Samstag 14. September 2024
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Schrittweise Restaurierung der Särge der Michaeler Gruft

(12.07.2010) In den nächsten Jahren sollen sämtliche in der Wiener Michaelergruft erhaltene 254 Holz- und Metallsärge aus dem 17. und 18. Jahrhundert restauriert werden. Diese würden einen einmaligen kunst- und kulturhistorischen Wert darstellen, hieß es bei einem Mediengespräch am Montag.

In der Michaeler Gruft der Wiener Innenstadt liegen mehr als 200 kulturhistorisch bedeutsame Holz- und Metallsärge aus der Zeit der Renaissance und des Barock, bei denen der Zahn der Zeit unübersehbar seine Spuren hinterlassen hat. Um die Särge vor dem drohenden Verfall zu retten, wurde vom Bundesdenkmalamt schon vor einigen Jahren ein maßgeschneidertes Konzept für die Klimatisierung der Gruft und die Restaurierung der Holzsarkophage initiiert und umgesetzt.

 

Einmaliger kunst- und kulturhistorischer Wert

"Die Särge der Michaeler Gruft sind als kunst- und kulturhistorische Relikte von unschätzbarem Wert", unterstrich Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bei einem Mediengespräch am Montag, 12. Juli 2010. "Sie haben mehr als 300 Jahre überdauert und erzählen mit ihren Ausformungen, Verzierungen und Bemalungen Geschichten über diese vergangene Epoche. Es ist daher eine selbstverständliche Pflicht für die Stadt Wien, zum Erhalt dieses Kulturguts maßgeblich beizutragen."

 

"Im Tod sind die Menschen gleich"

Die Erzdiözese Wien habe sich entschlossen, Mittel für die Restaurierung bereit zu stellen und den Erhalt eines einzigartigen Kulturdenkmals nördlich der Alpen zu ermöglichen, so die Wiener Diözesankonservatorin Elena Holzhausen. Die Objekte aus der Michaeler Gruft gehören zu den bedeutendsten Beispielen dieser sonst für den mediterranen Barock typischen künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Todes. Zudem sei die Gruft von St. Michael von dem "Glauben an ein Leben nach dem Tod" geprägt.

Elena Holzhausen sieht in dem Nebeneinander der Särge "ein Spiegelbild des geeinten gesellschaftlichen Pluralismus. Im Tod sind die Menschen gleich: Adelige, Hofbedienstete, Künstler oder Opfer der Türkenbelagerung".

 

"Denk daran zu leben!"

Für den Pfarrer von St. Michael, Pater Peter van Meijl SDS, hat die Michaelergruft die Aufgabe, den heutigen Menschen die Botschaft "memento vivere - denk daran, dass zu leben hast" zu vermitteln. "Wenn Menschen die Treppen von der Gruft heraufsteigen, kommen sie zufriedener und gelassener wieder herauf. Man hat das Gefühl, da ist etwas geschehen. Besonders junge Menschen entdecken: 'Ich brauche mein Leben nicht wegsaufen, wegspritzen, sondern ich kann mein Leben wieder in die Hand nehmen.' Das hat eine therapeutische Bedeutung, dass Menschen wieder lernen zu leben", betonte der Pfarrer.

 

Vorgang der Restaurierung

"Wir haben in den letzten Jahren den Bestand und den teilweise besorgniserregenden Zustand der Holzsärge erhoben und an drei Sarkophagen Musterrestaurierungen vorgenommen", sagte der Wiener Landeskonservator des Bundesdenkmalamts, Friedrich Dahm. "Damit wurden die Voraussetzungen für die schrittweise durchgeführte Restaurierung der ersten 50 Särge geschaffen."

In einer ersten Etappe verlassen nun sechs hölzerne Särge, eingebettet in eigens dafür gezimmerten Transportkisten und einem Kühlwagen, die Gruft von St. Michael in Richtung der Restaurierungswerkstätte von Thomas Fankl. Dort werden die stark verschmutzten Särge gereinigt und der Schimmelbefall entfernt. Des weiteren werden die Holzoberflächen und Fassungen konserviert und gesichert, ehe sie wieder in die Michaeler Gruft zurückkehren.

Die Kosten für die fachgerechte Restaurierung der ersten 50 Särge belaufen sich auf 550.000 Euro; die Kulturabteilung der Stadt Wien steuert 150.000 Euro bei. Die Erzdiözese Wien und das Bundesdenkmalamt übernehmen jeweils 120.000 Euro. Die übrigen 160.000 Euro werden durch private Sponsoren finanziert.

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