Um 7.15 Uhr stehen Weihbischof Franz Scharl, Rita Kupka-Baier (von der Kontrollstelle der Erzdiözese Wien), Martin Wiesauer (Geschäftsführer der Kategorialen Seelsorge) und ich am 14. Februar beim Ausgang der U-Bahn-Station Schwedenplatz, jeweils mit einem Stoß „Liebesbriefe von Gott“ in der Hand. „Eine Botschaft zum Valentinstag“, sagt Weihbischof Scharl und überreicht einer sichtlich überraschten Frau einen Brief. Eine andere hingegen gibt den Brief mit einem freundlichen „Danke“ zurück, als sie hört, dass wir von der Kirche sind.
Oft hört man allerdings ein freudiges „Dankeschön!“ an diesem Morgen, nur manchmal schimpfen die Vorbeieilenden vor sich hin, schütteln bei unserem Anblick den Kopf. Eilen, mit starrem Blick oder mit dem Handy telefonierend, schnell an uns vorbei. Aber im Schnitt nimmt jede und jeder Zweite den Brief.

„Nehme ihn jedes Jahr"

Manche kennen die Aktion bereits: „Ich nehme ihn jedes Jahr“, sagt eine Frau mit Aktentasche. Und sie will gleich auch noch einen zweiten: „Für die Kollegin im Büro.“ „Von welcher Partei sind Sie?“, fragt eine ältere Dame etwas unsicher. Als sie hört, dass wir von der Katholischen Kirche sind, nimmt sie den Brief. Wir frieren trotz der Jacken ein bisschen, es weht ein schneidiger Wind an diesem Morgen.

 Ich wähle die Formulierung: „Ein Liebesbrief von Gott zum Valentinstag“. Mehr Männer, als ich ursprünglich angenommen habe, nehmen den Brief. Um 8.33 Uhr sind die 600 Briefe, die wir dabei hatten, verteilt.  

Beginn um 6.30 Uhr

Begonnen hatte die Verteil-Aktion rund um den Stephansplatz um 6.30 Uhr mit einem Sendungsgottesdienst beim Maria-Pocs-Altar im Stephansdom, den an die 60 Valentinsbotinnen und -boten mitfeierten. In seiner Kurz-Predigt  erinnerte Generalvikar Nikolaus Krasa an den kürzesten Psalm des Alten Testaments, an Psalm 117, der ein „volles theologisches Programm“ enthalte: „Lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen! Denn mächtig waltet über uns seine Huld, die Treue des Herrn währt in Ewigkeit. Halleluja! “ Dieses Psalmwort begleitet uns an diesem Morgen.

Krasa war selbst als Valentinsbote am 14. Februar unterwegs: „Die Valentinsaktion mit den ,Liebesbriefen von Gott‘ ist seit Jahren in der Erzdiözese Wien eine missionarische Aktion. Papst Franziskus hat uns mit ,Evangelii gaudium‘, das ein Lehrschreiben der Mission ist, die missionarische Dimension der Kirche neu in Erinnerung gerufen.“    

Stefan Kronthaler