Mittwoch 24. Dezember 2025
Artikel aus dem Archiv

In der Nachfolge des Fischers

(24.2.2013) Was geschieht jetzt mit dem Fischerring?


Warum der Ring zerschlagen wird

Seit dem späten Mittelalter ist der Fischerring (lateinisch: „anulus piscatoris“) der Siegelring der Päpste.

 

Auf der Ringplatte sind der Name des Papstes und der Apostel Petrus abgebildelt, der – in einem Boot stehend – ein Fischernetz einholt. Dies bezieht sich auf Petrus als „Menschenfischer“ (Lukas 5, 1-11). Bis 1843 wurde der Ring zur Besiegelung päpstlicher Schreiben verwendet.

 

Er wird dem Papst einige Tage nach der Wahl im Rahmen einer festlichen Eucharistiefeier zur Amtseinführung zusammen mit dem Pallium überreicht und nach seinem Tod bei der ersten Vollversammlung der Kardinäle vor den Augen der Anwesenden vom Camerlengo („Kämmerer“) mit einem silbernen Hammer zerschlagen.

 

Der frühere Brauch, den Ring in so viele Teile zu zerschlagen wie es Kardinäle gibt, ist aufgrund der großen Zahl der Kardinäle nicht mehr möglich.

 

Der Stein – falls vorhanden – kann nach der Wahl des Nachfolgers in den Fischerring des Papstes eingearbeitet werden. Papst Johannes Paul II. trug einen Ring ohne Stein.


 

Das ungewöhnliche Ende des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. ist für den Vatikan ein völliges Novum und bietet eine Menge offener Fragen: Was geschieht konkret mit dem Fischerring des Papstes oder mit seinem Siegel? Wann sind sie von wem in welcher Form zu vernichten, um deutlich zu machen, dass das Pontifikat beendet ist?

 

Bei Redaktionsschluss (19. Februar) stand nur fest, dass die Zerstörung des Fischerrings und des Amtssiegels laut  Vatikansprecher P. Federico Lombardi SJ am 28. Februar um 20 Uhr „in privater Form“ erfolgt.

Ablegen der Insignien

Bei den bisherigen Papstrücktritten – zuletzt 1449 – war noch recht eindeutig, wie das Zeremoniell abzulaufen hatte: Zunächst verkündete der Papst seinen Rückzug, dann stieg er vom päpstlichen Thron und legte die päpstlichen Insignien ab, zuletzt das Papstgewand – um dann, je nach seinem Stand vor Beginn des Pontifikats, ein Ordens-, Priester- oder Kardinalskleid anzulegen.


Bei der letzten Generalkongregation im Jahr 2005 nahm der damalige Camerlengo („Kämmerer“), Kardinal Eduardo Martinez Somalo, die ordnungsgemässe Vernichtung des Fischerrings und des päpstlichen Siegels vor. Die Apostolische Konstitution „Universi Dominici gregis“ („[Hirte] der gesamten Herde des Herrn“) vom 22. Februar 1996 von Papst Johannes Paul II. sieht die Vernichtung dieser Insignien der päpstlichen Autorität vor, damit keine Dokumente im Namen des verstorbenen Papstes unterzeichnet werden können. Das Amt des Bischofs von Rom kann nur einmal besetzt sein. Es darf nicht der leiseste Zweifel an der Legitimation des Nachfolgers aufkommen. Das weiße Gewand und die roten Schuhe, den Fischerring und das Brustkreuz: jene Alleinstellungsmerkmale des Papstes und Wesensmerkmale des Papsttums wird künftig sein Nachfolger tragen.


Im Ring Benedikts XVI. ist dasselbe Fischer-Symbol eingraviert, das auch im päpstlichen Siegel enthalten ist. Damit näherte sich sein Fischerring wieder der Frühzeit des Petrusamtes an, als der Fingerring des Papstes auch gleichzeitig sein Siegelring war.


Bei der heiligen Messe zur Amtseinführung am 24. April 2005 erinnerte Papst Benedikt XVI. an die „Theologie“ des „petrinischen“ Fischerrings:  „Auch heute ist es der Kirche und den Nachfolgern der Apostel aufgetragen, ins hohe Meer der Geschichte hinauszufahren und die Netze auszuwerfen, um Menschen für das Evangelium – für Gott, für Christus, für das wahre Leben – zu gewinnen."

 

Die Kirchenväter haben diesem Vorgang eine ganz eigene Auslegung geschenkt, betonte Benedikt XVI. „Sie sagen: Für den Fisch, der für das Wasser geschaffen ist, ist es tödlich, aus dem Meer geholt zu werden. Er wird seinem Lebenselement entrissen, um dem Menschen zur Nahrung zu dienen. Aber beim Auftrag der Menschenfischer ist es umgekehrt. Wir Menschen leben entfremdet, in den salzigen Wassern des Leidens und des Todes; in einem Meer des Dunkels ohne Licht. Das Netz des Evangeliums zieht uns aus den Wassern des Todes heraus und bringt uns ans helle Licht Gottes, zum wirklichen Leben.“


„Menschenfischer"

Beim Auftrag des Menschenfischers in der Nachfolge Christi gehe es darum, „die Menschen aus dem Salzmeer all unserer Entfremdungen ans Land des Lebens, zum Licht Gottes zu bringen“. Benedikt XVI: „Erst wo wir dem lebendigen Gott in Christus begegnen, lernen wir, was Leben ist.“ Und: „Es gibt nichts Schöneres, als vom Evangelium, von Christus gefunden zu werden."

 

Die Arbeit des Hirten, des Menschenfischers möge „oft mühsam“ erscheinen: „Aber sie ist schön und groß, weil sie letzten Endes Dienst an der Freude Gottes ist, die in der Welt Einzug halten möchte.“     

kap/kron

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