Im Kampf gegen Aids/HIV komme den Religionsgemeinschaften weltweit eine wichtige Rolle zu: Viele Kirchen leisteten sehr engagierte seelsorgerische und karitative Arbeit und würden für den Zugang zu medizinischer Behandlung für HIV-positive Menschen eintreten. Das erklärten am Mittwoch, 7. Juli 2010, Vertreter des Netzwerks "Women in Development Europe" (WIDE), einem Verein zur Förderung genderbewusster entwicklungspolitischer Informations-, Bildungs- und Projektarbeit. Da die Kirchen großen Einfluss auf das Verhalten der Menschen hätten, sei ihre aktive Mitwirkung an Präventionsprogrammen bedeutend: Diesbezüglich sollten Präventionsmittel von Kirchen nicht abgelehnt werden.
Das entwicklungspolitische Netzwerk machte im Vorfeld der kommende Woche in Wien startenden Welt-Aids-Konferenz auf die schwierige Situation von Frauen hinsichtlich HIV/Aids aufmerksam und präsentierte ein Positionspapier mit "Herausforderungen für die Entwicklungspolitik". Frauen gehörten zu den am stärksten gefährdeten und betroffenen Gruppen: Der Anteil an Frauen unter Menschen mit HIV ist seit Jahren kontinuierlich gestiegen und liegt mittlerweile weltweit bei 50 Prozent. Im südlichen Afrika liegt der Frauenanteil sogar bei rund 60 Prozent.
Das hohe Infektionsrisiko von Frauen hänge generell eng mit ihrer ökonomischen Diskriminierung, dem fehlenden Zugang zu sexuellen und reproduktiven Rechten und dem hohen Ausmaß an Gewalt gegen Frauen zusammen: Folglich müsse - laut WIDE - der Zugang von Frauen zu Bildung und Arbeitsmarkt sowie ihre Einbindung ins Gesundheitssystem verbessert werden.
Aber auch in Österreich erlebten Aidsbetroffene nach wie vor Benachteiligungen und Stigmatisierungen, berichtete Wiltrut Stefanek vom Selbsthilfeverein PULSHIV. "Menschen reagieren überängstlich, weil sie zu wenig wissen oder falsch informiert sind", so Stefanek. Selbst manche Ärzte wüssten nicht über Übertragungswege der Infektionskrankheit Bescheid und würden dadurch eine Behandlung von Betroffenen ablehnen. Aus Angst vor Ablehnung und Ausgrenzung verheimlichten viele Betroffene die Infektion sogar vor Angehörigen und Bekannten.
Die Vertreterinnen kritisierten auch angekündigte Sparmaßnahmen bei der Entwicklungszusammenarbeit. Österreich müsse seine Verantwortung gegenüber den von der Aidskrise am meisten betroffenen armen Ländern wahrnehmen und eine Vorreiterrolle in Präventionsarbeit und bei der Überwindung von Stigma und Diskriminierung von Hochrisikogruppen einnehmen.