„Unruhestifter“ bedeutet sein Name. Nelson Mandelas Lebensweg als südafrikanischer Freiheitskämpfer läuft derzeit in den Kinos.
Grasland, grüne Hügel, ferne Berge, kleine Dörfer, Viehherden. Das ist die Transkei, das Land, in dem der Freiheitskämpfer und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela aufwächst. Zu dieser Zeit kennt man ihn als „Rolihlahla“ - „der, der den Ast eines Baumes schüttelt“. Ein „Unruhestifter“ also.
An diese „glücklichsten Jahre“ erinnert sich Mandela in seiner Autobiographie „Der lange Weg zur Freiheit“ (s. Bücher). Das Buch ist Grundlage des gleichnamigen Spielfilms, der seit einer Woche in den heimischen Kinos läuft.
Bildschön wird darin Mandelas Initiation gezeigt, seine Aufnahme in den Kreis der Erwachsenen der Xhosa-Volksgruppe. Dann erzählt der Film von seinen Anfängen als Rechtsanwalt in Johannesburg. Von seiner großen Liebe Winnie, vom Scheitern zweier Ehen. Von seinem Engagement für den ANC, den Afrikanischen Nationalkongress. Von Weggefährten. Von seiner Gefangennahme und seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft im Rivonia-Prozess. Von seiner Freilassung und von den ersten freien Wahlen 1994.
Es bleibt wenig Zeit, um Hintergründe auszuleuchten. Wer die Geschichte Südafrikas und Nelson Mandelas gut kennt, wird Hinweise auf prägende Ereignisse finden. Für die anderen bleibt die Entwicklung der Hauptfigur zum Anti-Apartheid-Kämpfer lückenhaft. Ein gutes Schauspielerensemble, allen voran Naomie Harris als Winnie und Idris Elba als Nelson Mandela, trägt durch manche Ungereimtheit. Spannung erhält die Produktion durch Originalaufnahmen von Protesten des ANC und Solidaritätskundgebungen weltweit.
Ein Film kann einem Leben nicht gerecht werden. Manches muss ausgelassen, verkürzt oder vereinfacht werden. Dem britischen Regisseur Justin Chadwick und seinem Team gelingt es aber, eine Ahnung davon zu vermitteln, was es heißt, 27 Jahre im Gefängnis zu sein. Weggesperrt und ausgeschlossen vom Leben. Unerreichbar für Freunde und Familie. Unberührbar für die Ehefrau. Unsichtbar für die Kinder. Was es heißt, die Mutter nie mehr wieder zu sehen, weil sie stirbt. Den ältesten Sohn zu verlieren und nicht zu dessen Beerdigung zu dürfen.
Die Zuschauer lernen einen Mann mit Schwächen und Stärken kennen, der mit seiner Hartnäckigkeit und seiner Entschlossenheit ein grausames System aufgebrochen hat und nicht nur für den Kontinent Afrika zum Symbol für Freiheit geworden ist. Der Film „Mandela - Der lange Weg zur Freiheit“ macht neugierig auf diesen Menschen. Und zeigt, dass es oft gut ist, ein Unruhestifter zu sein.
Monika Fischer