Als „außergewöhnliche“ Zusammenkunft und „lebhaften Ausdruck des Zusammenlebens in Harmonie“ hat Papst Benedikt XVI. das Weltfriedenstreffen von Assisi gewürdigt. „Dieses Treffen steht für Milliarden Männer und Frauen in aller Welt, die sich energisch für die Förderung von Gerechtigkeit und Frieden einsetzen“, sagte der Papst. Solche Treffen seien selten, zeigten jedoch, dass Menschen verschiedener Traditionen Tag für Tag friedlich miteinander leben und arbeiten könnten, betonte Benedikt XVI.
Papst Benedikt XVI. hatte sich zum Auftakt des interreligiösen Friedens-Gipfels in Assisi besorgt über anhaltende religiös motivierte Gewalt in der Welt geäußert. „Dass Religion Gewalt motiviert, muss uns als religiöse Menschen tief beunruhigen“, sagte Benedikt XVI. Dabei räumte er „voller Scham"“ ein, dass auch im Namen des christlichen Glaubens in der Geschichte Gewalt ausgeübt wurde.
Gewalt und Unfrieden sei heute oft eine Folge der Abwesenheit Gottes. Das Nein zu Gott habe „Grausamkeiten und eine Maßlosigkeit der Gewalt hervorgebracht“, die erst möglich werde, weil der Mensch keinen Richter mehr über sich anerkenne, sondern sich selbst zum Maßstab nehme. Darüberhinaus erlebe man heute eine „Verwahrungslosung“ des Menschen, einen „geistigen Klimawandel“, sagte der Papst. Geld, Besitz und Macht erwiesen sich als eine „Gegenreligion, in der der Mensch nicht mehr zähle sondern nur der eigene Vorteil“.
Neben Religion und Anti-Religion gebe es heute aber noch eine weitere Grundorientierung: Menschen, die keiner Religion angehörten und nicht glaubten, die aber nach der Wahrheit, nach dem Guten und nach Gott suchten, führte der Papst aus. Ihr Ringen und ihre Fragen seien damit auch ein Anruf an die Glaubenden, ihren Glauben zu reinigen, damit der wirkliche Gott zugänglich werde.
Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., rief auf, sich gegen „eine Entstellung“ der religiösen Botschaft und ihrer Symbole durch Gewalt zur Wehr zu setzen. Der Generalsekretär der Internationalen Konferenz der islamischen Schulen, Achmad Hasyim Muzadi, forderte eine gründlichere religiöse Bildung, um die Gläubigen gegen einen Missbrauch der Religion für politische, kulturelle oder wirtschaftliche Zwecke zu immunisieren. Der Ehrenprimas der Anglican Community, Erzbischof Rowan Williams, hob das Ideal der brüderlichen Verbundenheit aller Menschen als gemeinsames Gut der Religionen hervor. Als Vertreter des israelischen Oberrabbinats stellte David Rosen heraus, dass Glaubende auch nach einem höheren, göttlichen Frieden streben sollen.
Auf Wunsch des Papstes nahmen auch vier Vertreter des dialogbereiten Agnostizismus – darunter auch der ehemalige Chef der KPÖ Walter Baier – am Weltfriedenstreffen teil. Baier bezeichnete das Treffen in Assisi als „eindrucksvoll“, vor allem auch was die Breite der Teilnehmer, das hohe intellektuelle Niveau und die Einbeziehung nichtreligiöser Menschen betreffe.
Mit einem eindringlichen Appell zu Frieden und Gerechtigkeit endete das Friedenstreffen der Weltreligionen 2011. Die Delegierten verurteilten in einer Abschlusserklärung jede Form von Terror und Gewalt. Freiheit und Frieden könnten nur durch gegenseitiges Vertrauen garantiert werden. Jede Religion müsse, so Benedikt XVI., „im Namen Gottes Gerechtigkeit, Frieden, Vergebung, Leben und Liebe“ auf der Erde verbreiten.
kap/ aha