„Ich bin ein ,Fan‘ der ,Liebesbriefe von Gott‘. Seit Jahren schaue ich, dass ich immer am Valentinstag auf den Stephansplatz komme, damit ich auch sicher einen Brief bekomme“, erzählt Barbara Müller aus der Pfarre Pillichsdorf. Einmal hat sie keinen Brief „erwischt“ und sie war ziemlich enttäuscht deswegen. Müller: „Am Abend in der U-Bahn lag dann ein Zettel am Boden. Ich hab ihn aufgehoben – was ich sonst eigentlich nicht tue - und hielt den Brief in den Händen. Seither bin ich davon überzeugt, dass diese Briefe für mich bestimmt sind.“
Pillichsdorf ist eine Landpfarre. „Es gibt eigentlich, abgesehen von der Kirche am Sonntag, kaum zentrale Orte, um die Menschen zu erreichen“, berichtet Müller: „Daher haben wir uns entschlossen, in der Woche vor dem 14. Februar die Briefe von Haus zu Haus zu tragen. Auch wenn wir ein kleines Dorf sind, sind doch an die 300 Haushalte zu besuchen.“ Am Abend des 14. Februar lädt die Pfarre zu einem „Abend der Barmherzigkeit“ in die Pfarrkirche ein.
Seit 1. November gibt es den Seelsorgeraum „Vorderes Piestingtal“ und die Valentinsaktion ist bereits die erste größere gemeinsame Aktion der drei Pfarren Wöllersdorf, Steinabrückl und Matzendorf. „Bei der ersten gemeinsamen PGR-Klausur im Herbst wollten wir die Zusammenarbeit mit einer gemeinsamen Aktion beginnen, die alle drei Pfarren an einem Gottesdienstort zusammenführt und die für alle drei Pfarren neu ist“, berichtet Ruth Spies von der Pfarrengemeinschaft Vorderes Piestingtal.
Eine Segensfeier für Liebende stand ganz oben auf der Wunschliste. „Mit Straßenaktionen hatten wir alle schon Erfahrungen gesammelt. Das Material wird zur Verfügung gestellt, es ist daher mit wenig Aufwand durchführbar“, sagt Spies: „Im Gespräch beim Überreichen der Briefe kann darauf eingegangen werden, warum es nur eine Feier für alle drei Pfarren gibt und dass nicht nur Paare, sondern alle Menschen, die lieben und geliebt werden, zu Begegnung und Segen eingeladen sind.“ Die Briefe werden von der Pastoralassistentin, von PGR-Mitgliedern und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Pfarren verteilt. In allen drei Pfarren wird u. a. am Morgen vor den Schulen verteilt, in Steinabrückl und Wöllersdorf auch vor Kindergärten und Geschäften. Um 18.30 Uhr gibt es eine Segensfeier für Liebende in der Pfarrkirche von Matzendorf. Spies: „Mit Liedern und Texten zum Thema Liebe, Schriftlesung, Gebet und Einzelsegen.“
„Als im Jänner 2010 mein Lebenspartner starb, dachte ich, dass es jetzt niemanden mehr gibt, der mir Blumen schenken und zu Valentin einen Liebesbrief schreiben wird“, erzählt die Fachärztin für Lungenerkrankungen, Edda Hagel (Pfarre Starchant, Wien 16). Damals erhielt sie rund um Valentin in der Kirche einen „Liebesbrief von Gott“. Hagel: „Ich war berührt von diesem Brief. Er hat mir aus der Seele gesprochen. Ich wusste, einer hat mich doch lieb.“ Seit damals arbeitet sie, die sich sehr der Gottesdienstgemeinde der Fatima-Kapelle verbunden weiß, bei der Valentins-Aktion der Pfarre Starchant mit. Auch heuer werden die „Liebesbriefe von Gott“ in der Fatima-Kapelle (1140 Wien, Gusterergasse40) am 15. Februar vor der Wort-Gottes-Feier um 17 Uhr und am 16. Februar vor der Wort-Gottes-Feier um 11.30 Uhr in Starchant verteilt werden. Am Samstagabend und am Sonntagvormittag vor der Pfarrkirche Starchant. „Es ist schön, dass es Zeichen gibt, die für sich selbst sprechen. Ein solches Zeichen ist der ,Liebesbrief von Gott‘ der Valentinsaktion. Wir in unseren beiden Kirchen – der Theresienkirche und der Filialkirche Fatima – sehen in den Briefen ein wichtiges Zeichen der Seelsorge“, sagt Diakon Erich Gaugitsch: „Verteilt wird auch beim Besuchsdienst in den Häusern der Pfarre. Dazu gehören auch die Familien, die Angehörige im letzten Jahr durch den Tod verloren haben. “
„Wir machen bei dieser Aktion mit, weil wir die Botschaft der Zuwendung Gottes an die Menschen und seine Liebe für sie auch an die Menschen bringen, die nicht in die Kirche kommen“, erzählt Joseph Bolin, Kurat der Haupt- und Propsteipfarre Wiener Neustadt. Die „Liebesbriefe“ werden an Orten verteilt, wo viele Menschen vorbeikommen, und auch an ältereMenschen bei persönlichen Hausbesuchen. An diesen Orten verteilen die Briefe Mitglieder der Propsteipfarre, von der Pfarre Neukloster verteilen voraussichtlich in der ersten Linie die Priester, und zwar am Hauptplatz. Die Frauen einer Frauenrunde in der Erlöserkirche (Teilgemeinde der Propsteifparre) werden bei Hausbesuchen die Briefe an ältere Menschen überreichen.
Bolin: „Im Dom gibt es in der Zeit von 17 bis 21 Uhr Musik und Gedankenimpulse, die helfen sollen, mit Gott ins Gespräch zu kommen oder einfach in Stille die Gegenwart Gottes zu erspüren. Es gibt Anbetung und Gruppen, die für oder mit einem für ein Anliegen beten.“ Man kann für einen lieben Menschen eine Kerze entzünden und sich von einem Priester segnen lassen. Der Höhepunkt ist um 18.30 Uhr die Segensfeier für alle Liebenden. Dabei werden alle Liebespaare, die das möchten, einzeln durch den Dompropst gesegnet. In die Pfarrkirche Neukloster wird von 17 bis 20 Uhr zum Gespräch und zum persönlichen Gebet eingeladen.
Stefan Kronthaler