„Das Triestingtal ist wie ein biblisches Bethanien geworden“, sagt Diakon Franz Eckert, der am 14. November seinen 80. Geburtstag feierte, im Gespräch mit dem „Sonntag“. Für Eckert, Motor der Revitalisierung des Wallfahrtsortes Klein Mariazell (eine der drei Klostergründungen des hl. Markgrafen Leopold III., neben Klosterneuburg und Heiligenkreuz), geht es im Kern „um die christliche Botschaft, die den Menschen leben und hoffen hilft, und nicht um 150 Kirchenprobleme“. Diese seien letztlich „zweitrangig“.
Die Kirche müsse sich „den Sorgen der Menschen mit ihren Fragen nach der Sicherung der Pension, nach der Zukunft des Euro und der Frage, ob es gar einen (Verteilungs-)Krieg gibt“, zuwenden. Diese Fragen der Menschen „müssen von der Kirche ernstgenommen werden. Darauf wollen die Menschen eine Antwort“, sagt der Integrationsbeauftragte der Österreichischen Bischofskonferenz.
Wie sieht Eckert die großen europäischen Herausforderungen? „Es geht nicht nur um den Euro“, sagt Eckert im Gespräch mit dem „Sonntag“: „Es geht um den europäischen Weg insgesamt. Europa ist der Kontinent, wo im Vergleich zu den anderen Kontinenten der Mensch und seine Würde besonders im Mittelpunkt steht.“
In einer Zeit massiver Verunsicherung sei die Kirche gefordert, „Hoffnungen und Sicherheiten zu bieten“. Auf EU-Ebene werde seitens der Kirchen seit Jahren der Dialog gesucht, diese Verantwortung müssten die Kirchen noch stärker – auf Augenhöhe – wahrnehmen.
Erst jüngst habe EU-Ratspräsident Herman van Rompuy die Herbstvollversammlung der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (ComECE) besucht und mit den Bischöfen die Krisensituation diskutiert.
Zugleich unterstreicht Eckert, dass man „als Christ keinen Zweifel“ an Europa zu hegen brauche: „Es gibt für uns Christen keine Alternative zu Europa.“ Die Kirchen müssten sich zu Themen wie Solidarität und Sparen, Demokratie und Zukunft verstärkt zu Wort melden.
Kirchlich gelte es immer wieder, im Hinblick auf das ewige Leben an das „Rechenbüchl“ („Jedermann“) zu denken. In bildhafter Sprache: Beim Jüngsten Gericht werde „der Teufel das ganze Gewicht der Sünden auf die eine Waagschale legen, auf der anderen Seite wird das ,Mauserl‘ der guten Werke sein. Gott aber wird einen ,Ochsen‘, d. h. seine Gnade, auf die Waagschale auf Seiten des ,Mauserl‘ legen“. Das sei „ein wirklicher Trost“.
Das nunmehr wieder blühende Leben des Klosters Klein Mariazell, vor 875 Jahren gegründet, sei ein Zeichen dafür, „dass bei Gott nichts unmöglich ist“, sagte Eckert beim Festgottesdienst am 13. November in der Basilika. Er dankte der Gottesmutter „für die große Fürsorge für das wiedererstandene Heiligtum an der Via Sacra. Die Pfarr- und Wallfahrtskirche wurde am 15. November 2007 zur Basilika erhoben.
In der Predigt erinnerte Kardinal Christoph Schönborn bei der Auslegung des „Leopoldi“-Tagesevangeliums (Matthäus 25, 14-30), dass das „Nichts-Riskieren“ des dritten Knechts, der sein Talent vergraben hatte, problematisch sei.
Es sei ein Evangelium, eine frohe Botschaft, „wider das Gefühl der Ohnmacht“. Einer Ohnmacht, die sich allerorts gegenwärtig ausbreite. Das wiedererstandene Klein Mariazell sei „ein Wunder“. Schönborn: „Es gibt Wunder. Sie sind auf Gott zurückzuführen. Bei Gott ist nichts unmöglich.“
Der Erzbischof erinnerte an die drei Symbole in der Krypta des Marienheiligtums: die Quelle als Zeichen der Versöhnung (der beiden Stifter), der Baum als Symbol für die lebendige Wurzel des Christentums und der uralte Grabstein als Zeichen der Auferstehung.
„Jedes Wunder braucht aber auch einen Motor und der warst Du“, würdigte der Kardinal Diakon Eckert. Dieser habe „viel in Bewegung gesetzt – auch mich und die Erzdiözese“ und „an das Unmögliche der Rettung geglaubt“.
Kron