Samstag 11. Januar 2025
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Konklave im Kino

(6.11.2011) Nanni Moretti über seinen Film „Habemus Papam“.

Schon in seinem Film „La messa è finita“ („Die Messe ist aus“) im Jahr 1985 hat sich Schauspieler und Regisseur Nanni Moretti mit der katholischen Kirche auseinander gesetzt. Moretti verkörperte darin einen jungen hoch motivierten Priester, der schmerzhaft erfährt, dass seine Aufgabe in einer gewandelten Gesellschaft sehr herausfordernd ist. Der Film erhielt bei der Berlinale 1986 den Silbernen Bären.


Beim Wiener Filmfestival Viennale hat Moretti am 28. Oktober seinen neuen Streifen „Habemus Papam“ präsentiert, der am 8. Dezember regulär in unseren Kinos anläuft.

 

Kurz zum Inhalt: Nach dem Tod des Papstes (der Film zeigt Originalaufnahmen des Begräbnisses von Johannes Paul II.) ziehen die Kardinäle zum Konklave in die Sixtinische Kapelle ein. Mehrer Wahldurchgänge scheitern bis die Wahl auf den Franzosen Melville (Michel Piccoli) fällt. Dieser nimmt die Wahl zunächst an, sieht sich aber schließlich nicht in der Lage, das Amt auf sich zu nehmen. Mehrere Tage bleibt die Welt im Ungewissen, wer nun der neue Papst sei, bis Melville auf den Balkon tritt und in einer Rede seinen Verzicht erklärt.

Wechsel der Rollen

„Es ist kein realistischer Film über den Vatikan“, sagte Nanni Moretti in einem Gespräch nach der Präsentation seines Films in Wien. Vielmehr sei „Habemus Papam“ eine „schmerzhafte Komödie über die Tatsache, dass man manchmal im Leben ,Nein' sagen kann.“

 

Auslöser vieler komischer (und auch ernster) Situationen im Film ist, dass die Personen unerwartete Handlungen setzen. So gesteht ein Fernsehjournalist vor laufender Kamera seine absolute Ratlosigkeit ein (darüber, dass noch immer nicht bekannt gegeben wurde, wer der neue Papst ist).

 

Ein Psychoanalytiker (Nanni Moretti), der in den Vatikan gerufen wird, um sich um den Papst zu kümmern, kann das nicht tun, weil Melville den Vatikan heimlich verlassen hat. Er beginnt u. a., vor den Kardinälen die Bibel auszulegen. Einer der komödiantischen Höhepunkte im Film zum Thema „Rollen-Tausch“: Ein Schweizer Gardist muss regelmäßig den Vorhang im Schlafzimmer des Papstes bewegen und den Schatten des Papstes spielen, um dessen Anwesenheit zu suggerieren.


In der filmischen Tradition des italienischen Neorealismus lässt Moretti den Papst durch Rom streifen im Versuchn seine Gedanken zu ordnen. Er trifft auf eine Schauspieltruppe und erinnert sich an seinen Jugendtraum, Schauspieler zu werden. Nicht nur das lässt beim Ansehen des Films an Papst Johannes Paul II. denken. „Ich wollte den Schatten des vorangegangenen Papstes im Film spüren lassen, ohne zu übertreiben, sehr diskret“, so Nanni Moretti.


„Es ist kein Film, der wörtlich genommen werden will“, betonte der Regisseur. Ihm habe es gefallen, Situationen zu zeigen, die in Wirklichkeit so nicht vorkommen, „z. B. dass Melville so offen ist, mit völlig Fremden in Rom über seine Probleme zu reden“, und diese ihn dabei so annehmen, wie er ist.

Agathe Gansterer

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