelnde Rechtssicherheit

Es sei schwierig, den Stand des Wiederaufbaus insgesamt zu beurteilen, erklärt Küberl. So gebe es ein intensives Bemühen der Menschen, ihre Häuser wieder zu errichten - auf der anderen Seite bremse die Regierung den Wiederaufbau durch fehlende Koordination und durch das Fehlen jeglicher Liegenschaftskataster, in denen Eigentumsrechte von Grundstücken verbrieft sind. Es mangele somit an Rechtssicherheit, was wiederum die Erteilung von Baugenehmigungen verzögere.

Die Caritas Österreich habe laut Küberl einen konkreten Vorschlag zur Schaffung von Rechtssicherheit im entsprechenden UN-Cluster für den Wiederaufbau eingebracht. Insgesamt hat das Beben im Jänner 2010 in Haiti über 200.000 Häuser zerstört.
 

"Es gibt keinen Masterplan"

Speziell die Hauptstadt Port-au-Prince mache noch einen desaströsen Eindruck. Unmengen Schutt behinderten jeden koordinierten Wiederaufbau. So habe man errechnet, dass 1.000 LKWs täglich drei Jahre lang fahren müssten, um die Hauptstadt vom Schutt zu befreien. "Es gibt für Port-au-Prince augenscheinlich keinen Masterplan", fasste Küberl seine Eindrücke aus der Hauptstadt zusammen. Wichtig sei für den Wiederaufbau auch die Errichtung eines funktionstüchtigen Wasser- und Abwassersystems in der Hauptstadt.

Küberl besuchte im Rahmen seines Lokalaugenscheins auch die örtlichen Caritas-Projekte, darunter ein Projekt zum Wiederaufbau von 550 Häusern in Gressier, 20 Kilometer nordwestlich von Port-au-Prince, wo das Beben jedes zweite Haus komplett zerstört oder beschädigt hat. Außerdem errichtet die Caritas Österreich gemeinsam mit den Salesianern Don Boscos mehrere Schulen in Elendsvierteln der Hauptstadt. Weiters beteiligt sich die Caritas Österreich am Aufbau eines Dorfes für 150 Waisenkinder, die von Salesianerschwestern betreut werden, und an existenzsichernden Projekten für weitere 1.000 Menschen.

 

Pfarren bilden Ankerplätze

Die Kirche gehöre laut Küberl "zu den wenigen stabilen Momenten in Haiti" und genieße ein großes Ansehen. Bei der akuten Nothilfe unmittelbar nach dem Beben, aber auch während des derzeitigen Wiederaufbaus hätten sich die insbesondere die Pfarren und Ordensgemeinschaften als "wichtige Anker- und Andockstationen" auch für die Caritas erwiesen, so Küberl.

Insgesamt 15,2 Millionen Euro haben Spender der Caritas Österreich für die Haiti-Hilfe anvertraut, 4,6 Millionen davon kommen von Nachbar in Not, rund zwei Millionen aus dem Ausland. Durch das Erdbeben in Haiti waren am 12. Jänner 220.000 Menschen ums Leben gekommen, 1,3 Millionen wurden obdachlos. Die Schäden des Bebens werden auf acht Milliarden Dollar geschätzt - das ist weit mehr als Haitis jährliche Wirtschaftsleistung vor der Katastrophe.

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