In Wien beginnt am Samstag, 10. Juli 2010, ein Kongress zur Telefonseelsorge. Die Tagung findet bis Mittwoch, 15. Juli 2010, an der Hauptuniversität statt. 1.000 Telefonseelsorgerinnen und Telefonseelsorger aus 26 Ländern nehmen daran teil. Veranstalter sind die österreichische Telefonseelsorge und der internationale Verband IFOTES, dem mehr als 600, vorwiegend europäische Telefonseelsorgeeinrichtungen angehören.
In Österreich seien 94 Prozent der Opfer von Gewalt weiblich und 95 Prozent der Täter männlich, berichtete Maria Rösselhumer, Geschäftsführerin der Organisation "Austrian Womens Shelter Network": "Häusliche Gewalt gegenüber Frauen ist eine spezifische Form der Gewalt und diese Form muss auch sichtbar gemacht werden, damit wir den Betroffenen eine adäquate Hilfe anbieten können. Es ist wichtig, dass es eigene Serviceeinrichtungen für von Gewalt betroffene Frauen gibt."
Der Psychologe und Psychotherapeut Heinrich Kraus vom "Men Counselling Centre Vienna" arbeitet mit Tätern an Auswegen aus der Gewalt in Paarbeziehungen: "Die Arbeit mit Tätern ist schon relativ früh entwickelt worden und zwar im Zusammenhang mit einigen emanzipierten Männern, die erkannt haben, dass viele Frauen aus den Frauenhäusern wieder zu den Männern zurückgehen, und dass man auch mit den Männern arbeiten muss, denn Gewalt in der Familie ist sozusagen das Wiederholungsdelikt schlechthin."
Aber auch Gewalt, die sich gegen die eigene Person richtet ist ein Thema beim Kongress. "Menschen über 65 Jahre machen etwa 40 Prozent aller Suizide in Österreich aus. Mit steigendem Alter steigt das Suizidrisiko beträchtlich, insbesondere bei alten Männern ist das Risiko ungefähr zehn Mal so hoch wie das der Gesamtbevölkerung", so Nestor Kapusta vom Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie an der Medizinischen Universität Wien. Für die Arbeit in allen drei Bereichen, der Suizidprävention, der Arbeit mit Tätern und der Betreuung von Opfern seien zu wenig finanzielle Mittel vorhanden.
Der Kongress der Telefonseelsorge bietet eine vielfältige Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt, 23 Vorträge und 58 Workshops werden durchgeführt.