Samstag 14. September 2024
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Aids-Konferenz: Teils "beunruhigende" Bilanz der Kirche

(23.07.2010) Kürzungen internationaler Hilfsgelder bedeuten für viele Aidskranke den Tod, stellen kirchliche Vertreter fest, und kritisieren, dass bei der Welt-Aids-Konferenz kirchliche Referenten unterrepräsentiert waren.

Es hätte mehr kirchliche Referenten bei der Welt-Aids-Konferenz geben sollen: Das haben Vertreter aus den kirchlichen Reihen am Freitag, 23. Juli 2010, kritisiert. "Wir hatten zwar eine gute Präsenz von Kirchen und Glaubensgemeinschaften, weil Repräsentanten an vielen Vorträgen und Workshops teilgenommen haben. Aber man hätte mehr Vertreter als Sprecher und Vortragende einladen können: Wir haben viel Erfahrung in der Behandlung von Betroffenen", erklärte Robert Vitillo, Aidsexperte der Caritas Internationalis.

 

Finanzielle Kürzungen zu befürchten

"In manchen Punkten bin ich sehr beunruhigt von der Welt-Aids-Konferenz", zog Vitillo Bilanz. Denn es habe sich herausgestellt, dass viele Regierungen ihre Hilfe für Entwicklungsländer kürzen werden. Das sei ein Problem für HIV-Betroffene, weil diese dann nicht an Medikamente herankämen. Vitillo befürchtet nun eine Situation wie in den 1980er Jahren, als der Großteil der Aids-Kranken sehr schnell gestorben ist. Er hoffe, dass die internationale Gemeinschaft das Problem erkennt und Druck auf Regierungen der reicheren Länder macht.

Grund für die angekündigten finanziellen Kürzungen sei die Wirtschaftskrise. Dazu meint Vitillo: "Wir fahren ja auch fort, viel Geld für andere Dinge auszugeben, und so denke ich, dass Regierungen ihre Prioritäten abgleichen und Gesundheit, vor allem für HIV-Betroffene, als eine Hauptpriorität ansehen müssen."
 

"Der Kampf ist noch nicht gewonnen"

Dass die katholischen Einrichtungen, die ja etwa ein Viertel der weltweiten Aids-Hilfe leisten, zu schwach repräsentiert waren, sagt auch der Auslandschef der Caritas Österreich, Christoph Petrik-Schweifer. Doch sei eine hohe Wertschätzung der kirchlichen Arbeit wahrzunehmen gewesen. "Wir haben viele Partner von der Caritas und katholischen Organisationen aus Osteuropa hier gehabt." Viele Regierungsvertreter hätten erst auf der Konferenz über die Arbeit der NGOs und auch Caritas in ihren Ländern erfahren.

"Der Kampf ist noch nicht gewonnen", betont Petrik-Schweifer. "Wir haben in der Versorgung mit anti-retroviralen Medikamenten einen Versorgungsgrad von 30 Prozent, eigentliches Ziel war hundert Prozent." Angedrohte finanzielle Kürzungen würden den Bereich Forschung und Entwicklung von kindgerechten Medikamenten betreffen - das sei ein "Gebiet, das jetzt schon zu schwach ausgestattet war", so Petrik-Schweifer.
 

Kondomfrage hält sich in Grenzen

Eine Aufbruchsstimmung bei der Konferenz stellt Heinz Hödl vom lokalen Organisationskomitee der "Multi-Faith Pre-Conference" und Leiter der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission (KOO) fest. Aids sei - dank der Medikamente - "nicht von vorneherein ein Todesurteil". Doch müsse für alle Menschen ein Zugang zu Behandlung und Therapie sichergestellt werden, wie ihn im Vorfeld der Konferenz auch die österreichischen Bischöfe in einer entsprechenden Erklärung gefordert haben.

Es gebe auch Sorgen, die beim Treffen nicht ausgeräumt worden seien, so Hödl. Die Mittel für den "Global Fund" würden in nächster Zeit zurückgehen. "Zehn Millionen Todesfälle und eine Million Neuinfektionen könnten in den nächsten Jahren verhindert werden, wenn genügend Geld für Betreuung und Medikamente da wäre." 

Als Vertreter der katholischen Kirche habe es ihn "fast schon überrascht", dass sich Kritik an der Kirche betreffend der Kondomfrage "sehr in Grenzen" gehalten habe, merkte Hödl an. Die offensive Informationsstrategie der katholischen Kirche habe sich als positiv herausgesellt: "Mittlerweile ist vielen klar, dass es um einen verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität und um die Stärkung der Rolle der Frau geht." Eine Senkung von Infektionen werde dort erreicht, wo "die Zahl der Sexualpartner gesenkt und erste sexuelle Kontakte erst später erfolgen". Enthaltsamkeit und Treue würden eine wichtige Rolle spielen.
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