Mittwoch 24. Dezember 2025
Artikel aus dem Archiv

Ungehorsam?!

(22.7.2012) P. Franz Reinisch SAC hörte auf sein Gewissen und verweigerte den Eid auf Hitler.

Sie ist bekannt: Edith Stein – hl. Theresia Benedicta vom Kreuz – die vor 70 Jahren, am 2. August von den Nationalsozialisten verhaftet und wenige Tage später in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau (Polen) verschleppt worden ist. Dort wurde sie in der Gaskammer wahrscheinlich am 9. August 1942 getötet.


Er ist weniger bekannt: der Pallottiner-Pater und von der Schönstatt-Bewegung geprägte Franz Reinisch, der 1903 in Feldkirch/Vorarlberg geboren, keine vierzig Jahre später am 21. August 1942 in Brandenburg durch das Fallbeil von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde.


Reinisch war kein Fanatiker, er stand mit beiden Beinen auf der Erde. Nach der Priesterweihe wurde er Philosophie-Dozent im Orden. „Wissenschaft ist das achte Sakrament“, pflegte er zu sagen: „Halbes Wissen führt zum Teufel, ganzes Wissen führt zu Gott.“ Der Pallottiner fiel nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 den NS-Machthabern auf, er erhielt Redeverbot für das ganze Deutsche Reich. Weshalb er in den Untergrund ging, um dort weiter zu wirken.


Neben vielen Mitläufern gab es im Dritten Reich auch die anderen: jene unbeugsamen Sturköpfe, die dem Naziregime den Gehorsam verweigerten. Sie wollten keine Helden sein, aber ihr Gewissen untersagte ihnen, den Fahneneid auf Hitler und den Kriegsdienst zu leisten. Es war eine überschaubare Anzahl, wie Christian Feldmann in der 176-seitigen Reinisch-Biographie „Einen Eid auf Hitler? Nie?“ feststellt.


Hitler gehorsam?

Reinisch verweigerte den Wehrdienst und den Fahneneid auf den „Führer“: Vor der Wehrmacht habe er Respekt und auf das deutsche Volk könne er einen Eid leisten, „aber auf einen Mann wie Hitler – nie!“  Denn ab 1. August 1934 mussten alle Soldaten „bei Gott“ schwören, „Adolf Hitler, dem Obersten Befehlshaber der Wehrmacht, unbedingten Gehorsam (zu) leisten“.

 

„Es muss Menschen geben, die gegen den Missbrauch der Autorität protestieren, und ich fühle mich berufen zu diesem Protest“, sagte Reinisch kurz vor seinem Tod. 1941 wurde er zur Wehrmacht einberufen und aufgrund seiner Kriegsdienst-Verweigerung zum Reichskriegsgericht in Berlin-Charlottenburg überstellt. Sein Urteil: Tod wegen Verweigerung des Fahneneides und Zersetzung der Wehrkraft.


Sein Glaubenszeugnis konnte nicht übersehen werden: Schon 1943 hatte ihn Papst Pius XII. als Beispiel vorbildlicher Glaubenstreue gerühmt, 1978 verlieh der österreichische Bundespräsident dem Priester posthum das Ehrenzeichen „für Verdienste um die Befreiung Österreichs“.


Reinisch berief sich auf sein gebildetes Gewissen. Für Adolf Hitler hingegen war das Gewissen „eine jüdische Erfindung. Es ist wie die Beschneidung eine Verstümmelung des menschlichen Wesens ... Man muss Misstrauen haben gegen Geist und Gewissen und man muss Zutrauen haben zu seinen Instinkten.“


Reinisch lebte, was später das Zweite Vatikanische Konzil in „Gaudium et spes“ lehrt: „Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist.“     

 

Kron

 


Christian Feldmann

Einen Eid auf Hitler? Nie!

 

Franz Reinisch: Ein Leben für die Menschenwürde

2012, Pallotti
Auflage: 1
Flexibler Einband
176 Seiten
ISBN: 978-3-87614-080-3

Dieses Buch oneline bei der Wiener Dombuchhandlung "Facultas" erstehen.
Gottesdienste
Finden Sie Gottesdienste in Ihrer Umgebung
ERZDIÖZESE WIEN
Wollzeile 2
1010 Wien
Tel.: +43 1 51552 - 0

anliegen@edw.or.at

Impressum
Datenschutzerklärung
Barrierefreiheitserklärung
Cookie-Einstellungen
https://www.erzdioezese-wien.at/
Darstellung: Desktop - Mobil