Engagement zahlt sich aus. Neues auszuprobieren sowieso, sagt Anna Prader langjährige Generalsekretärin des Katholischen Laienrates. Sie muss es wissen. 1964 gründet sie eine der ersten „Mütterrunden" in der Erzdiözese Wien. In der kommenden Woche feiert die ihr 50-jähriges Jubiläum.
Februar 1964: Zum ersten Mal sind junge Mütter in die Pfarre Maria Hietzing, Wien 13, zu einer „Mütterrunde“ eingeladen. Gemeinsam sollen sie hier Gelegenheit bekommen, miteinander in Kontakt zu kommen, miteinander zu sprechen. In Vorträgen sollen sie Informationen bekommen, die ihnen in ihrem Alltag helfen. „Das war damals wirklich etwas ganz Neues“, erzählt Anna Prader, die vom damaligen Pfarrer von Maria Hietzing Matthäus Lugmayr und der Seelsorgehelferin Maria Pichler mit der Leitung und Gestaltung der neuen Gruppe betraut worden war, heute.
Das katholische Engagement war für Anna Prader seit frühester Jugend selbstverständlich. Sie war 12, als sie – während der NS-Zeit – in der Pfarre Neu-Fünfhaus zur damaligen „Pfarrjugend“ stieß. Von da an war sie in der Katholischen Jugend tätig. Auch nach ihrer Heirat und der Übersiedlung nach Wien-Hietzing blieb sie kirchlich engagiert, absolvierte das sogenannte Laienjahr (heute: „Theologische Kurse“) am Stephansplatz, wo sie sich auch mit der legendären Gründerin der Kurse, Margarete Schmid, anfreundete. Die Bitte „ihres“ Pfarrers, sich der „Jungmütterrunde“ anzunehmen, erstaunt sie trotzdem im ersten Moment.
„Ich war mir anfangs nicht sicher, ob so etwas Anklang finden wird. Pfarrliche Angebote für verschiedene Altersgruppen hat es zwar schon gegeben aber eine Gruppe für junge Mütter?“, erzählt Anna Prader: „Ich habe auch intensiv darüber nachgedacht, was ich in einer solchen Gruppe anbieten könnte. Schließlich wollte ich den jungen Müttern, die da ihre Zeit investierten auch etwas bieten.“ Dazu kommt: Sie selbst steckt damals mitten im Berufsleben, baut mit ihrem Mann ein Architekturbüro auf, kümmert sich um ihren Sohn und schmeißt auch noch den Haushalt. Schließlich entscheidet sie sich aber, die Leitung der „Jungmütterrunde“ zu übernehmen. Mit viel Engagement, Einsatz und Herzblut plant sie Vortrag über Vortrag.
Bald ist klar: Das Angebot der Jungmütterrunde wird sehr gut angenommen. Viele junge Frauen kommen in die Pfarre, freuen sich über die interessanten Vorträge und die hochkarätigen Vortragenden. Was Anna Prader inhaltlich auf die Beine stellt, trifft den Nerv der Zeit und die Frauen können das in der Pfarre gehörte in ihrem Alltag gut brauchen. Sie bekommen Haushalts- und Gesundheitstipps, Erziehungsratschläge und vieles mehr. Die Kinder werden in der Zwischenzeit von zwei ältere Damen aus der Pfarre betreut.
Nie zu kurz kommt bei allen Themen die christliche Sicht auf die Themen. „Schließlich waren wir ja eine Pfarrgruppe und es war mir ein echtes Anliegen, dass man das auch merkt“, sagt Anna Prader. Fast wie nebenbei entstehen in der Mütterrunde innige Freundschaften, die bis heute halten. „Ein harter Kern ist der Jungmütterrunde, die sich langsam zu einer Frauen- und Mütterrunde wandelte immer treu geblieben“, freut sich Anna Prader: „Wir haben viel miteinander erlebt, viel Spaß gehabt und viel voneinander gelernt.“
Die ersten Jahre kann Anna Prader auf die Unterstützung aus der Pfarre zählen, später helfen auch Mitglieder der Jungmütterrunde mit viel Engagement mit, dass alles reibungslos funktioniert. Auch Pfarrer Johannes Kittler war die Mütterrunde immer ein großes Anliegen: „Die Frauen- und Mütterrunde war immer ein wichtiger Bestandteil unserer lebendigen Pfarre – eine pfarrmitgestaltende Gruppe sozusagen, die immer einen wertvollen Beitrag zum Pfarrleben dargestellt hat“, sagt er.
1994 als Anna Prader nach abgeschlossenem Theologiestudium an der Universität Wien Generalsekretärin des Katholischen Laienrats Österreichs wird, überlegt sie kurz, ob sie die Mütterrunde weiterführen kann. Aber die Unterstützung aus der Gruppe und der Pfarre ist so groß, dass sie sich für ein „Doppelengagement“ auf Österreichebene und in ihrer Heimatpfarre entscheidet. Nicht nur die Frauen- und Mütterrunde kann hier auf sie zählen, auch der Pfarrgemeinderat, die Firmvorbereitung und vieles mehr. „Meine Erfahrung war nun einmal: Engagement zahlt sich aus und das beendet man nicht so schnell.“
Am 13. Februar feiert die Mütterrunde der Pfarre Maria Hietzing nun ihr 50-jähriges Bestehen. Gemeinsam wird um 8.00 Uhr in der Pfarrkirche Maria Hietzing Messe gefeiert und noch einmal auf die fröhlichen und informativen Treffen zurückgeblickt. Das Jubiläumsfest wird auch gleichzeitig der Schlusspunkt der Mütterrunde sein. Im Laufe der vielen Jahre ihres Engagements sei sie zu der Erkenntnis gelangt, dass „es sich auszahlt, etwas Neues zu versuchen und dass erst die Vielfalt die Kirche zum Leuchten bringt" und „jede noch so kleine Gruppe für das Strahlen und Leuchten der Kirche mitverantwortlich ist“. Doch: „irgendwann ist Schluss. Auch wenn ich mich freue, dass wir so lange mithelfen konnten, die Kirche zum Leuchten zu bringen.“
Andrea Harringer