Frieden im Heiligen Land kann es nur geben, wenn die Mauer, die die Palästinensergebiete der Westbank von Israel abtrennt, abgerissen wird. Zu dieser Überzeugung kam die österreichische Studentin Bettina Zangl nach einem dreimonatigen Friedenseinsatz vor Ort. Zangl war im Rahmen des „Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel“ (EAPPI) in Tulkarem in der Westbank stationiert.
Tulkarem sei durch den Bau der Mauer isoliert und die lokale Wirtschaft nahezu ruiniert worden. Viele palästinensische Bauern müssten Checkpoints passieren, um ihre Felder zu erreichen. Oft sei dies schwierig und langwierig, mitunter auch gar nicht möglich, berichtete Zangl. Wer in Israel Arbeit habe, müsse oft stundenlange Anfahrtswege bzw. Wartezeiten in Kauf nehmen. So sei es kein Wunder, dass Tulkarem die höchste Depressionsrate in der Region aufweise.
Die Mauer mache auch Begegnungen zwischen Israelis und Palästinensern praktisch unmöglich. Palästinensische Kinder würden Israelis nur mehr als Soldaten oder aggressive Siedler kennenlernen, bedauerte die Studentin. Auch viele Freundschaften könnten über die Mauer hinweg nicht mehr gepflegt werden. Das Sicherheitsargument für die Mauer wollte die Studentin nicht gelten lassen, da potenzielle Attentäter genügend Lücken vorfänden, um nach Israel zu gelangen.
Zangl war gemeinsam mit anderen EAPPI-Mitarbeitern regelmäßig an den Checkpoints präsent, um auf einen respektvollen und gewaltfreien Umgang zu achten. Weiters gehörte es auch zum Auftrag der Studentin, bei Demonstrationen vor Ort zu sein oder Kontakte zu palästinensischen und israelischen Friedens- und Menschenrechtsorganisationen zu pflegen. Auf beiden Seiten gebe es großartige Menschen, die sich trotz aller Rückschläge für den Frieden einsetzen. Besonderen Respekt habe sie vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der meist kleinen israelischen NGOs, berichtete Zangl. Diese müssten sich für ihr Engagement in der eigenen Gesellschaft rechtfertigen, umso mehr, als derzeit ein deutlicher Rechtsruck in der israelischen Gesellschaft und Politik feststellbar sei.
Die Mitarbeiter von EAPPI stünden nicht einseitig hinter den Palästinensern, betonte Zangl. Man verstehe sich als neutrale Organisation, die zu einer friedlichen Konfliktlösung beitragen wolle und gegen Menschenrechtsverletzungen auf beiden Seiten einschreite. Die EAPPI-Mitarbeiter versuchten, den Menschen das Gefühl zu geben, „dass sie in diesen schweren Zeiten nicht völlig allein und schutzlos sind“. Sie sehe die Aufgabe der Friedensarbeiterinnen deshalb auch darin, der notleidenden Bevölkerung eine Stimme im Ausland zu geben, so Zangl.
Das „Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel“ wurde im Jahr 2002 vom Weltkirchenrat ins Leben gerufen. Mittlerweile haben mehrere hundert Ökumenische Begleiterinnen und Begleiter aus aller Welt diesen gewaltfreien Dienst geleistet.
Die österreichische Koordination für EAPPI wird von der Diakonie Auslandshilfe, dem Internationalen Versöhnungsbund und der katholischen Friedensbewegung Pax Christi im Auftrag des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich gemeinsam getragen. Die Einsätze der „Ökumenischen Begleiter“ erfolgen ehrenamtlich und werden durch Spenden finanziert. (Informationen: www.oekumene.at)
kap