Donnerstag 9. Januar 2025
Artikel aus dem Archiv

Alles noch völlig offen

(23.02.2014) Generalvikar Nikolaus Krasa, Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel und Andrea Geiger (Stabstelle Apg) über „Pfarre neu".

 

Ein „ziemlicher Unsinn“ sei die Meldung einer Wiener Tageszeitung vom 14. Februar, wonach  ein „Kahlschlag“ bei den Pfarren der Erzdiözese angekündigt wurde, betonte Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel. Im Rahmen des diözesanen Erneuerungsprozesses würden zwar Pfarren zusammengelegt. „Aber dort, wo eine lebendige katholische Gemeinde besteht, wird es die auch weiterhin geben“, sagte Prüller-Jagenteufel.  Auch wenn eine Kirche dann nicht mehr Pfarrkirche  sei, sondern „nur“ eine unter mehreren Kirchen im Pfarrgebiet, solle sie weiter als Kirche erhalten bleiben und genützt werden.


Kultur des Aufbruchs

Vor allem in Wien wird es  nach den Worten Prüller-Jagenteufels Fälle geben, wo die Dichte an Kirchengebäuden in einer neugebildeten Pfarre zu groß ist und die Mittel nicht ausreichen, um alle zu erhalten: „Dann kann es auch sein, dass gelegentlich ein Kirchengebäude abgegeben wird.“ Als Beispiel nannte die Pastoralamtsleiterin das „Pilotprojekt“ im  15. Wiener Gemeindebezirk, wo sich die derzeit sieben Pfarren zu zwei „Pfarren neu“ zusammenschließen wollen. Statt sieben Pfarrkirchen dieses Dekanats werde es deshalb dann nur mehr zwei geben. Von den anderen fünf Kirchen würden in vier weiterhin katholische Gottesdienste gefeiert, bei einer einzigen gebe es Vorbereitungen zur Übergabe an eine andere christliche Konfession (die Antonskirche/Pouthongasse, die der Rumänisch-Orthodoxen Kirche gegeben wird), wobei auch dort eine Kapelle für die katholische Gemeinde erhalten  bleibe. Auch im zweiten Pilotprojekt im 10. Bezirk (Favoriten) sei dies so gewesen; dass dieses Gebiet nun auf vier Pfarren aufgeteilt wird, sei in einem gemeinsamen Prozess mit den Betroffenen entwickelt worden. Die Erzdiözese stehe nicht für eine „Kultur des Zusperrens“, sondern des Aufbrechens, stellte Prüller-Jagenteufel klar.


Zwei „Pilotprojekte"

Unter dem Titel „Pfarre neu“ arbeitet die Erzdiözese Wien weiterhin intensiv an der Umsetzung der groß angelegten Diözesanreform. Zuletzt ging ein erster Entwurf für die pfarrliche Neuordnung an die diözesanen Gremien und auch an die laufenden „Pilotprojekte“ in den Stadtdekanaten 10 und 15, wo die Strukturreformen bereits fortgeschritten sind. Bis Ende Februar 2014 werden nun Rückmeldungen erbeten, die Gesamtreform soll sukzessive bis 2022 vonstattengehen, informierte Generalvikar Nikolaus Krasa am 13. Februar bei einem Pressegespräch. Wie viele von den derzeit 660 Pfarren in den drei Vikariaten Wien-Stadt, Nord- und Süd-Vikariat  als solche bestehen bleiben, ist laut Krasa noch völlig offen.


Lebendige Pfarren

Durch die in den „Pfarren neu“ geplanten Leitungsteams mit drei bis fünf Priestern und – auch ehrenamtlich engagierten – Laien, soll das Personal leichter entsprechend der vorhandenen Charismen eingesetzt werden können, so Krasa. Nicht jeder Priester habe die für die Leitung einer Pfarre nötigen Management-Fähigkeiten, dennoch würden heute 90 Prozent der Priester als Pfarrer eingesetzt.


Einen weiteren Vorteil sieht der Generalvikar in möglichen Schwerpunktsetzungen und dadurch für Neues frei werdenden Ressourcen. In der „Pfarre neu“ soll es zwar weiterhin nicht nur in der jeweils zu bestimmenden Pfarrkirche,  sondern auch in den anderen Kirchengebäuden des Pfarrgebietes Sonntagsgottesdienste geben.


Krasa wies darauf hin, dass die durchschnittliche Katholikenzahl der  Pfarren derzeit mit 1.800 Gläubigen vergleichsweise gering sei (die größte Pfarre ist Aspern mit 12.300, die kleinste Grafensulz im Weinviertel mit 94 Katholiken), anderswo seien Pfarren viel größer.  Die Diözesanreform ziele in erster Linie auf die Lebendigkeit dieser aus Menschen gebildeten Größen ab, der Fokus liege gerade nicht auf Gebäuden oder geografischen Kategorien.


Beispiel Franziskus

„Apg-Stabsstellenleiterin“ Andrea Geiger erinnerte an den Anstoß von Papst Franziskus in seinem Schreiben „Evangelii gaudium“, wonach „Es  wurde immer so gemacht“ kein maßgebliches Kriterium für kirchliches Wirken in der Welt sei. Ein Papst von außerhalb Europas könne auch lehren, den Blick nicht nur auf „Wegbrechendes“ zu fixieren, sondern auch dahin zu schauen, wo Kirche wächst – und warum das dort geschieht. Dabei zeige sich, dass nicht Pfarrstrukturen die Lebendigkeit christlichen Lebens ausmache; oft entfalte sich diese in nachbarschaftlichen Kontexten, in „small christian communities“, die freilich nicht isoliert voneinander bestehen sollten, sondern Vernetzung brauchen, wie Geiger betonte.
Entscheidend sei es, die Diözesanreform als geistlichen Prozess zu sehen, bei dem verdeutlicht werde, dass jeder Getaufte ein „missionarischer Jünger“ ist.    

kap/kron

Gottesdienste
Finden Sie Gottesdienste in Ihrer Umgebung
Radio Vatikan
ERZDIÖZESE WIEN
Wollzeile 2
1010 Wien
Tel.: +43 1 51552 - 0

webredaktion@edw.or.at

Impressum
Datenschutzerklärung
Cookie-Einstellungen
https://www.erzdioezese-wien.at/
Darstellung: Desktop - Mobil