Freitag 10. Januar 2025
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Offen für „Siedler" & „Pilger"

(2.2.2014) „Abschied von der Pfarre?“ – Streiflichter eines leidenschaftlichen Abends am 22. Jänner im Don Bosco-Haus.

 

„Abschied von der Pfarre? – Auf keinen Fall!“, betonte der Wiener Universitätsprofessor für Pastoraltheologie, Johann Pock, bei einem „Streitgespräch“ des „Referats für Pfarrgemeinderäte“ am Abend des 22. Jänner im Wiener Don Bosco-Haus. „Sehr wohl wird es aber eine Veränderung der Pfarren geben“, unterstrich der Pastoraltheologe.


Die Hintergründe der Reformprozesse im deutschen Sprachraum, die in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts begonnen hätten, seien „der Priestermangel, eine sich verändernde Gesellschaft, die Ressourcen-Frage und die Veränderung der Mitgliederstrukturen, die schon in den 50er Jahren eingesetzt habe – gut sichtbar und messbar an den sinkenden Zahlen der Gottesdienstmitfeiernden".


Die Leitfrage aller Prozesse laute, so Pock: „Wozu gibt es Kirche? Welche Vision, welches Leitbild haben wir?“ Entscheidend sei die Strukturveränderung als geistlicher Prozess, die in Wien mit der großen Stadtmission 2003 ihren Ausgang genommen habe. Strukturen sollten „dienen“. Eine Pfarre im klassischen Sinn habe „alle im Blick“, sie „überschreite die Gemeinschaft derer, die da sind".


Dienende Strukturen

Auch Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel erinnerte, „dass Kirche nicht für sich da ist“. Es brauche „mehr Lust und mehr Sinn, sich auf Veränderungen einzulassen“. Strukturen sollten „dienlich sein und auch entlasten“. Prüller-Jagenteufel: „Klarheit schafft Vertrauen, es braucht das ehrliche Hinschauen auf die Situation.“ Die sogenannte „Pfarrgemeinde“ habe in den 70er und 80er Jahren ihren Höhepunkt erlebt.


Das sich verändernde Kirchenbewusstsein mache deutlich, „dass alle Getauften die Träger der Sendung der Kirche sind“. Der „geistliche Aufbruch und die Suche nach neuen Formen“ müssten kombiniert werden. Es gebe in den Pfarren „immer weniger Menschen, die ein Leben lang in der Pfarre mitarbeiten“. Mit einem Bild gesagt: Eine Pfarre brauche „Siedler an einem Ort“, aber auch „die Offenheit für Pilger, die vorbeikommen“.  Dabei gehe es um das „Aufmerksam-Sein für ein Stück Welt in der Pfarre, um die Sorge für die Menschen“.

 

Eine sogenannte „Pfarre neu“ müsse Platz für „alle Formen von Gemeinden und Gemeinschaften“ bilden, die auch „verantwortlich sind für das territoriale Pfarrgebiet“. Noch sei man in der Erzdiözese „an vielen Stellen auf der Suche, wir haben noch kein fertiges Rezept“, räumte Prüller-Jagenteufel ein.


Kirche, meine Heimat

Natürlich seien „Veränderungsprozesse emotionsgeladen“, wenn es heißt: „Mein Kirche = meine Heimat“, sagte Pastoraltheologe Pock.  Es brauche gute Begleiterinnen und Begleiter dieser Veränderungen. Die „Last der Strukturen“ sei bisweilen für manche Pfarren erdrückend, das pastorale Personal wiederum müsse „möglichst entlastet“ werden.  
Entscheidend sei für alle Pfarren die Frage: „Was ist uns besonders wichtig, wofür wollen wir Pfarre sein?“ Das Prinzip der Subsidiarität – wonach Aufgaben und Problemlösungen so weit wie möglich von der untersten Ebene einer Organisationsform wahrgenommen werden – müsse stärker beachtet werden. Pock: „Was ist vor Ort möglich?“ Und: „Lebendiges, Blühendes darf nicht durch Strukturmaßnahmen kaputtgemacht werden.“ Der diözesane Erneuerungsprozess müsse als „spiritueller Prozess“ gesehen werden.            

Stefan Kronthaler

 

 

„Rahmenordnung“ für „Pfarre Neu"

 

Diese Ordnung wird in den Pfarren Neu der Pilotregionen (Stadtdekanate 10, 15 und 19) erprobt werden, nachdem sie im Herbst 2014 für diese erlassen wird. Bis Ende Februar geben nun die diözesanen Räte (u.a. Pastoralrat, Vikariatsräte, Dechanten, Berufsgemeinschaften, …) ihre Rückmeldungen zum vorliegenden Entwurf. Auch in der Probephase wird er sich weiterentwickeln und breit diskutiert werden.

 

Die Rahmenordnung soll dem Leben und Wachstum der Gemeinden einer Pfarre dienen und einen Rahmen geben, in dem das Ziel der Kirche „als Zeichen und Werkzeug der innigsten Vereinigung mit Christus und unter den Menschen“ gut gelebt werden kann. Dazu braucht es eine verbindliche Form, wie sich ein Pfarrgemeinderat konstituiert, wie eine gemeinsame Leitung von Priestern und Laien in der Pfarre und den Gemeinden gelebt wird und wer für die Finanzen und Gebäude die Verantwortung trägt. Mehr auf: www.apg21.at

 

 

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