Samstag 11. Januar 2025
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Sexualität ist nicht so

(6.11.2011) Interview mit Philip Pöschl über Pornographie im Internet


Philip Pöschl ist Obmann des Vereins „Safer Surfing“.


 

Wo sehen Sie die Gefahr(en) der Verführung?
 
Pöschl: Im uneingeschränkten Zugang zu Pornographie im Internet für Jung und Alt.

 

Damit meine ich, dass heute Kinder im Alter von fünf, sechs Jahren im Internet unterwegs sind und die Eltern oft sehr naiv, ahnungslos sind. Die Kinder kommen ungeschützt in alle Bereiche hinein. Das jüngste Kind, das wir begleitet hatten, war sechs Jahre alt. Es konnte weder lesen noch schreiben, aber es hat Pornographie gesurft im Internet, es hat die richtigen Worte gefunden.

 

Auch die Naivität der Eltern ist eine Herausforderung mit Aussagen wie: „Mein Kind würde so etwas nie tun, wir sind eine gute Familie, wir reden über alles.“ Eltern meinen, wenn man den Computer zu Hause schützt, dann sei alles in Ordnung. Aber gerade junge Leute sind heute in den Schulen herausgefordert, in Zeiten von Smart-Phones. Hier wird aktiv Pornographie gesurft. Hier üben Schüler auf Mitschüler Druck aus, indem sie von ihnen wissen wollen, wie etwa die Porno-Darstellerin auf dem Smart-Phone heißt. Wenn man es nicht weiß, ist man out in der Klasse ...
 
Wie kommen Kinder wieder davon los?
 
Pöschl:  Wichtig ist, nicht zu meinen, dass er oder sie der/die einzige ist, der/die ein Problem damit hat, sondern dass man Schritte setzt und sagt: „Ich gehe nach außen, ich rede mit einem guten Freund darüber.“ Oder einen Priester oder einen Jugendleiter aufzusuchen, um mit ihm zu reden. ?...! Damit Jugendliche nicht allein mit dem Problem zu Rande kommen müssen.

 

Ich weiß es aus meiner eigenen Erfahrung, ich war selbst jahrelang unterwegs in Sachen Pornographie-Konsum. Es war wichtig, nach außen zu gehen, um Hilfe zu suchen, nicht allein zu bleiben  mit der Sache.

 

Wichtig ist es auch, zu erkennen, wo das Vakuum im Herzen ist. Pornographie ist oft ein Symptom für etwas, das tiefer liegt. In unserer Gesellschaft dreht sich alles um uns selbst, weniger um Beziehungen zu anderen Menschen. Es entsteht ein Vakuum, das dann mit Pornographie schnell gefüllt wird. Es ist spannend und füllt kurzzeitig diese Lehre…! Und lässt einen nach einer Weile wieder leer zurück.

 

Es gilt zu entdecken, dass Sexualität abseits von Pornographie etwas Erfüllendes, etwas von Gott Geschenktes ist. Und dabei den Geschlechtsakt nicht isoliert zu sehen, sondern das Vielfältige, das zu echter Liebe gehört, etwa die alten christlichen Prinzipien wie Vertrauen, Treue, bis dass der Tod uns scheidet.

 

Jugendliche sollten wissen: Schon ein bisschen Pornographie ist ein Problem, ihr verbaut euch etwas, weil Sexualität einfach nicht so ist.
 
Wie können Eltern ihre Kinder „schützen“?
 
Pöschl: Es braucht u. a. auch gewisse Computerzeiten: Wenn Kinder nach Mitternacht im Internet surfen, müssen die Eltern aufwachen und sagen: „Moment, du machst ja auch nicht um zwei Uhr in der Früh deine Hausaufgaben.“

 

Hier gilt es, weise zu sein und rechtzeitig das Gespräch zu suchen. Und nicht erst mit 14, 15 Jahren „das“ Gespräch zu haben. Da ist es schon viel zu spät. Im deutschsprachigen Raum kommen die Kinder durchschnittlich im Alter von 12,5 Jahren das erste Mal mit Pornographie in Berührung. Es ist jeder Computer im Haus ein offener Porno-Kanal. Wie man da filtern kann, das ist entscheidend (Kindersicherung, www.safersurfing.eu). Bei Radio und Fernsehen wird im Unterschied zum Computer gefiltert, da kann nicht alles reingegeben werden. Im Internet hingegen ist alles zu finden.

     
Interview: Stefan Kronthaler

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