„Engel Gottes,
mein Beschützer!
Dir hat Gottes Vaterliebe mich anvertraut.
Erleuchte, beschütze, regiere und leite mich heute.
Amen.“
So lautetete das Gebet, das Angelo Giuseppe Roncalli, den späteren Papst Johannes XXIII., seit seiner Kindheit begleitet hat. Der Papst, der zeitlebens zu seinem Schutzengel eine innige Beziehung pflegte, lud einen Monat vor Konzilsbeginn, am 9. September 1962, in der Basilika „Maria degli Angeli“ zu einem Gebet für das Konzil.
Zwei Gebete prägten den Tagesablauf Roncallis: am Abend der Rosenkranz und zu Tagesbeginn der „Engel des Herrn“. Sein Apostolischer Brief „Il religioso convengno“ („Das Rosenkranzgebet für den gerechten Frieden der Völker“) vom 29. September 1961 gilt als erster Vorbereitungsschritt für die bedeutende Enzyklika „Pacem in terris“.
Vor 130 Jahren, am 25. November 1881 geboren, war Angelo Giuseppe Roncalli nach der Priesterweihe und verschiedenen Diensten von 1925 bis 1934 Päpstlicher Visitator, dann Delegat in Bulgarien.
Wenig bekannt ist, dass Roncalli als Nuntius in Istanbul (1935-1944) vielen Juden auf ihrer Flucht aus dem nazibesetzten Europa geholfen hat. Es wird bezeugt, dass er mindestens 24.000 Juden mit Kleidung, Geld und Papieren unterstützt hatte. 1945 bis 1952 war er Nuntius in Paris, 1953 bis 1958 Patriarch von Venedig. Am 28. Oktober 1958 wurde er zum Papst gewählt, am 3. Juni 1963 starb Johannes XXIII. Am 3. September 2000 wurde der Konzilspapst seliggesprochen.
Seine tief in der Tradition wurzelnde Frömmigkeit und seine realistische und gleichzeitig positive Einstellung zum Älterwerden und zum Tod faszinieren bis heute. Das Psalmwort „Unsre Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz“ (Psalm 90,12) war Roncallis Leitmotiv für den dritten Lebensabschnitt.
Er pflegte zeitlebens mit liebevoller Hingabe die Kultur des Briefeschreibens. Bis zur Papstwahl sind fast 800 Briefe an Verwandte im heimatlichen Sotto il Monte erhalten, in denen er mit Rat und (auch) Tat der Groß-Familie beigestanden hatte. Während der fünf Jahre seines Pontifikats sind es dann nicht einmal mehr ein Dutzend, weil er den Eindruck der Vetternwirtschaft vermeiden wollte.
Mit der von ihm geliebten „Nachfolge Christi“ des Thomas von Kempis mühte er sich ein Leben lang um die im 23. Kapitel genannten „vier Dinge“:
Roncalli schöpfte aus vier verlässlichen Quellen:
Geprägt war Roncalli – als Kirchenhistoriker – vom heiligen Karl Borromäus, eine der großen Gestalten des Konzils von Trient. Geistlich nahe stand ihm die heilige Therese vom Kinde Jesus.
Im zweiten Teil des faszinierenden Buches zeichnet der Rektor der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz, Ewald Volgger OT, ein beeindruckendes Bild von Loris Francesco Capovilla, dem Sekretär des seligen Papstes.
Stefan Kronthaler
Hubert Gaisbauer
Ruhig und froh lebe ich weiterÄlter werden mit Johannes XXIII. |
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