Samstag 11. Januar 2025
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Theologie ist immer kirchlich

(6.11.2011) Hochkarätige Tagung in Heiligenkreuz:


„Es gibt keinen Widerspruch zwischen Kirchlichkeit und Wissenschaft“, sagte Kardinal Christoph Schönborn am Rande der Tagung „Katholisch-Theologische Fakultäten zwischen ,Autonomie‘ der Universität und kirchlicher Bindung“, die vom 24. bis 25. Oktober  in Heiligenkreuz stattgefunden hat. Es gelte von Seiten der staatlichen Universitäten neu zu erkennen, welchen wichtigen Beitrag die Theologie im „Konzert der universitären Disziplinen“ leiste.


Für den Abt des Stiftes Heiligenkreuz, Maximilian Heim, ist die Frage nach dem Verhältnis  von Autonomie und kirchlicher Bindung eine „Überlebensfrage der Theologie als Wissenschaft“.


Als vatikanischer Vertreter in Bildungsfragen auf EU-Ebene verlas P. Friedrich Bechina eine Grußbotschaft des Präfekten der vatikanischen Bildungskongregation, Kardinal Zenon Grocholewski. Darin erinnerte Grocholewski, dass die Autonomie der Universitäten stets eine Autonomie im Ringen um das „wahrhaft Humane“ sei.


Als Rektor der Heiligenkreuzer Philosophisch-Theologischen  Hochschule Benedikt XVI. verwies P. Karl Wallner auf die auch innerkirchliche Relevanz des Tagungsthemas. So sei Theologie auch an staatlichen Fakultäten „immer auch Lebensgebäude“. Im öffentlichen Diskurs könne sich die Theologie nur dann glaubhaft behaupten, wenn sie zu einem Dialog bereit sei, „der auch das Lebenszeugnis des Lehrenden selbst umfasst“.

Intensiverer Dialog

Für einen intensiveren Dialog zwischen dem kirchlichen Lehramt und den Lehrenden an den Theologischen Fakultäten plädierte der Münsteraner Weihbischof Christoph Hegge. Dabei müssten sich die Lehrenden immer wieder vor Augen führen, dass sie gemeinsam mit dem katholischen Lehramt „im gleichen Auftrag und in der gleichen Sendung“ tätig seien.

 

Dass die moderne Universität durchaus von einem Blick in die eigene Geschichte lernen kann, demonstrierte der Wiener Kirchengeschichtler Thomas Prügl. So zeichneten sich die Universitäten des Mittelalters vor allem durch ein besonderes Ethos aus, das Lehrende wie Studierende verinnerlicht hatten. So sei es etwa ungefragter Konsens gewesen, dass die Weltordnung einem vernünftigen Aufbau folge und alle wissenschaftlichen Disziplinen diesem gemeinsamen Ziel der Erkenntnis dieser Ordnung verpflichtet waren.


Als „integralen Bestandteil der Universität“ hat Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle die Theologie bezeichnet. Da sie auf Texten und der rechten  Interpretation von Texten basiere und sich entsprechend ähnlicher Methoden wie etwa die Philologie bediene, sei „ihre Wissenschaftlichkeit per se gesichert“, unterstrich Töchterle.


In einer direkten Antwort auf den Vortrag Töchterles formulierte die Wiener Sozialethikerin Ingeborg Gabriel ihre Sorge, dass der Bologna-Prozess für die Fakultäten „auch zur Bedrohung“ geworden sei. So drohe das „strukturelle Element Überhand zu nehmen“ und – etwa in Form von dauernden Reformprozessen, Strukturänderungen und Evaluationen – das  „eigentliche Ziel“ der Universität „zu überwuchern“.

Kritik am Uni-Gesetz

Kritik am seit 2002 geltenden österreichischen staatlichen Universitätsgesetz übte der Wiener Kirchenrechtler Ludger Müller. Das geltende Recht strukturiere die Universitäten „strikt hierarchisch“ und auf die jeweilige Universitäts-Leitung hin. Dieser Struktur haben sich die jeweiligen Fakultäten unterzuordnen. Diese Regelung stehe in einem prinzipiellen Spannungsverhältnis zum kirchlichen Hochschulrecht, betonte Müller.

 

Anstelle einer hierarchischen Struktur setze das kirchliche Recht auf das Prinzip einer kollegialen Leitung. So gesehen könne das staatliche Recht im Blick auf eine zeitgemäße Organisationsstruktur gerade vom kirchlichen Universitätsrecht lernen, so Müller.

Jugend „sucht“ Gott

Die Perspektive des Jugendseelsorgers und Theologen brachte der Grazer Weihbischof Franz Lackner auf den Punkt. Es überrasche ihn immer wieder, wie groß – trotz aller religiösen Sprachlosigkeit – die Neugierde unter den Jugendlichen ist. Dies erfordere zugleich eine sensible Theologie und damit gut ausgebildete Religionspädagogen und -lehrer, die es schaffen,  die Glaubensgeheimnisse in die Sprache der Jugend zu übersetzen.

 

Im großen kirchlichen Projekt der Neuevangelisierung spielen auch die kirchlichen Hochschulen und theologischen Fakultäten eine wichtige Rolle: Das betonte der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng. Theologie soll die Studierenden immer zu einer „besseren Begründung und Vertiefung ihrer Beziehung zu Gott, zu Christus, zur Kirche“ führen.

 

Ein Plädoyer für ein enges Miteinander von Theologie und Kirche hielt die Wiener Theologin Marianne Schlosser. „Der Theologe ist ohne Bezug zur Kirche nicht zu denken“, so Schlosser. Seine theologische Freiheit könne „durchaus wagemutig sein“, sie spiele sich jedoch „immer innerhalb des Glaubens der Kirche“ ab und verdanke sich der Kirche.     

kap/kron

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