Der honduranische Kardinal Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga, Vorsitzender der Kardinalskommission zur Kurienreform („C8“), sieht die von Papst Franziskus angekündigte Erneuerung unter dem Zeichen sozialer Gerechtigkeit. Dass der Papst ihn in das Gremium berufen habe, sei „ein weiterer Ausdruck der Option für die Armen“, sagt Maradiaga in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Kirche brauche „keine ‚klerikalisierten’ Laien in der Sakristei, so der 71-jährige Kardinal. Gebraucht würden vielmehr „überzeugte Katholiken im Zentrum der Politik, der Wirtschaft und auch der Kultur“, fordert der Erzbischof von Tegucigalpa.
Die Option für die Armen müsse zu einer veränderten Weltwirtschaft führen. „Die hochgelobte Globalisierung ist bislang nur eine Globalisierung der Märkte“, erklärt Kardinal Maradiaga, der seit 2007 Präsident der Caritas Internationalis ist. Er kritisiert eine „Tendenz hin zu Monopolen, zu immer mächtigeren Unternehmen, die weltweit agieren“. Gleichzeitig betont der Kardinal die Rolle der katholischen Kirche in Lateinamerika: „Würde die Kirche nicht kontinuierlich für die Werte des Evangeliums und für die Soziallehre mit ihren Prinzipien Personalität, Solidarität und Subsidiarität eintreten, wäre die sogenannte Demokratie längst zusammengebrochen.“
Im Blick auf Lateinamerika beklagt Maradiaga eine weitgehende politische Ohnmacht: „Demokratie heißt bislang, wählen zu gehen und danach zuzuschauen, wie alles so bleibt, wie es war.“ Eine der Ursachen dafür sei, dass „sich die Wirtschaft der Politik bemächtigt“. Die Ökonomie stelle die Politik „in den Dienst der Interessen einiger Individuen oder weniger kleiner Gruppen“.
Dem Appell von Papst Franziskus, die Türen für die Brüder auf der Flucht zu öffnen, folgen nun die italienische Caritas und die Stiftung Migrantes. Die beiden Organisationen haben auf der Insel Lampedusa ein neues Aufnahmezentrum für Bootsflüchtlinge eröffnet. Die neue Einrichtung wolle die staatlichen Stellen unterstützen und garantiere eine angemessene Erstversorgung der Menschen. In dem Zentrum kümmern sich künftig neben Mitarbeitern der beiden Organisationen auch Freiwillige um die Versorgung der Menschen.
Die Flüchtlinge sind bei ihrer Fahrt von der afrikanischen Küste zur italienischen Mittelmeerinsel in meist völlig überfüllten Booten tagelang auf See. Die Helfer rechnen im Frühling erneut mit Tausenden Ankömmlingen, sobald das Meer wieder ruhiger ist.
kap / ml